Kategorie Klima- & Umweltschutz - 20. Mai 2021

Artenvielfalt: Nationalparks schützen Österreichs wertvolles Naturerbe

Eine Analyse von Umweltbundesamt und Universität Wien zeigt: In den österreichischen Nationalparks sind mehr als 70 Prozent der wichtigsten heimischen Artengruppen vertreten.

Anlässlich des Internationalen Tags der Artenvielfalt am 22. Mai präsentierten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Peter Rupitsch, Obmann von Nationalparks Austria und Helmut Gaugitsch vom Umweltbundesamt eine neue Analyse zur biologischen Vielfalt in den Nationalparks. Diese besagt, dass dort mehr als 70 Prozent der wichtigsten heimischen Artengruppen vertreten sind. Die Nationalparks sind damit Biodiversitätshotspots des Landes.

© Stefan Leitner

Die Studienpräsentation fand anlässlich des 50 Jahre Jubiläums der Österreichischen Nationalparks statt. Die Österreichischen Nationalparks sind landschaftlich wertvolle Gebiete und Hotspots der heimischen Artenvielfalt. 87 Prozent der Säugetier-Arten, 94 Prozent der Brutvogel-Arten, 79 Prozent der Reptilien-Arten, 86 Prozent der Amphibien-Arten, 81 Prozent der Fisch-Arten und 69 Prozent der Pflanzen-Arten Österreichs wurden in den letzten Jahren nachgewiesen. Das zeigt die heute präsentierte Analyse, die vom Umweltbundesamt erstellt wurde, klar auf.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler dazu: „Für viele gefährdete und seltene Arten zählen die Nationalparks zu den letzten Rückzugsorten des Landes. Mit der Analyse ‚Wir schützen Österreichs Naturerbe‘ liegt nun erstmals eine Gesamtschau der österreichischen Artenvielfalt in den Nationalparks vor. Und die Ergebnisse sind wirklich erfreulich: Mehr als zwei Drittel der wichtigsten heimischen Artengruppen kommen in unseren Nationalparks vor. Damit wir unsere wertvolle Natur in Österreich langfristig erhalten, arbeiten wir im Klimaschutzministerium an der Biodiversitätsstrategie und haben den Biodiversitätsfonds um 50 Millionen Euro aufgestockt.“

Die Studie ergibt weiters, dass 80 Prozent der von der EU als schützenswert definierten Lebensräume in den heimischen Nationalparks zu finden sind. Die Nationalparks in den Alpen ergänzen sich dabei bestens mit den Nationalparks in der Ebene und im Waldviertel. Während die Vielfalt bei Pflanzen und Lebensraumtypen in den Alpen liegt, sind die Donau-Auen und Neusiedler See-Seewinkel Hotspots der Fisch- bzw. Vogel-Diversität in Österreich.

Helmut Gaugitsch, fachlicher Leiter für biologische Vielfalt im Umweltbundesamt, ergänzt: „Für Arten, die in der Kulturlandschaft keine Überlebensmöglichkeiten haben, weil sie auf ungestörte, natürliche Ökosysteme angewiesen sind, bilden Nationalparks wichtige Rückzugsgebiete. Die österreichischen Nationalparks bieten vielen gefährdeten Arten und Lebensräumen einen solchen Schutz“.

Im Zuge der Pressekonferenz wurde auch das heurige 50 Jahre Jubiläum der Nationalparks Austria hervorgehoben. Denn mit der Unterzeichnung der Vereinbarung in Heiligenblut vor 50 Jahren am Fuße des Großglockners nahm die Nationalparkentwicklung in Österreich ihren Anfang. Damit wurde ein wichtiges Zeichen für den nachhaltigen Schutz der unberührten Natur gesetzt. Zwischen 1981 und 2002 wurden die Nationalparks Hohe Tauern, Neusiedler See-Seewinkel, Donau-Auen, Kalkalpen, Thayatal und Gesäuse gesetzlich eingerichtet. Heute schützen sechs international anerkannte Nationalparks die letzten Naturlandschaften des Landes. Dabei sind Nationalparks weit mehr als nur Naturschutzgebiete, denn Bildung, Besuchererlebnis und das Ermöglichen von Forschungen zählen genauso zu den Kernaufgaben eines Nationalparks.

Seit ihrer Gründung erfassen die sechs österreichischen Nationalparks die Vielfalt ihrer Fauna und Flora. Das Umweltbundesamt und das Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien haben diese Daten erstmals in einer umfassenden Studie zusammengeführt. Die Gesamtschau illustriert die Bedeutung der Nationalparks für den Naturschutz.

„Nach 50 Jahren ist Österreich auch zu einem Land der Nationalparks geworden“ so Peter Rupitsch, dienstältester Direktor in Österreich und Obmann des Vereins Nationalparks Austria. „Das verbindende Element der österreichischen Nationalparks ist das Wasser – dieses spielte nicht nur in der Entstehung der einzelnen Nationalparks eine große Rolle, sondern prägt auch heute noch die Schutzgebiete. Von den großen Gletscherflächen, über freie Flüsse bis hin zum Steppensee – das Wasser ist die gemeinsame Basis der Nationalparks und ein Garant für die natürliche Dynamik.“

Mehr Biodiversität im Wald

Bereits am Montag wurden Pläne der Bundesforste vorgestellt, wie integrative, ökologische Waldwirtschaft mit mehr Biodiversität im Wald kombiniert werden kann. Bei einem Lokalaugenschein im Wienerwald wurde unter Beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler das Modell einer integrierten, ökologisch orientierten Waldbewirtschaftung vorgestellt.

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„Unsere Vielfalt in der Natur ist unsere Lebensversicherung. Sie ist Grundlage für unsere Lebensmittel, unsere Baustoffe, unsere Medizin und wertvoller Erholungsraum für uns Menschen. Ein intakter Wald ist zudem ein wertvoller CO2 Speicher und damit auch essentiell im Kampf gegen die Klimakrise“, so Gewessler zur Bedeutung der Wälder. Zudem führt Gewessler ihre Vorhaben für mehr Waldschutz in Österreich weiter aus: „Der Schutz und Erhalt unserer heimischen Wälder ist mir ein wichtiges Anliegen. Mit der Bundesregierung tragen wir mit dem Waldfonds dazu bei, dass unsere Wälder klimafit werden. Und mit der Biodiversitätsstrategie 2030, die wir derzeit erarbeiten, werden wir die Artenvielfalt in Österreich langfristig sichern. Damit wir unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten übergeben können.“

Meilenstein im Naturschutz: Österreichs bedeutendstes Wildnisgebiet wird auf doppelte Fläche erweitert

Bei der unter dem Titel „Ökologisches Landschaftsmanagement“ laufenden Initiative werden zunächst alle Forstreviere der Bundesforste auf ihre naturschutzfachlichen Besonderheiten analysiert und danach für jedes Revier passende Maßnahmen abgeleitet. „Wir erfassen, welche besonderen Tier- und Pflanzenarten vorkommen und welche seltenen Lebensräume, Waldgesellschaften oder auch Naturdenkmäler in einem Revier vorhanden sind“, erläutert Christina Laßnig-Wlad, Leiterin des Naturraummanagements, die Vorgehensweise. Danach geht es an die Umsetzung. „Für rund 30 Forstreviere wurden bereits Öko-Pläne erstellt, weitere zehn sind in Ausarbeitung. Bis Ende des Jahres 2021 wird es für mehr als ein Drittel aller unserer Flächen – weit über 300.000 Hektar – solche Öko-Pläne geben“, erklärt Laßnig-Wlad. Im Lauf der nächsten Jahre sollen dann die Pläne für alle weiteren in Summe 120 Forstreviere folgen. Um eine gute Umsetzung zu gewährleisten, werden die Pläne periodisch überprüft. „Entscheidend ist, dass die Maßnahmen in die laufende Waldbewirtschaftung gut integriert werden können.“

Bienenbuchten, Wildnishecken, Biotopbäume & Trittsteine

Eine Bienenhecke am Waldsaum, abgestorbene Baumstämme als XXL-Hotel für Käfer, Pilze und Flechten oder kleine Wildnis-Ecken als Vogel-Paradies: Oft entfalten kleine Maßnahmen eine große ökologische Wirkung. Das Bundesforste-Revier Breitenfurt im Biosphärenpark Wienerwald, in dem der Lokalaugenschein stattfand, ist eines der ersten Reviere, in dem die neuen Öko-Pläne bereits Beispiel gebend umgesetzt wurden. In dem Wirtschaftswald nahe Wien werden jedes Jahr rund 13.000 Festmeter Holz geerntet und damit die heimische Möbel-, Holz- und Sägeindustrie und lokale Biomassekraftwerke versorgt.

Zwischen den mächtigen Buchen und stämmigen Eichen befinden sich jedoch jede Menge Öko-Nischen: „An einem Waldsaum etwa wurde eine artenreiche Wildbienenhecke gepflanzt – hier sind zahlreiche Wildsträucher zu finden wie Spindelstrauch, Kornelkirschen, Wildrosen, Weiß- und Schlehdorn, Hartriegel und Felsenbirnen“, erzählt Revierleiter Joachim Graf. „Zusätzlich bietet die Wildhecke den mehr als 50 Wildbienenarten im Revier ein reiches Futter- und Nahrungsangebot. Aber auch für viele Vogelarten wie Rotkehlchen, Zilpzalp und Mönchsgrasmücke oder Kleinsäuger wie die Haselmaus ist sie ein begehrter Unterschlupf.“ Absterbende Baumstämme, sogenanntes Totholz, und besonders dicke, alte Bäume, sogenannte Biotopbäume, werden bewusst am Waldort belassen und von mehr als 4.500 Insekten-, Käfer-, Pilz- und Flechtarten gerne besiedelt. Sie nutzen Totholz als Lebensraum, Nahrungsquelle, Überwinterungs-, Brut- und Zufluchtsplatz.

Höhere Biodiversität in Mischwäldern

Der Mischwald im Modellrevier Breitenfurt zeigt sich als naturnahe Waldgesellschaft und idealtypischer Wald der Zukunft mit einer enormen Vielfalt an Baumarten: Hain- und Rotbuchen, Zerr- und Traubeneichen, Vogelkirschen, Rotkiefern, Fichten, Tannen und Lärchen, die den nachwachsenden Rohstoff Holz liefern, sind hier zu finden. Seltene Baumarten, die im Revier natürlicherweise vorkommen, wie Speierling, Elsbeere, Holzbirne oder Wildapfel, werden bewusst gefördert. Darüber hinaus werden jedes Jahr zumindest 150 Stück seltener Gehölzarten pro Revier gesetzt. Ein Netz von ökologischen Trittsteinen verbindet Lebensräume verschiedener Tier- und Vogelarten wie die des Mittelspechts, Alpenbockkäfers oder der Mopsfledermaus. Weitere Maßnahmen sind etwa das Anlegen von Feuchtbiotopen wie Amphibientümpel oder die Renaturierung von Lebensräumen wie Mooren, Steinbrüchen oder Uferbereichen von Seen oder Fließgewässern.

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