Kategorie Klima- & Umweltschutz - 7. Juni 2021
Weltumwelttag: Warnung vor dem »Point of no Return«
Seit 1972 findet am 5. Juni der Weltumwelttag statt. In Erinnerung an die Eröffnung der ersten Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt in Stockholm an jenem Tag haben die Vereinten Nationen den 5. Juni zum jährlichen Tag der Umwelt erklärt. An diesem World Environment Day soll das Bewusstsein dafür gestärkt werden, dass es vor allem der Mensch selbst ist, der Vielfalt und Stabilität der Umwelt unseres Planeten bedroht.
„Wir stehen vor einem dreifachen Umweltnotstand“, hielt UN-Generalsekretär Antonio Guterres in seiner Botschaft anlässlich der 49. Begehung diese Tages fest. Guterres nannte den Verlust der Artenvielfalt, Klimawandel und die „stark zunehmende“ Verschmutzung. Mit hoher Geschwindigkeit würden wir alle auf den „Point of no Return“ zusteuern.
Dies sei der Punkt, ab dem es für unseren Planeten kein Zurück mehr gebe, denn „zu lange schon rodet die Menschheit die Wälder der Erde, verschmutzt ihre Flüsse und Ozeane und pflügt das Grasland, als gäbe es kein Morgen“, hieß es in der Botschaft. Bereits heute beeinträchtigte die Zerstörung der Natur das Wohlergehen von 3,2 Milliarden Menschen – das sind 40 Prozent der Weltbevölkerung.
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Wir hätten zwar Glück, dass die Erde resilient sei, jedoch brauche sie unsere Hilfe, sagte der amtierende UN-Sekretär. Noch sei Zeit, daher wurde die Dekade der Vereinten Nationen für die Wiederherstellung der Ökosysteme ausgerufen. Zehn Jahre, das sei der Zeitraum, der laut der Wissenschaft als letzte Chance verbleibt, eine Klimakatastrophe abzuwenden, die tödliche Flut der Verschmutzung aufzuhalten und das Artensterben zu beenden.
BMK mit Vielzahl an Maßnahmen gegen die Klimakrise
Dem dreifachen Umweltnotstand antwortet die UN-Webseite zum Weltumwelttag 2021 oder auf Englisch World Enviroment Day 2021 mit dem Motto „Reimagine. Recreate. Restore“ und dementsprechend fordert auch Guterres einen „Dreischritt“: „Wir müssen unsere Wälder aufforsten und schützen. Wir müssen unsere Flüsse und Meere reinigen. Wir müssen unsere Städte grüner gestalten“, und gelänge uns das, schützen wir damit nicht nur die Ressourcen unseres Planeten, „sondern schaffen bis 2030 auch Millionen neuer Arbeitsplätze, erwirtschaften jährliche Gewinne von über sieben Billionen Dollar und tragen zur Beseitigung von Armut und Hunger bei“, so die zuversichtliche Prognose des Generalsekretärs. Die UN-Dekade für die Wiederherstellung der Ökosysteme sei jedenfalls ein weltweiter Aufruf zum Handeln.
„Der Erhalt unserer schönen Umwelt und der Kampf gegen die Klimakrise sind die großen Herausforderungen unserer Zeit. In Österreich, in Europa und auf der gesamten Welt. Der Tag der Umwelt erinnert uns daran, dass wir uns dieser Aufgabe an jedem einzelnen Tag stellen müssen. Denn nur, wenn wir diese Krise meistern, sichern wir unser Leben und das Leben künftiger Generationen auf diesem Planeten“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Österreich wolle auch zur „Dekade zur Wiederherstellung der Ökosysteme“ beitragen. „Ja, wir werden unseren Beitrag leisten, damit uns der Schutz unseres Klimas und der Erhalt unserer Natur gelingt“, so die Ministerin.
Das Klimaschutzministerium (BMK) setzt demnach aus diesem Grund auf eine Vielzahl an Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase. Neben dem Bahnausbau und der Einführung des 1-2-3-Tickets im Verkehr, der Umstellung auf 100 Prozent heimischen Ökostrom bis 2030, gehören auch der Biodiversitätsfonds zum Erhalt der Artenvielfalt und konkrete Schritte zur Reduktion des Plastikmülls in der Natur dazu.
Österreichs Artenvielfalt unter Druck
Eng verknüpft mit der Klimakrise ist auch der Verlust an biologischer Vielfalt, sie wirken gegenseitig sogar verstärkend. Die Wiederaufforstung, Sanierung von Böden und Wiederherstellung von Feuchtgebieten, Schaffung grüner Oasen, auch in Städten, ist notwendig, um eine bis 2030 merkbare Eindämmung des Klimawandels zu erreichen.
Im Auftrag von Greenpeace haben Wissenschaftler:innen die Artenvielfalt in Österreichs Bundesländern untersucht. „Das stille Sterben – Die Artenkrise in Österreich“ heißt die 75-seitige Bestandsaufnahme zur Biodiversität. Die Bilanz fällt, wie aus dem Titel erkennbar, nicht sehr positiv aus. Grundsätzlich wäre die Artenvielfalt in Österreich zwar hoch, laut Studie seien aber 39 Prozent aller Tierarten gefährdet, 59 Prozent der Biotoptypen bedroht. Und die Klimakrise zeitigt ihren negativen Einfluss.
Täglich sterben global 150 Arten aus mit katastrophalen Folgen für ganze Ökosysteme und schlussendlich den Menschen, stellt die NGO fest. Der Rückgang der Artenvielfalt sei auch in Österreich erschreckend und die Klimakrise spiele ein zunehmende Rolle: „Denn für bereits gefährdete Tier- und Pflanzenarten werden sich die Bedingungen durch Wetterextreme, zunehmende Hitze und neu eingewanderte Arten empfindlich verschlechtern“, erklärte Lukas Meus, Biodiversitätsexperte bei Greenpeace in Österreich. Vom Flusskrebs in Wien bis hin zum Schneehuhn in Tirol – anhand konkreter Beispiele zeigt die Studie bereits bedrohte oder in Zukunft gefährdete Arten auf.
Artenvielfalt: Nationalparks schützen Österreichs wertvolles Naturerbe
Ob Auwälder oder Almwiesen, Biologen und Biologinnen unterscheiden 488 Biotoptypen, die in Österreich vorkommen, über 54.125 Arten wurden beschrieben, die Artenzahl wird auf über 68.000 geschätzt. Und mindestens 784 dieser Tier- und Pflanzenarten sind Endemiten: sie kommen ausschließlich in Österreich und nirgendwo sonst auf der Welt vor, berichtet Greenpeace. Zwar sind 71 Lebensraumtypen demnach nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geschützt und werden so alle sechs Jahre bewertet. Aber nur 18 Prozent dieser Lebensräume befinden sich in einem günstigen Erhaltungszustand.
Die Artenvielfalt ist jedenfalls umfassend gefährdet, das betrifft 39 Prozent aller Tierarten Österreichs, mehr als jede zweite Wirbeltierart ist bereits ausgestorben oder bedroht. Mehr als die Hälfte, nämlich 59 Prozent der Biotoptypen in Österreich sind von vollständiger Vernichtung bedroht, stark gefährdet oder gefährdet und auch 33 Prozent aller Farn- und Blütenpflanzen gelten als gefährdet.
Greenpeace hält fest, dass ein umfassendes Monitoring-Programm fehlt. Die Roten Listen der Bundesländer seien bis auf Vorarlberg nicht aktuell. Es brauche eine dringende Priorisierung des Biodiversitätschutzes in allen Handlungsfeldern der österreichischen Politik, auch Förderungen, Subventionen und Gesetze sollten hinsichtlich ihrer Wirkung überprüft werden.
Tag der Erde: BMK gibt Startschuss für österreichweites Monitoring der Artenvielfalt