Kategorie Innovation & Technologie - 23. September 2021
Blutkonserve wurde erstmals in Österreich per Drohne transportiert
Die Hilfsorganisation hat erstmals eine Blutkonserve per Drohne ausliefern lassen, und zwar automatisch.
Alle 90 Sekunden braucht ein Mensch in Österreich eine Blutkonserve. Wenn ein Krankenhaus Nachschub bestellt, setzt sich ein Auto mit Fahrer in Bewegung, um das lebensrettende Blut zu liefern. Das Rote Kreuz erprobt jetzt neue Wege, um dabei Zeit und Ressourcen zu sparen: Erstmals wurde eine Blutkonserve per Drohne ausgeliefert. Und zwar vollautomatisch. Die Aktion ist symbolisch, der Flug von der Rotkreuzbezirksstelle Lilienfeld ins nahegelegene Landesklinikum dauerte nur wenige Minuten, aber sie zeigt, wie Drohnen in Zukunft das Helfen erleichtern können.
„Bereits jetzt verwenden wir Drohnen, etwa bei Personensuchen oder zur raschen Lageerhebung nach größeren Unfällen“, erklärte Bundesrettungskommandant Gerry Foitik vom Roten Kreuz: „Blutkonserven mit Drohnen auszuliefern ist ein weitere vielversprechende Anwendung.“
„Die enge Zusammenarbeit und Risikoanalyse von Behörde, Wissenschaft und Industrie war für den Erfolg des Projekts entscheidend“, betonte auch Magnus Brunner, Staatssekretär im Klimaschutzministerium (BMK). „Um Menschen in Not zu helfen, sind Erreichbarkeit und Zeit wesentliche Faktoren.“ Mit dem Transport von Blutkonserven hätten das Rote Kreuz und alle Partner:innen bewiesen, dass der Anwendungsbereich von Drohnen weit über die Erkennung von Gefahren und die Suche von Menschen hinaus geht. „Mit der nationalen Umsetzung des EU-Drohnenregulativs und den kürzlich in Kraft getretenen Regelungen im Luftfahrtgesetz haben wir Rahmenbedingungen für eine sichere Drohnennutzung geschaffen.“
Alle 90 Sekunden braucht 1 Mensch in Österreich eine Blutkonserve. Wenn ein Krankenhaus Nachschub bestellt, setzt liefert 1 Auto mit Fahrer_in das lebensrettende Blut. Aber könnte es auch schneller gehen? Erstmals wurde 1 Blutkonserve per #Drohne ausgeliefert. 1/1 pic.twitter.com/E5Dk1iiujT
— Margit Draxl (@MargitDraxl) September 22, 2021
Eine Änderung der EU-Vorschriften hat erste Erleichterungen gebracht, doch die Sicherheitsauflagen sind hoch. Flüge wie der in Lilienfeld müssen detailliert beantragt werden. Holger Friehmelt, Institutsleiter Luftfahrt an der FH JOANNEUM, hat das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Die nötigen Technologien sind weltweit vorhanden. Hier konnten wir mit österreichischem Know-how erstmals demonstrieren, wie man in engem Zusammenspiel mit der Zulassungsbehörde in einer Realumgebung einen sinnhaften Transport ermöglichen kann“, sagt er. „Dabei gilt es alle Beteiligten einzubinden. Neben dem Roten Kreuz waren das in dem Fall die Fernüberwacher des Fluges, Anrainer und nicht zu vergessen der gut ausgebildete Ingenieursnachwuchs, für den sich spannende neue Tätigkeitfelder auftun. Deshalb ist diese Flug Demo für die FH JOANENUM mit seinen Luftfahrtstudiengängen auch so spannend.“
Die eingesetzte Logistikdrohne Falcon B werde etwa von DHL in China verwendet, sagte Andreas Perotti, Chief Marketing Officer (CMO) Europe des Herstellers EHang: „Damit können wir Pakete bis zu fünf Kilogramm mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h rund 20 Kilometer weit transportieren – und das vollautomatisiert.“ Die technische Herausforderung eines automatischen Fluges besteht laut Aussendung darin, die Komplexität zu beherrschen – und bei der Positionierung ständig kollisionsfreie Backup-Pfade zu berechnen, also Rückzugsmöglichkeiten, die von der optimalen Flugbahn abweichen.