19. Juni 2015
Hi Tech! Speeddating
Das fti…remixed Speeddating fand im Rahmen der Plattform ECSEL – Hochtechnologie Made in Austria (Electronic Components and Systems for European Leadership – Austria) am Dienstag den 9. Juni 2015 im Festsaal des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) statt.
Projektleitung: Mag.a Christa Bernert, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit)
Konzept und Moderation: Gert Domenig, Kirsten Förster
Rund 40 SchülerInnen der HTL Hollabrunn nahmen zuerst am Austausch der ExpertInnen im Rahmen der Ecsel-Tagung teil und traten am Nachmittag in direkten Dialog mit sechs Forschern. Folgende Forscher haben sich mit den Jugendlichen über ihre Fachbereiche und ihre Erfahrungen im Forschungsalltag ausgetauscht:
Peter Caldera studierte Nachrichtentechnik an der TU Graz und arbeitet aktuell bei Lantiq in der Systementwicklung für Telekommunikationsbausteine. Als symbolischen Gegenstand für seine Forschertätigkeit brachte er ein modernes Breitbandkommunikationssystem mit: Ein Breitbandmodem, das jedeR zuhause hat, Very High Speed Digital Subscriber Line (VDSL). Diese Technik liefert höhere Datenübertragungsraten über gebräuchliche Telefonleitungen mit 200 Megabit. In Zukunft wird diese Technik sogar 1 Gigabit leisten. Peter Caldera thematisierte mit den Jugendlichen, welche Aufgaben und Schwierigkeiten dabei entstehen, ein solches Breitbandmodem zu entwickeln.
Eric Armengaud studierte Elektrotechnik in Paris und Informatik an der TU Wien. Derzeit arbeitet er bei AVL Powertrain im Bereich Forschung und Entwicklung. Als Anschauungsbeispiel brachte er für die Jugendlichen einen integrierten Luftfahrtsensor mit. Dieser zeigt die Wichtigkeit von Elektronik, aber auch, dass er gut in die Mechanik integriert werden muss.
Martin Humenberger studierte Hardware/Software Systems Engineering an der FH Hagenberg und anschließend absolvierte er das Doktoratsstudium der Elektrotechnik an der TU Wien. Martin Humenberger forscht beim Austrian Institute of Technology (AIT) in folgenden Bereichen: 3D-Bildverarbeitung für autonome Fahrzeuge, 3D-Kamera und FahrerInnenassistenzsysteme in unbemannten Luftfahrzeugen. Zur Ansicht hatte er eine 3D-Kamera mitgebracht, wie sie in selbstfahrenden Autos zum Einsatz kommt.
Jürgen Konrad studierte Elektro- und Tontechnik an der TU Graz und arbeitet aktuell bei EPCOS OHG zu CeralinkTM Capacitors und neuen Entwicklungen im Bereich der Leistungselektronik. Als symbolischen Gegenstand für seine Arbeit hatte er einen 40kW-Antriebswechsler für ein E-Auto mitgebracht. Dieser wird in zukünftigen Autos eingesetzt werden.
Marco Gavagnin studierte Chemie in Padua und schrieb seine Dissertation am Institut für Festkörperelektronik der Technischen Universität Wien (TU). Aktuell arbeitet Marco Gavagnin bei Austria Technologie & Systemtechnik als Technologie-Früherkenner. Dort identifiziert er neue Technologien und evaluiert ihre Brauchbarkeit für das Unternehmen. Als Anschauungsbeispiel hat er für die Jugendlichen Leiterplatten mitgebracht, die die Evolution der Leiterplatten beim Handy darstellen, sowie ein kleines Spiel, das Anwendungen zeigt, die sie für Elektroautos anbieten.
Herbert Pairitsch studierte Elektrotechnik, hat aber auch zwanzig Jahre als Chemiker gearbeitet. Bei Infineon Technologies Austria ist er in Forschungsprojekten zu energieeffizienter Elektronik tätig. Als Gegenstand seiner Forschung hatte er den weltweit kleinsten kommerziell erhältlichen 60 Watt-Adapter als Netzteil für einen Laptop mitgebracht. Derzeit forscht er daran, Bauelemente zu entwickeln, die das Ganze noch kleiner machen. Die längerfristige Perspektive ist die kabellose Variante.
Nach der Vorstellung der Forscher leitete der Gong bereits die erste achtminütige Dating-Runde ein. In einer Stunde hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, von Tisch zu Tisch zu wandern und spannende Forschungsinhalte zu diskutieren sowie die beruflichen Werdegänge der Forscher zu erfragen. Um die aufgekommenen Fragen und Inhalte sichtbar zu machen, die in den jeweils sieben Minuten besprochen wurden, fand im Anschluss noch ein Austausch in der großen Gruppe statt:
Die SchülerInnen empfanden das Speeddating als sehr informativ. Sie haben die Möglichkeit genutzt, in die Vielfalt der Arbeitsbereiche hinein zu schnuppern. Inhaltlich fasziniert haben unterschiedliche Inhalte – v.a. augmented reality, Kondensatorentechnik, drahtloses Laden, Technikanwendung in E-Fahrzeugen. Ein wichtiges Thema für die Jugendlichen war auch der persönliche Werdegang der einzelnen Forscher. Diskutiert wurde, welche Wege zur Forschung führen. Motivierend am ForscherInnen-Dasein fanden die SchülerInnen vor allem den Reiz, etwas Neues zu entdecken. Aber der Arbeitsalltag in der Forschung ist auch abschreckend für sie, weil sehr viel Arbeit dahinter steckt.
Für die Forscher war es spannend zu sehen, wie viel Wissen die SchülerInnen in diesem Fachgebiet schon haben. In den einzelnen Dating-Runden führten sie mit den Jugendlichen in die Tiefe gehende, interessante und vielfältige Diskussionen. Neben den fachlichen Diskussionen, war es für die Forscher aber auch herausfordernd, in ihrer Geschichte zurück zu gehen und den Jugendlichen weiterzugeben, welche Ausbildungs- und Berufsstationen sie zu ihrer heutigen Tätigkeit geführt haben. Dabei wurde auch deutlich, dass es nicht zwingend erforderlich ist zu studieren, um in der Forschung zu arbeiten. Herr Pairitsch hofft, einige für die Arbeit im Bereich der Elektronik begeistert zu haben, weil hier Nachwuchs dringend gebraucht wird. Für Herrn Gavagnin gehört zum Handwerkszeug des Forschers und der Forscherin, neugierig und offen zu bleiben. Wichtig ist es aus seiner Sicht, mit Motivation und Leidenschaft an das Ganze heranzugehen.