Kategorie Innovation & Technologie - 15. Januar 2016
Jedes Auto ist eine kleine Messstation
Besonders nach dem Winter ruckelt und rumpelt es auf vielen Straßen. In einem Forschungsprojekt von Salzburg Research, gemeinsam mit dem Infrastrukturbetreiber Asfinag, wurden Möglichkeiten ausgelotet, wie man die Fahrbahnqualität einfach ermitteln und sie dem Straßenerhaltungsmanagement melden kann.
„In Smartphones stecken viele Sensoren, auch Beschleunigungssensoren“, sagt Karl Rehrl, Projektkoordinator von „Carsense“ am Salzburg Research Forschungsinstitut. Sein Team entwickelte eine Software, die mit Hilfe des Beschleunigungssensors erkennt, in welchem Zustand die Straße ist, über die der Handybesitzer fährt. Ist das Smartphone in einer festen Halterung mit dem Auto verbunden – wie für die Nutzung der Navi-Funktion – können Unebenheiten gut erkannt werden.
„Unser Projekt war nicht darauf ausgerichtet, eine neue App zu entwickeln, sondern wir haben getestet, was machbar und was für den Straßenbetreiber sinnvoll ist“, erklärt Rehrl. Drei Autos wurden mit Smartphones und der Test-App ausgestattet: Durch die GPS-Funktion der Handys und die Daten der Beschleunigungssensoren kann man erkennen, wie die Zeit und das Wetter den Straßenzustand verändern. „Für das Erhaltungsmanagement sind es wichtige Daten, ob zum Beispiel nach dem Winter die Fahrbahnqualität schlechter ist als vor dem Winter“, sagt Rehrl.
Auch das Auto selbst steckt voller Sensoren, die Hinweise auf Straßenqualität und Umgebung liefern können. Die Asfinag misst zwar entlang den Autobahnen Temperatur und Feuchtigkeit, doch wenn man Daten zwischen den Messpunkten will, könnte man auf die fahrenden Autos zurückgreifen.
Regensensor und Nebelleuchte
„Auch für diese Frage war unser Teil der Forschung, die Machbarkeit, zu testen: Welche Sensoren gibt es, welche Daten kann man gut auslesen und welche sind für eine Meldung an den Infrastrukturbetreiber sinnvoll?“, so Rehrl. Zu den 13 Parametern, die man in einem modernen Fahrzeug auslesen kann, gehören: Daten vom Regensensor, der die Aktivität der Scheibenwischer regelt, die Radumdrehungszahl, die für das ABS-System wichtig ist, Spritverbrauch- und Außentemperatursensoren oder Sensoren, die zeigen, welche Lichter angeschaltet sind. Würde der Straßenbetreiber von fahrenden Autos gemeldet bekommen, wo zur Zeit die Nebelschlussleuchten eingesetzt werden, wäre das eine wichtige Information für den betreffenden Straßenabschnitt.
„Oder wenn Regensensoren hohe Aktivität anzeigen und zugleich die Außentemperatur um null Grad liegt, ist das ein Hinweis auf Glätte“, sagt Rehrl. Für Verkehrssicherheit und -management sind solche Daten viel wert. Die Forscher konzentrierten sich daher auf Sensoren, die bereits sinnvolle Daten liefern – oder in Zukunft als Datenlieferanten für die Verkehrssicherheit dienen können.
Derzeit scheitern die Bemühungen aber an so simplen Dingen, wie dass jeder Automobilhersteller unterschiedliche Datenstandards verwendet. So schickt ein Regensensor eines Volkswagens andere Signale an die Scheibenwischer als in einem Ford oder einem Toyota. „Wenn in Zukunft alle Hersteller den gleichen Standard verwenden würden, könnte die von uns entwickelte Technologie auf allen Modellen laufen, ohne dass man für jeden Hersteller die Software anpassen muss.“ (Von Veronika Schmidt, Die Presse)