Kategorie Innovation & Technologie - 18. September 2017

Alles Palette

Die Europalette: Ein Recyclingprodukt, das üblicherweise verbrannt wird, sobald sie nicht mehr als Warenträger im Transport einsetzbar ist. Es gibt aber auch noch andere Verwertungsmöglichkeiten. Die Idee, diese Paletten vom Abfallprodukt zum Baumaterial umzufunktionieren, hatten Gregor Pils und Andreas Claus Schnetzer während ihres Studiums an der TU Wien.

Im Rahmen eines Wettbewerbs entwickelten die beiden Architekten ein sogenanntes Palettenhaus. Die Aufgabe, ein ökologisch nachhaltiges Gebäude zu entwickeln, wurde durch den Einsatz von 800 gebrauchten Paletten als Grundbaustoff gelöst. Sie werden sowohl für Fußboden-, Decken- und Wandelemente als auch für den Sonnenschutz eingesetzt. Die Verwendung anderer Materialien wurde auf ein Minimum reduziert.

© palettenhaus.com

Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit und Ökologie

Dieses ungewöhnliche und mittlerweile zur Serienreife gebrachte Palettenhaus ist ein Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit und Ökologie: Die Paletten gibt es bereits zu je fünf Euro, die Dämmung in den Zwischenräumen der Paletten sorgt für geringe Heizkosten. Die Zwischenräume der Paletten dienen als Installationsebenen für diverse Leitungen und Belichtungskörper. Das anfallende Regenwasser wird über das Dach abgeleitet, in einem Wasserspeicher gesammelt und als Spülwasser für die Toilette wiederverwendet. Durch die vorgefertigten Module besteht zudem die Möglichkeit, das Haus bei einem Wohnsitzwechsel mitzunehmen. Das Gebäude kann einfach in seine Einzelteile zerlegt werden und an anderer Stelle wieder zusammengesetzt werden.

Auch international fand dieses Projekt jede Menge Anerkennung: Bereits 2008 wurde das Palettenhaus mit dem französischen Architekturpreis „GAU:DI“ ausgezeichnet und auf der Architekturbiennale in Venedig präsentiert. Danach folgten Ausstellungen in Wien, Linz und Brüssel beim European Economic and Social Committee/Overshootday 2009. Ebenso 2009 wurde das Palettenhaus im Rahmen des Programms „Haus der Zukunft“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) als Passivhaus weiterentwickelt und zur Serienreife gebracht. Im letzten Jahr startete zeitgleich mit der 15. Architekturbiennale in Venedig eine Dauerausstellung in der Architektur- und Innovationszone der Blauen Lagune in Wiener Neudorf.

2017 wurde das Haus-Projekt „Palettenhaus“ in der Blauen Lagune (Wiener Neudorf) eröffnet. In Zukunft soll dieses Haus auch ein zentraler Treffpunkt für junge Kreative aus dem Architektur-, Innenarchitektur und Designbereich werden: Ein Ort der Begegnung, des Austauschs, der Entwicklung von gemeinsamen Ideen und Projekten und natürlich des Networkings.

Für das Demoprojekt in Südafrika wurde ein neuer, holzsparender Typ in Tonnenform entwickelt, der für den Aufbau 1:1 vor Ort mit Stroh gedämmt, mit Lehm ausgefacht und klimagerecht mit einer Blechdeckung versehen wurde. Das Projekt wurde südlich von Johannesburg in einem Township realisiert.

„Bauen der Zukunft muss sich nicht nur mit Energieeffizienz sondern auch mit Ressourcenschonung auseinandersetzen. Das Palettenhaus soll dazu beitragen, über die nachhaltige Nutzung und die Wiederverwendung von Materialien nachzudenken“, sind sich Andreas Claus Schnetzer und Gregor Pils einig.

 

INFObox: Das vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) initierte Programm „Haus der Zukunft“ strebt an, energierelevante Innovationen im Gebäudebereich einzuleiten bzw. ihre Markteinführung oder -verbreitung zu forcieren. Mit dem Forschungs- und Technologieprogramm „Haus der Zukunft Plus“ sollen neue Spitzentechnologien entwickelt werden. Die industrielle Umsetzung innovativer Technologien soll somit vorangetrieben und in der Folge sichtbare Demonstrationsgebäude bzw. Modellsiedlungen erbaut werden. Als Teil des Projekts „Stadt der Zukunft“ stehen Gebäude und urbane Energiesysteme im Fokus, um das Arbeiten, Leben und Wohnen sowie Verkehr und Produktion in den Städten umweltfreundlicher und energieeffizienter zu gestalten.