Kategorie Klima- & Umweltschutz - 3. September 2020

So bedroht Plastik das Ökosystem Meer

Weltweit entstehen fast 80 Millionen Tonnen Müll aus Kunststoffverpackungen, jedoch werden lediglich circa 10 Prozent durch Recycling wiedergewonnen. Eine erschreckende Tatsache, die sich ändern muss.

Die weltweite Kunststoffproduktion hat sich über die letzten 50 Jahre verzwanzigfacht und steigt weiter an. Produkte aus Plastik sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Während Plastik als starkes, langlebiges und vielseitiges Material auch viele Vorteile bringt, stellen Plastikabfälle auch ein globales Problem dar: Ein großer Teil der Plastikprodukte, die heute in Umlauf sind, ist nicht dafür konzipiert wiederverwendet oder recycelt zu werden. Der Einsatz von Plastik in Produkten übersteigt auch häufig jenes Ausmaß, das für die Funktionalität des Produktes notwendig ist. Zudem werden Plastikabfälle achtlos weggeworfen und landen so in der Umwelt, wo sie in die Nahrungskette von Tieren gelangen oder zu Mikroplastik zerfallen.

Keine perfekte Welle: Ein Surfer umgeben von Plastikmüll in Indonesien. © Zak-Noyle

Doch auch das Bewusstsein für die Probleme in Zusammenhang mit Plastikabfällen ist im Laufe der letzten Jahre stark angestiegen. Und auch die Europäische Union hat sich in jüngster Vergangenheit, etwa durch die Verabschiedung der Einwegplastik-Richtlinie, des Abfallpakets und der Europäischen Kunststoffstrategie diesem Problem angenommen. Mit Juli 2019 trat eine Richtlinie in Kraft, die die Verschmutzung der Natur durch Einweg-Plastik verringern soll. Somit soll ab 2021 die Produktion von Wattestäbchen, Tellern, Besteck, Trinkhalmen, Luftballonstäben, auch Plastikbechern und Lebensmittelverpackungen spürbar reduziert werden. Auch Österreich hat sich zum Ziel gesetzt Einwegkunststoffverpackungen bis 2025 um 20 Prozent zu verringern und ein Verbot von Einwegkunststofftragetaschen erlassen.

Meeresmüll

Plastikmüll und -partikel sind auch im Wasser immer deutlicher präsent, Kunststoff zieht so auch im Meer eine schmutzige Spur nach sich. Der Plastikmüll an Stränden und an der Wasseroberfläche ist nur die Spitze des Eisbergs der Verschmutzung der Meere, denn 99 Prozent der Plastikabfälle in europäischen Meeren sinken in große Wassertiefen und landen auf den ökologisch besonders empfindlichen Meeresböden. So werden die Kunststoffteile von Meeresbewohnern gefressen, welche in Folge daran sterben. Doch auch für den Menschen kann Plastik im Meer schwere Folgen haben: bei der Zerlegung von Plastik können giftige und hormonell wirksame Stoffe in die Meeresumwelt gelangen und vom Menschen aufgenommen werden.

Gemäß einer wissenschaftlichen Studie leisten schwimmende Barrieren, die Plastik einsammeln nur einen kleinen Beitrag zur Reinigung der Meere. Auch das Reinigen der Strände und das Einsammeln von Plastik an der Wasseroberfläche ist richtig, aber unzureichend. Das Plastikproblem kann auf diese Weise nicht gelöst werden. Vielmehr muss die Produktion, Konsumierung und Entsorgung von Plastik überdacht werden. Private Projekte wie „The Ocean Clean up“ sammeln das Plastik aus dem Meer, jedoch hat eine Studie festgestellt, dass auf diese Art in einem Zeitraum von 130 Jahren nur circa 5 Prozent der globalen Menge aus dem Meer holen.

Ein Pfandflaschensystem für Österreich

Dennoch gilt es weiterhin, Plastikmüll wenn möglich überhaupt zu vermeiden. Von Seiten des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sollen bis zum Herbst konkrete Details eines möglichen Einwegpfandsystems für Österreich entwickelt werden. Die entsprechende EU-Vorgabe zu Single-Use-Plastic muss erfüllt werden. Diese sieht vor, dass bis zum Jahr 2025 mindestens 77 und bis 2029 zumindest 90 Prozent der Getränkeflaschen aus Kunststoff getrennt werden. Die aktuelle Sammelquote in Österreich liegt bei 70 Prozent. Diese Lücke kann durch ein Pfandsystem geschlossen werden.

Service: Studie Möglichkeiten zur Umsetzung der EU-Vorgaben betreffend Getränkegebinde, Pfandsysteme und Mehrweg.