Kategorie Klima- & Umweltschutz - 6. November 2020

Klimakrise & die Schlüsselrolle des Finanzsektors

Das Umweltbundesamt hat eine erste umfassende Analyse von Klimarisiken im österreichischen Finanzmarkt vorgelegt. Demnach kommt dem Finanzsektor eine Schlüsselrolle für die Reduktion der Klimarisiken und für ein klimaneutrales Österreich 2040 zu. Die Erkenntnisse werden durch die Ergebnisse des Forschungsprojekts RiskFinPorto gestützt.

Ein grüner Anstrich vor der Börse reicht nicht aus: Investitionen und Finanzierungsentscheidungen haben einen großen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen der kommenden Jahrzehnte. © Wolfgang Eilmes

Klimabedingte Risiken für Wirtschaft und Finanzmärkte sind hochrelevant und auch der österreichische Finanzmarkt ist davon betroffen. Der Ausstoß von Treibhausgasen und die zunehmende Erderhitzung wird zunehmend zum Risiko- und Kostenfaktor. Bei einem Roundtable des Klimaschutzministeriums (BMK) zum Thema Green Finance wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts RiskFinPorto von Vertretenden der österreichischen Finanzwirtschaft präsentiert.

Unter der Leitung des Umweltbundesamtes wurde in den letzten beiden Jahren in einem unabhängigen Forschungsprojekt untersucht, welche Risiken für den österreichischen Finanzmarkt durch die Klimakrise erwachsen und wie der Finanzmarkt mit diesen Risiken umgeht. RiskFinPorto liefert die erste umfassende Analyse von Klimarisiken im österreichischen Finanzmarkt.

„Investitionen in den Klimaschutz spielen bei der notwendigen Belebung der Wirtschaft eine zentrale Rolle. Investitionen und Finanzierungsentscheidungen haben dabei einen großen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen der kommenden Jahrzehnte“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Der Finanzsektor und nachhaltige Investitions- und Finanzierungsentscheidungen seien somit wesentliche Bausteine am Weg zur Erreichung der Klimaziele und für eine grüne Wirtschaftsbelebung.

»Finanzflüsse müssen klimafreundlich werden«

Im Projekt RiskFinPorto, ein Forschungsprojekt, gefördert aus Mitteln des Austrian Climate Research Programme (ACRP) des Klima- und Energiefonds, wurden unter anderen über 200 Akteure aus Banken, Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften, Pensions- und Vorsorgekassen, Aufsichtsbehörden, Wissenschaft, NGOs, Politik und Verwaltung befragt. Darüber hinaus wurden in Workshops und Fokusgruppen die Forschungsergebnisse diskutiert und mögliche Lösungen erarbeitet.

Was kostet uns die Klimakrise?

„Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müssen alle Finanzflüsse in eine klimafreundliche Richtung gelenkt werden. Der Finanzbereich ist ein Schlüsselsektor für das Gelingen der Energiewende. RiskFinPorto liefert dafür in Österreich eine wesentliche Grundlage für die weitere Politikgestaltung“, erklärt Ingmar Höbarth, Co-Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds.

„Bei der Umfrage 2018 hat nur knapp ein Drittel angegeben, dass sich Mitglieder des Vorstands für das Management für Klimarisiken engagieren. Dass dies grundsätzlich notwendig wäre, darüber waren sich allerdings alle befragten Expertinnen aus dem Finanzsektor bewusst. Neben dem Commitment von Vorstandsmitgliedern sind Aus- und Weiterbildung sowie förderliche rechtliche Rahmenbedingungen entscheidende Hebel, um die klimafreundliche Ausrichtung von Portfolios zu fördern“, fasst Natalie Glas die Ergebnisse zusammen.

 

RiskFinPorto – Die Ergebnisse im Überblick:

  • Der Finanzsektor ist ein Schlüsselakteur für die Bewältigung der Klimakrise
  • Die Fonds österreichischer Vermögensverwalter haben den größten Klima-Fußabdruck, und einen relativ hohen Anteil von Investitionen in Treibhausgas-intensive Sektoren.

Der ATX ist ab 2025 auf einen +6°C Pfad ausgerichtet und deutlich stärker gegenüber Klimarisiken, die aus der Transformation des Wirtschaftssystems resultieren, ausgesetzt.

Ein Vergleich der nachhaltigen Fonds mit konventionellen Fonds zeigt, dass

  • nachhaltige Fonds deutlich weniger gegenüber Klimarisiken exponiert sind,
  • die ökonomische Performance nachhaltiger Fonds jedenfalls vergleichbar ist.
  • und Fonds mit besonders hoher Treibhausgas-Intensität, ein signifikant ungünstigeres Rendite-Risiko-Profil als nachhaltige Fonds haben.
  • Ökologisch nachhaltige Fonds sind nach wie vor Nischenprodukte und nicht frei von fossilen Investments.

Der Anteil jener Finanzunternehmen, die Klimarisiken systematisch managen bzw. diese ins Kerngeschäft integrieren, ist gering.

  • Obwohl es 100 Prozent der befragten Stakeholder als notwendig erachten, klimawandelbedingte Risiken und Chancen vorausschauend zu managen, haben weniger als 35 Prozent angegeben, dies auch zu tun. Betrachtet man die verschiedenen Akteursgruppen, so zeigt sich, dass etwa 40 Prozent der Investoren, aber nur 28 Prozent der Banken Klimarisiken systematisch managen.

Partner im Projekt RiskFinPorto

Die Ergebnisse wurden unter der Leitung des Umweltbundesamtes gemeinsam mit GreenAlpha, WU Wien, ISS ESG, Günsberg Politik- und Strategieberatung, Sattler & Schanda Rechtsanwälte und SouthPole erarbeitet.

Die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt, das aus Mitteln des Austrian Climate Research Programme (ACRP) des Klima-und Energiefonds gefördert wurde, sind u.a. ein wichtiger Baustein für die Entwicklung der Green Finance Agenda von BMK und BMF. Diese zielt darauf ab, Kapital für klimafreundliche Investitionen zu mobilisieren, Klimarisiken zu reduzieren und Transparenz und Langfristigkeit im Finanzsektor zu fördern. Um die Risiken für den Finanzmarkt zu minimieren und dessen Stabilität zu erhöhen, haben auch die Aufsichtsorgane des Finanzmarkts, FMA und OeNB mit den Projektpartnern von RiskFinPorto zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie den Leitfaden zum Management von Nachhaltigkeitsrisiken für den Finanzsektor entwickelt, der im Juli 2020 veröffentlicht wurde.

Erfahren Sie hier mehr über detaillierte Berichte des Projekts RiskFinPorto 

Erste österreichische Klimaverträglichkeitsprüfung für Finanzportfolios