5. März 2016
Smarte Grazer Stadtteile entstehen: „Waagner-Biro“ und „Reininghaus“
„Smart Cities“ erfordern sowohl neue Technologien als auch einen Paradigmenwechsel im Verständnis der Stadtplanung und -entwicklung. Laut dem Klima- und Energiefonds gehören die beiden Grazer Stadtteilprojekte „Graz Reininghaus“ und „Waagner Biro“ zu den österreichischen Vorzeigeprojekten, wie der Wandel zur nachhaltigen und intelligenten Stadt von morgen funktionieren kann.
Die beiden im Grazer Westen gelegenen Projekte „Smart City Graz Mitte: Waagner-Biro“ und die „Reininghausgründe“ gehören zu den aktuell größten Stadtentwicklungsprojekten der steirischen Landeshauptstadt. Im Stadtteil in der Waagner-Biro-Straße hinter dem Bahnhof soll bis 2025 ein energieeffizienter, ressourcenschonender und emissionsarmer Stadtteil mit höchster Lebensqualität für knapp 4.000 Menschen entstehen, wie Stadtbaudirektor Bertram Werle bei einem Lokalaugenschein auf einer ehemaligen Industriebrache erklärte.
E-Mobilität wird mitgedacht
Zwölf Partner unter Federführung der Stadt Graz bilden das Projektkonsortium und realisieren das Großprojekt. Man setzt auf kurze Wege zwischen Wohnung, Arbeit, Ausbildung und Versorgung, erneuerbare Energie bis zur Energieautarkie. Sanfte Mobilität hat Vorrang: „Es soll eine menschen- und nicht eine autogerechte Stadt sein“, schilderte Werle.
Erreichen will man das über Anreize und Restriktionen, die die Stadt Graz mit den Konsortialpartnern ausverhandelt hat. Parkplätze nur für rund 70 Prozent der Wohnungen, dafür wird es für E-Autos eigene Ladeplätze sowie Carsharing geben, die Straßenbahnlinie soll verlängert werden. „Wir sind der Überzeugung, dass sich eine wachsende Stadt nicht konventionell weiterentwickeln darf. Vonseiten der Stadt wurde die „Smart-City-Graz“-Strategie als höchste Entwicklungs-Priorität ins Stadtentwicklungskonzept aufgenommen“, so der Stadtbaudirektor.
„Science Tower“ nimmt Gestalt an
Herzstück und erster Baustein am Gelände ist der 60 Meter hohe „Science Tower“, an dem bereits gebaut wird. Er soll weltweit das erste Gebäude sein, das in der Fassade transparente Energiegläser eingesetzt bekommt, die Strom liefern – sogenannte Grätzel-Zellen. In ihm sollen künftig neue grüne Technologien erforscht und alltagstauglich erprobt werden. In den kommenden Monaten ist die Errichtung einer Energiezentrale für ein lokales Energienetz geplant. „Aus den 4,2 Millionen Fördermitteln des Klimafonds wurde eine Gesamtinvestition von rund 330 Millionen Euro ausgelöst“, schilderte Werle. Die Smart-Cities-Initiative des Klima- und Energiefonds zielt darauf ab, große Demonstrations- und Pilotprojekte zu initiieren, in denen bestehende bzw. weit ausgereifte Technologien und Systeme zu interagierenden Gesamtsystemen integriert werden.
Eine alte Brauerei, viel Grün: Auf rund 54 Hektar soll am ehemaligen Areal der Familie Reininghaus im Westen der Stadt in den kommenden zehn bis 15 Jahren auch ein neuer Stadtteil mit Wohnraum für rund 10.000 Menschen entstehen – aus Sicht der Stadt eine weitere Chance für eine emissionsarme, energieeffiziente und ressourcenschonende Stadtteilentwicklung. Durch eine offensive Verkehrspolitik und eine verkehrsberuhigte Quartierserschließung, attraktive Fuß- und Radwegverbindungen soll der motorisierte Individualverkehr stark reduziert werden.
Grazer Smart City-Konferenz ging zu Ende
Graz war bis zum 3. März internationaler Hotspot für die Planer der zukünftigen Städte: Im Mittelpunkt der zweiten „Urban Future Global Conference in Graz“ standen die neuesten Entwicklungen in den Bereichen städtische Mobilität, Klimaschutz, Ressourcenschonung und Kommunikation in nachhaltigen Metropolen. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft präsentieren und diskutieren ihre Lösungsansätze mit rund 1.500 Interessierten in rund 40 Sessions.
Service: Zu den Projekten: http://www.smartcitygraz.at/, https://www.klimafonds.gv.at/. Lesen Sie zum Thema auch das aktuelle APA-Science Dossier „Städte in Bewegung“ unter http://go.apa.at/WpGfh6BP.