Kategorie Klima- & Umweltschutz - 21. Oktober 2020

BMK richtet Biodiversitäts-Fonds ein

Klimaschutz- und Umweltministerin Leonore Gewessler hat am Mittwoch die Einrichtung eines Biodiversitäts-Fonds angekündigt, der im ersten Jahr 2021 im Rahmen des Klimaschutz-Budgets mit fünf Millionen Euro dotiert sein wird. Die finanziellen Mittel würden in den weiteren Jahren steigen. „Damit wollen wir beginnen, Projekte zu unterstützen, die unsere wunderbare Natur, unsere Lebensgrundlagen schützen.“

© Naturparke Österreich

Österreich ist ein Land der Vielfalt und zählt mit seinen rund 68.000 Arten zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas. Dieser Umstand ist jedoch massiv in Gefahr: Österreich liegt mit einem Anteil von 83 Prozent der Arten mit mangelhaftem oder sogar schlechtem Zustand an vorletzter Stelle des Rankings der EU-Umweltagentur. „Das ist ein klarer Handlungsauftrag, denn die Artenvielfalt ist unsere Lebensversicherung“, so Gewessler.

Im ersten Jahr 2021 soll der Biodiversitäts-Fonds vor allem für zwei Schwerpunkte herangezogen werden: Forschung und Monitoring sowie Bewusstseinsbildung. Dabei geht es etwa um die Förderung von Forschungsprojekten, ein Insekten-Monitoring, eine Kampagne zur Artenvielfalt in Österreich, um Projekte der Zivilgesellschaft unter Einbindung der Jugend oder der BMK-Initiative vielfaltleben mit einem großen Netezwerk auf Gemeindeebene.

© BMK/Perwein

Umweltschutzorganisationen begrüßten den Schritt. Für den WWF ist der Fonds ein wichtiges Signal, um die Biodiversitätskrise einzudämmen. „Die neue Strategie muss einen Aktionsplan mit verpflichtenden Zielen, Vorgaben und Zuständigkeiten enthalten, sagte WWF-Artenschutzexperte Arno Aschauer und verwies gleichzeitig auf alle anderen Ressorts, die sich ebenfalls dem Schutz der Biodiversität widmen und in ihre Gesetze und Verordnungen integrieren sollten. „Insbesondere das Landwirtschaftsministerium ist hier gefordert“, sagt der WWF-Experte mit Blick auf die laufende Reform der milliardenschweren EU-Agrarförderungen, von denen bisher viel zu wenig für den Schutz der Biodiversität verwendet wird.

Auch der Naturschutzbund Österreich sieht in der Initiative viele Chancen: „Damit wird erkannt, dass Biodiversität und Klima in der Krise sind und es für die Bewältigung beider Krisen Ressourcen braucht. Klar ist aber auch, dass das erst der Anfang sein kann“, sagte Naturschutzbund-Präsident Roman Türk.

Biodiversitäts-Strategie: Großes Interesse & Engagement zum Erhalt der Artenvielfalt

„Ein Ausbau der Bereiche Forschung und Bewusstseinsbildung ist ein richtiger erster Schritt. … Fakt ist: Der ungebremste Biodiversitätsverlust stellt weltweit ein existenzielles Umweltproblem dar, wie nicht zuletzt der am Montag veröffentlichte State of nature-Bericht der EU-Umweltagentur bestätigt hat“, sagte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.

Neben der Einrichtung des Biodiversitäts-Fonds wird auch weiterhin an der Biodiversitätsstrategie gefeilt, in die auch Ergebnisse der erst vor einem Monat zu Ende gegangene öffentliche Konsultation zum Thema einfließen weren. Das Interesse an dieser öffentlichen Konsultation war sehr hoch, erste Ergebnisse lieferten für alle beteiligten Institutionen äußerst aufschlussreiche Erkenntnisse, die von Expertinnen und Experten des BMK sowie des Umweltbundesamtes vertiefend analysiert worden. Im nächsten Schritt folgt ein erster Entwurf für die Biodiversitätsstrategie 2030. Dieser Entwurf des BMK wird in die Nationale Biodiversitätskommission eingebracht und ausführlich mit allen zuständigen Akteuren rund um Biodiversität in Österreich abgestimmt. Auch die im Mai 2020 von der Europäischen Kommission vorgelegten Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 werden mit einfließen.

Die Nationale Biodiversitäts-Kommission setzt sich zusammen aus: BMK, BMLRT, BMDW, BMEIA, BMF, BMBWF, BMSGPK sowie Landwirtschaftskammer, Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund, Österreichischer Haus- und Grundbesitzerbund und Vertreter*innen der Bundesländer, Vertreter*innen der Land & Forstbetriebe Österreichs, des Gemeindebunds, Städtebunds, Nationalparks Austria, Österreichischer Jagdverband, Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz und Bundesämter (UBA, AGES, BFW, BAW), Umweltdachverband, Universitäten (BOKU, Universität Wien, ÖAW) und NGOs.