Kategorie Energie - 10. Juli 2023
Netzinfrastrukturplan vorgestellt: So wird unser Energiesystem fit für die Klimaneutralität
Das Klimaschutzministerium hat heute den ersten österreichischen integrierten Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) präsentiert. Mit diesem Plan wird der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem und der dafür notwendigen Infrastruktur dargelegt. Dabei kombiniert der Plan die Bereiche Strom und gasförmige Energieträger um einen umfassenden Überblick zu ermöglichen. Nun haben alle Beteiligten bis zum 1. September Zeit, ihre Stellungnahmen zum Entwurf abzugeben.
Die Erstellung des Netzinfrastrukturplanes ist im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz vorgegeben und wurde in den vergangenen Monaten gemeinsam mit unterschiedlichen Expert:innen ausgearbeitet. Darunter das Umweltbundesamt, die Österreichische Energieagentur, die Montanuniversität Leoben, TU Wien, TU Graz, Frontier Economics und viele weitere, sowie Stakeholder aus allen relevanten Bereichen. Er ist ein zentrales Puzzlestück des grünen und erneuerbaren Energiesystems.
Dafür wurde ein Modell entwickelt, um eine langfristige Planung für den Infrastrukturausbau zu ermöglichen. Das beinhaltet detaillierte Analysen zu Erzeugungspotentialen erneuerbarer Energien, Szenarien für den Energieverbrauch und welche Leitungen dafür erforderlich sind. Der Plan zeigt: Das Energienetz in Österreich ist gut ausbaut. Am Weg zur Klimaneutralität braucht es jedoch weiteren Ausbau im Bereich der Stromnetze und den gezielten Umbau des fossilen Gasnetzes auf ein klimaneutrales Wasserstoffnetz.
Auch gasförmige Energie wird in einer klimaneutralen Zukunft weiter benötigt, wird aller Voraussicht nach aber eine neue Rolle einnehmen, denn während sie im Bereich der Niedertemperatur weitgehend verschwinden, werden sie insbesondere in der Industrie und für ein ausgeglichenes Stromsystem gebraucht. Für grünes Gas und grünen Wasserstoff soll das heutige Gasnetz umgebaut und redimensioniert werden, um uns bei der Klimaneutralität und Energiesicherheit helfen zu können.
„Der Österreichische Netzinfrastrukturplan ist unsere Karte für eine erneuerbare Energiezukunft. Die Klimaneutralität braucht die Energiewende. Und die Energiewende braucht gute und passende Netze. Deshalb planen wir jetzt vorausschauend und energieträgerübergreifend die notwendige Infrastruktur. Damit sie dann fertig ist, wann wir sie brauchen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Österreich hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 eines der ersten klimaneutralen Länder zu werden. Schon bis 2030 soll der Stromverbrauch bilanziell zu hundert Prozent aus Erneuerbaren Energien abgedeckt werden. Der integrierte österreichische Netzinfrastrukturplan macht nun auch die Energieinfrastruktur bereit für diesen Umstieg.
Thomas Kienberger, Leiter des Lehrstuhls Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben sieht in integrierten, energieträgerübergreifend entwickelten Energienetze „eine wesentliche Verbesserung“ zur Integration von volatilen erneuerbaren Energiequellen. Zudem würden sie helfen, „Zukunftstechnologien zielgerichtet zu integrieren, um ein möglichst energieeffizientes Gesamtenergiesystem zu erreichen“.
Die im integrierten Netzinfrastrukturplan identifizierten Transporterfordernisse unterstreichen die große Bedeutung, von Ausbaumaßnahmen im Strom-Übertragungsnetz. Das gelte auch für Maßnahmen im Gas-Fernleitungsnetz, wie Günter Pauritsch, Leiter Center Energy Economics & Infrastructure, Österreichische Energieagentur, betont. Das umfasse ebenso die Umwidmung von Fernleitungssträngen in Wasserstoffleitungen, wobei bis 2030 die Struktur des höherrangingen Gasnetzes gegenüber dem Bestandsnetz laut Pauritsch weitgehend erhalten bleibe.
Für Christoph Schuh vom Netzbetreiber APG brauche es eine „mit dem Netzausbau koordinierte Detailplanung auf allen Ebenen des Energiesystems und der Gebietskörperschaften als Voraussetzung für das Gelingen einer versorgungssicheren Energiewende in Österreich“.