Kategorie Innovation & Technologie - 22. Juni 2021

Abwasserwärme: Klimafonds fördert Energiegewinnung aus dem Kanalnetz

Ob beim Duschen, beim Waschen von Wäsche oder beim Geschirrspülen – die Wärmeenergie aus der Warmwasserproduktion fließt in Österreich größtenteils ungenutzt in dunkle Kanäle. Das soll sich nun ändern: Mit dem Programm Energie aus Abwasser fördert der Klima- und Energiefonds erstmals in Österreich die Gewinnung von thermischer Energie aus Abwasser. Dafür steht ein Budget von einer Million Euro zur Verfügung, welches aus Mitteln des Klimaschutzministeriums (BMK) herrührt.

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Was in der Schweiz etwa bereits etabliert ist, soll nun auch in Österreich den Klimaschutz vorantreiben: Mittels Wärmetauscher wird dem Abwasser Wärmeenergie entzogen und mit Wärmepumpen auf das benötigte Temperaturniveau gebracht. Damit können etwa umliegende Abnehmer direkt mit Wärme versorgt oder die Wärmeenergie in das Fernwärmenetz eingespeist werden.

„Auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft, müssen wir den ganzen Instrumentenkoffer nutzen. In unseren Kanalsystemen befinden sich enorme Potenziale zur Wärmeversorgung, die es zu nutzen gilt. Erstmalig fördern wir daher in Österreich Projekte zur Energierückgewinnung aus dem Abwasser“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zum Start der Ausschreibung.

„Der Wärmesektor ist in Österreich noch immer stark – nämlich zu rund 60 Prozent – in fossiler Hand. Wir müssen daher den Ausstieg aus Öl und Gas bei der Wärmeversorgung schnell vorantreiben“, stellt Ingmar Höbarth, Co-Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, fest. „Mit dem Förderprogramm ,Energie aus Abwasser‘ setzten wir einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer CO2-neutralen Zukunft im Gebäudesektor.“

Voraussetzungen für die Abwasserwärmenutzung

Studien aus dem benachbarten Ausland zeigen, dass man etwa fünf Prozent aller Gebäude über Wärmepumpen mit Abwasserquelle versorgt werden könnten. Die Ergebnisse sprechen vor allem in dicht besiedelten Gebieten für den Einsatz der Technologie, um das bisher brachliegende Wärmepotenzial von Abwasser zumindest streckenweise nutzen zu können.

Die Wärmepumpe an sich hat in Österreich bereits einen relativ großen Vebreitungsgrad. Ein häufiges Problem bei den bisher verwendeten Wärmequellen, vor allem der Luft, ist die niedrige Temperatur während der Hauptheizperiode. Abwasser hat das ganze Jahr über eine Temperatur zwischen 10 und 15°C. Dies bedeutet, dass Abwasser eine optimale Wärmequelle für eine Wärmepumpe ist: So können höhere Jahresarbeitszahlen erreicht werden bzw. sind bei gleicher Effizienz höhere Vorlauftemperaturen realisierbar. Durch die Abwasserwärmenutzung wird das einzige Wärmeleck, das auch in der Niedrigenergie- und Passivhausbauweise normalerweise unbeachtet bleibt, geschlossen.

Ziel des Förderprogramms ist es einerseits, Machbarkeitsstudien für konkrete Projekte (mit max. 10.000 Euro) und Potentialstudien für ganze Kanalnetze (mit max. 5.000 Euro) zu beauftragen. Andererseits werden Investitionsprojekte zur Gewinnung von thermischer Energie aus dem Abwasser zur Eigenversorgung und die Einbindung der rückgewonnenen Energie in Nah- und Fernwärmenetze, mit einer Leistungskapazität bis zu einem Megawatt, gefördert. Es steht ein Gesamtbudget von 1 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Ausschreibung ist von 22.06.2021 bis 28.02.2022 um 12:00 Uhr mit zwei Auswahlrunden geöffnet, die erste Runde läuft bis 01.09.2021, 12:00 Uhr. Die Einreichung erfolgt online über www.umweltfoerderung.at

Der Klima- und Energiefonds wurde als One-Stop-Shop 2007 durch die österreichische Bundesregierung ins Leben gerufen und ist die Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft. Er entwickelt in enger Kooperation mit dem BMK Strategien und Förderprogramme für die nachhaltige Transformation des Energie- und Mobilitätssystems und begleitet als einzige Organisation in Österreich den gesamten Innovationsprozess von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung in den Themenfeldern Klima, Energie und Mobilität.