Kategorie Innovation & Technologie - 19. August 2015

Auftakt zum 70. Europäischen Forum Alpbach: Ungleichheit im Fokus


APA/APA (Hochmuth)

Mit der Seminarwoche beginnt am (heutigen) Mittwoch das 70. Europäische Forum Alpbach. Generalthema im Jubiläumsjahr ist „UnGleichheit“. Die Organisatoren erwarten heuer rund 4.500 Teilnehmer, davon eine Rekordzahl von etwa 900 Rednern. Feierlich eröffnet wird die bis 4. September dauernde Tagung, die auch heuer wieder mit hochrangigen Gästen aufwarten kann, am Sonntag.

Ihr Kommen zugesagt haben unter anderen Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und EU-Kommissarin Kristalina Georgieva, die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic und ihr slowenischer Amtskollege Borut Pahor, Bundespräsident Heinz Fischer sowie fast die gesamte österreichische Bundesregierung. Erwartet werden außerdem der Leiter der US-Vertretung in Kuba, Jeffrey DeLaurentis, Ökonomen wie Jeffrey D. Sachs und Giacomo Corneo, die Nobelpreisträger Daniel Shechtman und Jose Manuel Ramos-Horta sowie die britische Modemacherin und Polit-Aktivistin Vivienne Westwood.

„Gewisses Maß an Ungleichheit“ nötig

Das Generalthema „UnGleichheit“ soll im Rahmen der Seminare, Arbeitskreise und Podiumsdiskussionen aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet werden – sowohl im negativen als auch im positiven Sinne, wie Forums-Präsident Franz Fischler im Vorfeld gegenüber der APA ausführte. „Man könnte auch sagen, es braucht ein gewisses Maß an Ungleichheit, weil das gleichzeitig auch die Triebfeder für Veränderungen ist. Was aber nicht sein darf, und das ist die andere Seite, ist, wenn die Ungleichheit Nöte und Krisen und Katastrophen produziert.“

Fischler erwartete sich beim Forum unter anderem eine „spannende Debatte über die Flüchtlingsfrage“. Er verwies zum Beispiel auf eine Diskussionsrunde mit dem Wiener Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner, dem früheren SPD-Politiker Thilo Sarrazin und dem Bürgermeister der irakischen Stadt Erbil, Nihad Qoja, unter dem Titel „Sackgasse Europa? Asyl- und Flüchtlingspolitik auf dem Prüfstand“ am 31. August.

Feierlich eröffnet wird das Forum am Sonntag (23.8.) im Rahmen des Tiroltages, der sich heuer dem Thema „Neue Heimat Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino: Integration statt Ausgrenzung“ widmet. Eröffnungsredner sind unter anderen die Landeshauptleute von Tirol, Südtirol und Trentino, Günther Platter (ÖVP), Arno Kompatscher und Ugo Rossi, Forums-Präsident Fischler und der Alpbacher Bürgermeister Markus Bischofer.

Die ebenfalls am Sonntag beginnenden Gesundheitsgespräche (23.-25. August) stehen unter dem Motto „Ungleichheit macht krank – Krankheit macht ungleich“, während sich die Hochschulgespräche am 26. und 27. August mit Ungleichheit im universitären Sektor beschäftigen. Die Rechtsgespräche (26.-27. August) loten zeitgleich die Leistungen und Grenzen des Rechts im Umgang mit Ungleichheit aus. Die Technologiegespräche (27.-29. August) wollen unter anderem ergründen, welchen Stellenwert Ungleichheit in der Zukunft der Industrie und der Arbeitswelt einnehmen wird.

„Wieviel UnGleichheit verträgt Europa?“

Die Politischen Gespräche (30. August – 1. September) stellen im Anschluss die Frage: „Wieviel UnGleichheit verträgt Europa?“ Thematische Schwerpunkte sind neben der Flüchtlingskrise unter anderem das Verhältnis zwischen der EU und Russland, die europäische Sicherheitspolitik, 20 Jahre Beitritt Österreichs zur EU sowie die Nachhaltigen Entwicklungsziele.

Das Thema Ungleichheit zieht sich auch durch die Wirtschafts- und die Finanzmarktgespräche (1.-3. bzw. 3.-4. September). Einerseits geht es um rein wirtschaftliche Fragen wie Standortqualität oder die Auswirkung peripherer Standorte, andererseits um soziale Aspekte wie die Kluft zwischen Arm und Reich und deren Folgen für die Demokratie. Die Baukulturgespräche (3.-4. September) beschäftigen sich mit der Frage, ob die Politik mit Instrumenten wie der Raumordnung oder dem Finanzausgleich grobe Ungleichheiten ausbalancieren kann.

Ein besonderes Augenmerk liegt zum 70-Jahr-Jubiläum des Forums auf der Kunst: Kulturschaffende sollen stärker denn je in das Konferenzgeschehen eingreifen. Alle Alpbacher Gespräche beginnen deshalb heuer mit künstlerischen Interventionen.