Kategorie Energie - 27. April 2023
Weltpremiere für geologischen Wasserstoffspeicher in Oberösterreich
Zwei Jahre nach Projektstart sind heute in Gampern im Bezirk Vöcklabruck der weltweit erste Wasserstoffspeicher in einer ausgeförderten unterirdischen Erdgaslagerstätte in Betrieb genommen worden. Mit dem Underground Sun Storage, so der vollständige Name des Projekts, will die dabei federführende RAG AG den Nachweis erbringen, dass überschüssige erneuerbare Energie aus Wind- oder Solaranlagen vom Sommer in den Winter geschoben werden kann.
„In Gampern zeigen wir vor, was möglich und notwendig ist, um die sichere Versorgung mit grüner Energie das ganze Jahr über zu gewährleisten und damit die Energiewende zu stemmen“, so Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria, die passenderweise seit 2018 für Renewables and Gas anstelle von Rohöl-Aufsuchungs AG steht.
Sollte diese Pionierarbeit im großem Maßstab umsetzbar sein, wäre das von herausragender Bedeutung für die Energiewende – und auch für Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Behörden zur strategischen Weiterentwicklung der Energiesysteme. Durch die Ergebnisse des Demonstrationsprojekts wird es möglich, die Gasspeicher mit ihren enormen Speichervolumina im Energiesystem der Zukunft auch als Wasserstoff- und Grünstromspeicher neu zu positionieren.
Gerade in Österreich gäbe es laut Projektverantwortlichen mit seinen idealen geologischen Strukturen und bestehenden, modernen Speicherkapazitäten ein großes Potenzial. So wäre es möglich, die Erzeugung von erneuerbarer Energie und ihren kurzfristigen Verbrauch zu entkoppeln und Versorgungssicherheit mit grüner Energie ganzjährig zu ermöglichen.
Wasserstoff macht Sonne & Wind speicherbar
Wasserstoff gilt als ein wesentlicher Baustein zur Erreichung der Klimaziele und zur Erhöhung der Versorgungssicherheit mit Energie. Wasserstoff kann ohne CO2-Emissionen erzeugt werden und lässt sich sauber und flexibel in allen Sektoren einsetzen – ob für Anwendungen in der Industrie, in der Wärme- und Stromerzeugung oder in der Mobilität. Das Entscheidende aber ist seine großvolumige Speicher- und Transportierbarkeit in einer bestehenden, nahezu unsichtbaren Infrastruktur.
„Ein rascher Wasserstoffhochlauf ist unabdingbar. Es reicht nicht, den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren. Der Sonnen- und Windstrom der Sommermonate muss speicherbar gemacht und so in den Winter gebracht werden, wenn Wind nicht konstant, Sonne und Wasser nicht ausreichend Energie liefern, um den erhöhten Bedarf zu decken“, so Mitteregger. Expert:innen gehen bis 2030 allein in Österreich von einem saisonalen Energietransfer von zehn TWh pro Jahr aus. Underground Sun Storage sei nun „der erste Schritt in diese Richtung, auf den weitere folgen müssen“, erläutert Mitteregger die Notwendigkeit, erneuerbare Energien in Form von Wasserstoff speicherfähig zu machen, um die sichere Versorgung mit Energie zu gewährleisten.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sieht im Projekt, wie die sichere Versorgung mit sauberer, leistbarer Energie künftig funktionieren wird. Der RAG sei es hier gelungen, „internationale Maßstäbe“ zu setzen und zu zeigen, wie der Umbau zu einem klimaneutralen Österreich gelingt. „Wenn wir einen Speicher für fossiles Gas zu einem Speicher für grünen Wasserstoff umbauen können, ist das ein Schritt in die grüne Energiezukunft. Mit diesem Wissen kann Österreich im globalen Wettbewerb ganz oben mitspielen.“
Klima- und Energiefonds Geschäftsführer Bernd Vogl hebt das hervorragende Team aus Wissenschaft und Wirtschaft für seine „richtungsweisende Ergebnisse Richtung 100% erneuerbares Energiesystem“ samt „rascher Klimawirkung“ hervor. „Es ist bemerkenswert, mit welchem Engagement und Exzellenz hier innovative Projekte entwickelt werden und unsere Jury jedes Mal auf Neue überzeugen. Wir freuen uns schon auf weitere Schritte zur breiten Umsetzung und weitere Initiativen.“
Unter der Leitung der RAG Austria als Initiator und Technologieführer wird bis 2025 in der maßgeschneiderten Demonstrationsanlage Wasserstoff erzeugt und unterirdisch in einer Gaslagerstätte gespeichert, um künftig in der Region stofflich oder energetisch genutzt zu werden oder auch direkt über Wasserstoffkraftwerke der Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme zu dienen.
Die Projektpartner Axiom Angewandte Prozesstechnik GmbH, Energie AG Oberösterreich, Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität Linz, EVN AG, HyCentA Research GmbH, K1-MET GmbH, Technische Universität Wien, Universität für Bodenkultur Wien, VERBUND, Verein WIVA P&G und voestalpine Stahl GmbH begleiten das Projekt mit interdisziplinär technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen für die Energiezukunft.
Ergänzt werden diese Untersuchungen durch die Entwicklung von geeigneten Aufbereitungstechnologien, die Modellierung von künftigen Energieszenarien und von techno-ökonomischen Analysen. Dazu gehören:
- Wasserstoff als Ersatz für fossiles Erdgas
- Direktverwendung in der energieintensiven Industrie
- Aufbereitungsbedarf und -technologie
- Verwertungsmöglichkeiten des Wasserstoffs mit hoher Reinheit