Kategorie Klima- & Umweltschutz - 19. April 2024
Klimakrise kostet 38 Billionen Dollar – pro Jahr
Expertinnen warnen, dass selbst wenn die menschengemachte Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt wird, erheblicher wirtschaftlicher Schaden droht – dabei sind die Folgen von häufigeren Stürme und Waldbrände noch gar nicht eingerechnet.
Die Weltwirtschaft droht einer neuen Berechnung zufolge durch Folgen der Erderwärmung bis Mitte des Jahrhunderts um rund ein Fünftel zu schrumpfen – und das sogar, wenn der Ausstoß klimaschädlicher Gase künftig drastisch gesenkt würde. Andernfalls sind noch deutlich größere wirtschaftliche Schäden zu erwarten, wie Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer diese Woche im Fachjournal Nature veröffentlichten Studie berechnet haben.
Die Forschenden errechneten einen Schaden von 38 Billionen US-Dollar (35,7 Billionen Euro) pro Jahr. Diese Schäden würden damit sechsmal höher ausfallen als die veranschlagten Kosten für Klimaschutzmaßnahmen zur Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad, schreiben die Autorinnen.
38 Billionen Dollar Schäden pro Jahr: 19 Prozent Einkommensverlust weltweit durch Klimawandel.
👉Neue PIK Studie in @Nature von @KotzMaximilian , @Leonie_Climate , @ALevermann , Grafik: Kotz et al., Nature https://t.co/X8UqpER5cF pic.twitter.com/NW213nROd5— Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK (@PIK_Klima) April 17, 2024
Je nach Region fallen die erwarteten Schäden sehr unterschiedlich aus. Die ärmsten und am wenigsten für den Klimawandel verantwortlichen Länder werde es am schwersten treffen, heißt es in der Studie. Für Deutschland sagen die Forscher – ebenso wie für die USA – bis zur Mitte des Jahrhunderts ein Schrumpfen der Wirtschaft um 11 Prozent hinaus, verglichen mit einem Szenario ohne Klimafolgen. Die Angaben beziehen sich auf ein Szenario, bei dem es gelingt, auf einen Pfad zu kommen, mit dem die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter zwei Grad begrenzt werden kann. Die bisherigen Klimaschutzpläne reichen dafür nach Angaben der Vereinten Nationen bislang nicht aus.
„Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind“, schrieb Maximilian Kotz, einer der Studienautorinnen. „Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur.“ Schäden durch Stürme oder Waldbrände sind nicht eingerechnet, sondern könnten die Höhe der Schäden weiter erhöhen.
Für die Berechnung haben die Forscherinnen Daten der vergangenen 40 Jahre aus mehr als 1.600 Regionen dazu ausgewertet, wie Wetterextreme das Wirtschaftswachstum beeinflusst haben. Auf Basis von Klimamodellen errechneten sie, wie sich diese voraussichtlich in den kommenden 26 Jahren wirtschaftlich auswirken werden.
Forscherin Leonie Wenz wies darauf hin, dass die erwarteten Schäden Folgen der bereits ausgestoßenen Treibhausgase seien. Um diese abzufedern, brauche es Anpassungsmaßnahmen. „Zusätzlich müssen wir unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen“, sagte Wenz.
Die aktuellen Berechnungen des Potsdamer Teams liegen erstaunlich nahe an den als Stern-Report bekannten Prognosen, die der Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Stern schon vor knapp 20 Jahren im Auftrag der britischen Regierung errechnete: Durch den Klimawandel drohe der internationalen Wirtschaft ein Rückgang um rund 20 Prozent, hieß es in der 2006 vorgestellten Studie. Das Fazit lautete schon damals: Klimaschutz sei zwar teuer – kein Klimaschutz aber noch viel teurer.