Kategorie Innovation & Technologie - 11. November 2020
Wirtschaft & Klimaschutz: 28 Millionen Euro für Innovations- und Energieforschungsprojekte
Standort Österreich wird klimafreundlicher und damit wettbewerbsfähiger
Das Klimaschutzministerium (BMK) hat den Startschuss für neue Förderungen von Klimaschutzinnovationen gegeben. 28 Millionen Euro werden über den Klima- und Energiefonds „für die Wirtschaft von heute und das Klima von morgen“ bereitgestellt, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Gefördert würden so 22 Innovations- und Energieforschungsprojekte, die in Forschungseinrichtungen und Unternehmen umgesetzt werden sollen.
Gemeinsame Ziele der Projekte sind die Reduktion von Emissionen und das Zurverfügungstellen von leistbarer, klimafreundlicher Energie, womit auch der Standort Österreich gestärkt werden soll.
Die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung geben dabei das Tempo vor: Die nun startenden Projekte sollen rasch marktreif sein und damit den Standort Österreich im globalen Wettbewerb stärken. Wie kurz der Weg von der Forschung in den Markt sein kann, zeigt das österreichische Entsorgungsunternehmen Saubermacher. Gemeinsam mit Projektpartnern haucht der Umweltpionier gebrauchten Batterien aus der E-Mobilität ein zweites Leben ein – und ist damit weltweit Vorreiter für dieses Akku-Recycling und aktiver Mitgestalter eines sich wandelnden Energiesystems. Von der Idee über die Förderung bis zur Umsetzung vergingen lediglich drei Jahre.
„Die Projekte, die nun starten, bringen uns der klimaneutralen Zukunft ein wichtiges Stück näher und stärken dabei die heimische Wirtschaft“, so Gewessler. „Der Standort Österreich wird klimafreundlicher und damit wettbewerbsfähiger, kurbelt unsere Wirtschaft an und sorgt für Green Jobs.“ Die Klimakrise als große Frage der Gegenwart brauche die Bündelung aller Kräfte.
Vorzeigeregion Energie: Investitionen in die Energie- & Klimazukunft als Konjunkturmotor
Gefördert werden Projekte aus dem Energieforschungsprogramm und in den Vorzeigeregionen Energie des Klima- und Energiefonds. Beide Förderprogramme gelten als zentrales Instrument, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Sie zeigen zudem, dass eine Energieversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien mit Innovationen aus Österreich machbar ist.
Gelingen soll das durch eine Vielzahl an Kooperationen von Unternehmen mit Forschungseinrichtungen, in Summe sollen bis 2021 120 Millionen Euro an Fördergeldern fließen. „Einerseits schaffen wir so viele regionale Green Jobs, andererseits binden wir die Bevölkerung aktiv in die Projekte ein. Wir wollen Neugierde bei den Bürgerinnen und Bürgern wecken und ihnen den Nutzen der innovativen Technologien näherbringen“, betont Klima- und Energiefonds Co-Geschäftsführerin Theresia Vogel.
Weltweit einzigartig: 2. Leben für E-Auto-Akkus
Ein Förderprojekt, das 2017 unter dem Dach der Vorzeigeregion Green Energy Lab gestartet wurde und schon jetzt im Markt angekommen ist, beschäftigt sich mit der Entwicklung von Batteriespeichersystemen aus alten E-Auto-Batterien. Mit der Initiative SecondLife4Batteries erprobt man erstmals mittels eines großtechnischen Speichers die Glättung von Lastspitzen beim Stromverbrauch, auch peak shaving genannt, sowie die Energierückgewinnung im industriellen Kontext. Zum Einsatz kommen gebrauchte E-Auto-Akkus, die für den Fahrzeugantrieb nicht mehr geeignet sind, jedoch noch über einen hohen Wirkungsgrad von rund 80 Prozent verfügen.
Konkret unterstützt der SecondLife Speicher beim Hochfahren einer Recyclinganlage des Entsorgungsunternehmens Saubermacher am Standort Premstätten in der Steiermark. Auch ein spezielles Analyse-Gerät für die rasche Beurteilung des State of Health einer Alt-Batterie und ein Planungstool für die automatische Speicherdimensionierung wurden entwickelt. Das Forschungsprojekt wird von den Partnern Saubermacher Dienstleistungs AG, Grazer Energieagentur GmbH, AVL List GmbH, AVL DiTEST GmbH, Smart Power GmbH & CoKG, Energie Steiermark AG umgesetzt und mit Mitteln aus dem Programm „Vorzeigeregion Energie“ des Klima- und Energiefonds unterstützt.
„Wenn mehr und mehr Strom aus erneuerbaren Energien in unsere Verteilnetze fließen soll, dann braucht es dafür Energiespeicher, die für die optimale Integration und für eine kostenoptimale Stromnutzung sorgen“, so Ralf Mittermayr, Vorsitzender des Vorstands Saubermacher Dienstleistungs AG. Hier kämen Batteriesysteme aus der Elektromobilität ins Spiel, die nach einiger Zeit im Betrieb zwar nicht mehr leistungsstark genug für anspruchsvolle Mobilitätsanwendungen seien, aber noch für ein Second Life in Speicher-Anwendungen taugen.
Diese Projekte gehen ab sofort in die Umsetzung
Ein Großteil des Förderbudgets fließt in die Vorzeigeregionen Energie, wo elf der 22 Projekte in die Umsetzung starten.
New Energy for Industry: Spitzentechnologien pro emissionsfreie Industrie
In der Vorzeigeregion Energie NEFI (New Energy for Industry) starten vier neue Projekte mit einem Projektvolumen von 6,7 Millionen Euro, die mit 3,4 Millionen Euro gefördert werden. Die NEFI-Forschungsprojekte demonstrierten innovative Technologien zur Effizienzsteigerung und Emissionsreduktion in der heimischen Industrie. Im Zentrum der Entwicklung stehen dampferzeugende Wärmepumpen, die Abwärme wieder in den Prozess einbinden, Trocknungsprozesse, die mit neuartiger Sensorik und digitalen Methoden energetisch optimiert werden, sowie die Entwicklung und Demonstration des Konzepts einer grünen Gießerei.
Das Ziel ist eine zunehmende Dekarbonisierung der Produktion zu erreichen. Ein weiterer Fokus ist die optimale Nutzung sowohl von Flexibilitäten als auch von volatilen erneuerbaren Energieträgern sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle an der Schnittstelle zwischen Industrie und Stromnetz. Die Technologien werden in der Faserproduktion, in der Dämmstoffproduktion, in der Lebensmittelindustrie sowie in der Aluminiumverarbeitung demonstriert und haben zudem ein hohes Multiplikationspotential.
Die Dekarbonisierung, also der Weg aus der Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgas, der Industrie sei ein wichtiger Baustein für das Erreichen der Klimaziele betont auch KLimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Die neuen Projekte setzen den erfolgreichen Weg der Entwicklung neuer Technologien bis zur Demonstration fort, zeigen das hohe Potenzial der Effizienzsteigerung und Emissionsreduktion in der heimischen Industrie auf.“ Zudem sicherten und schafften sie vielfach Arbeitsplätze in den Regionen und könnten so zusätzlich für einen klimafreundlichen Wirtschaftsstandort Österreich sorgen.
Green Energy Lab: Innovationslabor im Realbetrieb
Mit den fünf Projekt-Neuzugängen werden unter dem Dach des Green Energy Lab nun insgesamt 20 Projekte mit einem Volumen von 70 Millionen Euro koordiniert und begleitet. War die Themenpalette der Forschungsinitiative zuvor bereits vielfältig, so erweitert sich das Spektrum einmal mehr. Projekte in insgesamt vier Themenbereichen, die auf den Erkenntnissen der laufenden Projekte aufbauen und diese in wichtigen Bereichen erweitern und ergänzen, gehen an den Start: von der Systemflexibilisierung bei Wärmesystemen und der Entwicklung von Speicherlösungen über die Testung des viel diskutierten Modells der Energiegemeinschaften bis hin zu – neu im Themenspektrum der Forschungsinitiative – integrierten Mobilitätslösungen.
Das Projekt #BEYOND reagiert auf die komplexen Herausforderungen am Energiemarkt: den wachsenden Anteil erneuerbarer #Energie, viele dezentrale Einspeiser, private Stromspeicher, künftige Stromverbrauchszunahme durch Elektrifizierung (zB. #emobility) etc ▶️https://t.co/9BPrL0zn0a pic.twitter.com/MPrMlobSqG
— Klima+Energiefonds (@klimafonds) October 29, 2020
Durch den direkten Zugang zu mehr als fünf Millionen Menschen über die als Gründungsmitglieder beteiligten Energieversorgungsunternehmen Wien Energie, EVN, Energie Burgenland und Energie Steiermark bietet das Green Energy Lab eine einzigartige Möglichkeit, angreifbare Musterlösungen für die Energiezukunft auf ihre Markttauglichkeit zu testen.
„In unserer Innovationsoffensive treibt das Green Energy Lab eine Menge zukunftsträchtiger Projekte voran, die entscheidend zur Problemlösung bei vielen Herausforderungen im Bereich erneuerbarer Energie beitragen“, so Theresia Vogel. So werden im Leitprojekt „Car2Flex“ bi-direktionale Gleichspannungs-Ladesäulen entwickelt und Ladestrategien bei drei Anwendungsfällen (private und gewerbliche Anwendung, sowie Carsharing-Konzepten) im Bereich Elektromobilität getestet.
Ebenfalls Teil dieses Themenbereichs ist das Projekt AC/DC, das intelligente, bi-direktionale Ladetechnologien entwickelt und erprobt, um sie optimal in lokale Energienetze integrieren zu können. Lokale Energienetze sind auch ein Schlüsselaspekt in „Räumliche Energieplanung für die Energiewende II“, die die im Vorprojekt etablierten Planungsansätze zur Integration von wärmebezogenen Fragestellungen in den hoheitlichen Planungsprozessen auf die Sektoren Strom und Mobilität ausdehnen wird. Gemeinsam mit den großen regionalen Energienetzbetreibern werden eine integrierte Gesamtbetrachtung Strom-Wärme-Mobilität inklusive Optionen zur Sektorkopplung als Grundlage für die Planung entwickelt.
Auch das Projekt UCERS setzt auf Dezentralität und Vernetzung und entwickelt eine flexibel einsetzbare Plattform für zukünftige Energiegemeinschaften. Damit soll die Bildung und der Betrieb regionaler, kleinräumiger Erzeuger- und Verbrauchergemeinschaften auf Basis erneuerbarer Energie ermöglicht werden.
Für die Entwicklungen von innovativen Speicherlösungen soll im Rahmen des Projekts SEKOHS Theiß ein hybrides Energiespeichersystem entwickelt und untersucht werden. Durch die Integration von Wärme- und Batteriespeicher, Photovoltaik, Fernwärme und Wasserkraft wird ein hoch-flexibles Energiesystem konzipiert und erprobt, das den Anteil erneuerbarer Energie steigert.
WIVA P&G: Zukunftshoffnung Wasserstoff
Im Rahmen der Wasserstoff-Vorzeigeregion WIVA P&G werden nun 2 Projekte, mit rund 48 Mio. Euro Gesamtinvestition, neu starten: „Underground Sun Storage 2030“ und „UpHyII“. Underground Sun Storage 2030 erforscht die großvolumige, saisonale Speicherung von erneuerbarer Energie. Diese soll dabei in Form von reinem Wasserstoff in ausgeförderten Erdgaslagerstätten gespeichert werden.
Die Zusammenarbeit lohnt sich! Das Positionspapier der @wiva_pg zum Thema "Rechtsrahmen für Wasserstoff und Power-to-X" ist wichtige Grundlage für die Produktion von grünem Wasserstoff & Anwendung von klimaneutralem Wasserstoff @klimafonds @theresiavogel https://t.co/FTnpbY22aT
— WIVA P&G (@wiva_pg) July 30, 2020
Das Projekt „UpHyII“ soll zum ersten Mal in Österreich eine komplette grüne Wasserstoff-Wertschöpfungskette industriellen Maßstabs von der Herstellung, Verteilung und Nutzung in Verkehr und Industrie demonstrieren. WIVA P&G zeigt auf, dass ein flächendeckender Einsatz von Wasserstoff in den unterschiedlichsten Anwendungsfeldern möglich ist. Gegenwärtig betreut WIVA P&G acht Innovationsprojekte mit einem Gesamtbudget von rund 79 Mio. Euro. Darüber hinaus sind aber noch weitere große sektorübergreifende Anstrengungen entlang der gesamten Innovationskette erforderlich. www.wiva.at
Green Recovery: So gelingt der ökologische Wirtschaftsaufschwung