Kategorie Klima- & Umweltschutz - 4. April 2024

Auch der März in Österreich so warm wie noch nie

In den vergangenen Monaten ist in den Klimaannalen einiges ins Wanken geraten. Ein Rekord nach dem anderen wurde gebrochen, sei es auf globaler oder regionaler Ebene. Schon die vergangenen Wochen des astronomischen Winters haben sich in Österreich teils mehr als frühlingshaft angefühlt. Schnee gab es nur mehr auf den Bergen, die Temperaturen lagen weit im Plus, und in den Tälern ist die Natur erblüht. Es war über Wochen viel zu mild, die Temperaturen lagen fast den ganzen Monat weit über den Durchschnittswerten.

Wenig verwunderlich also, dass auf den wärmsten Februar der Messgeschichte nun der im Tiefland Österreichs wärmste März seit Messbeginn folgte. „Nach September und Oktober 2023 erreichten somit schon wieder zwei Monate in Folge neue Rekordwerte“, so Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria. „Seit Beginn der Messreihe im Jahr 1767 gab es bisher noch nie zwei wärmste Monate in Folge. Jetzt kam das mit September/Oktober und Februar/März gleich zwei Mal innerhalb kurzer Zeit vor.“ Das Flächenmittel der Lufttemperatur lag um 3,4 Grad über dem Durchschnitt der Periode 1991 bis 2020. Auf den Gipfeln waren die Abweichungen nicht ganz so hoch, mit 2,4 Grad über dem Mittel war es hier der neuntwärmste März seit Beginn der Aufzeichnungen.

März-Temperaturen wie früher im April

Der März 2024 war damit knapp wärmer als der bisherige Rekordhalter aus dem Jahr 2017 und beinahe genauso warm wie ein durchschnittlicher April in den 1970er Jahren. Die fünf wärmsten März-Monate der Klimageschichte finden sich alle in den letzten 35 Jahren. Auf Platz drei liegt 1994, vor 2014 und 1989.

Der März dieses Jahres hat aber nicht nur einen österreichweiten Temperaturrekord gebracht, sondern auch viele lokale Rekorde und die ersten „klimatologischen Sommertage“ des Jahres. Die gab es mit 25 Grad am 30. März in Schärding und Oberndorf an der Melk. Im langjährigen Mittel passiert das erst am 18. April. Neue März-Höchstwerte wurden außerdem in Klausen-Leopoldsdorf, Wels, Braunau, Kremsmünster, Bad Vöslau, Aspach und Ostermiething erreicht.

Noch ungewöhnlicher waren die höchsten Tiefstwerte in der Nacht vom 29. auf den 30. März, der wärmsten März-Nacht seit Messbeginn. Mit 16,5 Grad hat Wiener Neustadt den alten Rekord um fast vier Grad übertroffen. Ähnlich mild war es auch in Bludenz, Puchberg am Schneeberg, in Lutzmannsburg und Wolfsegg, Nachttemperaturen wie sonst nur im Hochsommer.

Früheste Marillenblüte seit Messbeginn

Auch die Natur hat auf die warme Witterung der letzten Wochen reagiert. So begann die Marillenblüte so früh wie überhaupt noch nie in der Geschichte – drei Wochen früher als im Mittel der Klimaperiode 1991-2020 und vier Wochen früher als in der Klimaperiode 1961-1990.

Marillenblüte Dürnstein © NÖ-Werbung/Hofer

Die frühe Entwicklung der Pflanzen macht sie zum Teil empfindlicher gegenüber Kaltlufteinbrüchen mit Frost, die alle paar Jahre auch bis etwa Anfang Mai noch vorkommen können. Es gab im März nicht viele, aber um den 20. März doch verbreitet. In Liebenau im Mühlviertel wurde mit minus 7,7 Grad die tiefste Temperatur des Monats gemessen, und auch in der Wachau gab es Frost bis zu minus drei Grad.

Die Niederschlagsbilanz fällt österreichweit durchschnittlich aus, und trotzdem war der März 2024 der nasseste seit 2009. Im Detail gab es beträchtliche Unterschiede. Während es im Donauraum stellenweise viel zu trocken war, um 40 bis 65 Prozent, fiel vom Tiroler Alpenhauptkamm bis zu den Karnischen Alpen zum Teil zweieinhalbmal so viel Regen und Schnee wie im Durchschnitt. In Obergurgl war es sogar der nasseste März seit Messbeginn, und mit 59 Zentimeter gab es hier am 6. März auch einen Neuschneemonatsrekord.

Die Schneelage war im Hochgebirge, oberhalb von 1.500 Meter, durchschnittlich bis überdurchschnittlich, in tiefen Lagen gab es dagegen nur wenig oder gar keinen Schnee. In Innsbruck etwa, wo normal an fünf Tagen Schnee liegt, oder in Litschau mit null statt neun Schneedeckentagen. Die Sonnenausbeute war heuer bescheiden. Nur nördlich der Alpen erreichte die Sonnenschaudauer durchschnittliche Werte, in Osttirol und Oberkärnten gab es dagegen ein Defizit bis zu 45 Prozent.

Fön & Sahara-Staub

Der Grund für die Wärme im vergangenen Monat war die dominante Wetterlage. Mit einer föhnigen Südwestströmung kam immer wieder warme Mittelmeer-Luft oder sogar Luft aus Nordafrika zu uns. Die Folge, fast durchgehend überdurchschnittliche Temperaturen, nur einzelne zu kühle Tage.

Immer wieder gab es kräftigen Föhn, den stärksten Sturm zu Ostern. Am Patscherkofel wurden 171 km/h gemessen, auf der Elferspitze im Stubaital sogar knapp 200 km/h. Auch in vielen Tälern gab es schwere Sturmböen, 114 km/h in Achenkirch, das die höchste hier je gemessene Windgeschwindigkeit.

Der Sturm bescherte den Einsatzkräften unruhige Ostern. Bäume stürzten um, Haushalte waren zeitweise ohne Strom, und Straßen mussten gesperrt werden. Der Föhn hat außerdem enorme Mengen Sahara-Staub nach Mitteleuropa transportiert, über die Osterfeiertage hinweg Hunderttausende Tonnen. Die Folge waren extreme Feinstaubkonzentrationen in der Luft, diesiger, teils orangefarbener Himmel und sandgelbe Schipisten.

Rekorde international

Der März 2024 war aber nicht nur in Österreich, sondern auch in vielen Nachbarländern sowie in Ost- und Südosteuropa außergewöhnlich warm. Zu den Osterfeiertagen wurden hier Hunderte Stations- und Landesrekorde gebrochen, unter anderem in Deutschland, Polen, im Baltikum, am Balkan und in Griechenland. 30 Grad in Serbien, Albanien und Rumänien. Vereinzelt wurden alte Rekorde um unglaubliche drei bis fünf Grad übertroffen. Hauptgrund dieser Rekordflut ist der menschengemachte Klimawandel.

Ungewöhnlich ist auch die Häufung der Rekorde. In Österreich hat der März den vierten Monatsrekord in nur sieben Monaten gebracht. Das gab es noch nie, weiß GeoSphere-Klimatologe Alexander Orlik. Global liegen die Temperaturen schon seit zehn Monaten auf Rekordniveau, und die Weltmeere sind sogar seit über einem Jahr durchgehend so warm wie noch nie seit Messbeginn. Im Laufe des Jahres hätten 90 Prozent der Ozeanregionen eine Hitzewelle erlebt. Das sei besonders alarmierend, weil Meere die Temperatur länger speicherten als die Atmosphäre. Die Wissenschaft hat dafür noch keine Erklärung gefunden. Das Wetterphänomen El Niño reiche dafür nicht.

Bericht zum Zustand des Klimas: WMO spricht von »Alarmstufe Rot«