Kategorie Innovation & Technologie - 5. Mai 2020
Automatisiertes Fahren: Forschung, Tests & Dialog für den Alltag für morgen
Es gehört zu den wichtigsten technologischen Trends und das Thema autonomes Fahren weiterhin zu den wichtigsten Mobilitätsfeldern. Weltweit widmen sich Forschungsinstitutionen, Start- und Spin-ups, große und kleine Mobilitätsdienstleister, aber auch die öffentliche Hand diesem Thema und den Fragen: Wie wird diese Technologie in unser Leben künftig eingebettet sein? Und was bringt es Umwelt und Gesellschaft, diese Technologie Schritt für Schritt in bestehende zu implementieren?
Was uns morgen durch den Alltag begleiten soll, wird auch vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) sorgfältig beobachtet. Es fördert mit vielfältigen Projekten im Bereich automatisierter und vernetzter Fahrzeuge Mobilität in all ihren Facetten.
So ermöglicht das BMK seit 2016 auch das umfangreiche Testen automatisierter Fahrzeuge. Beteiligte Forschende und Unternehmen sind seitdem verpflichtet, ihre Ergebnisse in Form von Testberichten an das BMK zu übermitteln. Die Einbindung aller Beteiligten im frühen Stadium solcher Entwicklungen haben für Straßenbetreiber und Behörden, aber auch für die testende Unternehmen und die Zivilgesellschaft einen großem Mehrwert. Zudem hilft es, die Automatisierung heute und künftig so gut wie möglich in das bestehende Mobilitätssystem zu integrieren.
Wissenstransfer und Vertrauen fördern
Gemeinsam mit anderen aktuellen Entwicklungen wie Sharing oder Mobility as a Service ist die automatisierte Mobilität zudem ein wichtiger Faktor für die Verkehrswende und damit auch, um die avisierten, dringend notwendigen Klimaziele zu erreichen. Durch das Engagement des BMK soll der Wissenstransfer gefördert und das Vertrauen in diese neue Technologie geschaffen werden. Über das Aktionspaket Automatiserte Mobilität werden Forschung, Tests und Dialog gefördert. „Wir lernen voneinander und miteinander“, so Walter Prutej, Projektleiter von SURAA (Smart Urban Region Austria Alps Adriatic), einem von drei österreichischen Leitprojekten zur Mobilität der Zukunft, wo seit Mai 2018 ein autonomer Shuttle-Bus in Pörtschach am Wörthersee im täglichen Echtbetrieb, seit Mai 2019 sogar auf der Bundesstraße getestet wird.
Der große Vorteil dieser über Österreich verteilten Projekte ist laut Prutej, dass viele Themen nur einmal erforscht und bearbeitet werden und Ergebnisse dann auf alle anderen übertragen werden können. „Ziel ist es, dass wenn die Technologie, wenn die Rahmenbedingungen soweit sind, man dies als Gesamtes auf ganz Österreich überträgt“, so Prutej weiter. Eine österreichweite Harmonisierung sei für diese Testzwecke ein entscheidender Faktor, den auch das BMK über die AustriTech als Kontaktstelle zum Automatisierten Fahren weiter vorantreibt.
Wann es selbstfahrende oder sogar fahrerlose Fahrzeuge, selbstfliegende Drohnen oder Züge geben wird, steht allerdings noch in den Sternen. Neben technischen Herausforderungen und der Notwendigkeit digitaler Infrastruktur, gibt es eine Vielzahl gesellschaftlicher Fragestellungen, die es zu beantworten gilt, zudem müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für diese Zukunftstechnologien geschaffen und ein grenzüberschreitender Einsatz ermöglicht werden.
Das selbstfahrende (autonome) Fahrzeug, welches sich überall und unter allen Bedingungen fortbewegen kann, wird es deshalb so schnell nicht geben. Jedoch zeichnen sich Anwendungsbereiche ab, in denen teilautomatisierte Mobilitätssysteme in absehbarer Zeit Einzug finden könnten. Das Testen von definierten automatisierten Anwendungsfällen auf Österreichs Straßen ist dabei von immenser Bedeutung. Dieser Weg muss jedoch Schritt für Schritt gegangen werden. Sicherheit steht dabei immer an erster Stelle. Neue Systeme sollen deshalb dort eingesetzt werden, wo sie kein oder wenig Konfliktpotenzial mitbringen. Für einen geregelten Umgang wurde durch das BMK ein Code of Practice entwickelt, der die Spielregeln für das Testen und Lernen vorgibt.
Testende Unternehmen und Einrichtungen sind hierbei verpflichtet, ihre Erkenntnisse zu dokumentieren und diese dem BMK zur Verfügung zu stellen. Für die öffentliche Hand bedeutet dies einen transparenten Umgang sowie das Sammeln von Erfahrungswerten, welche für die Steuerung und Lenkung zum sinnvollen und effizienten Einsatz automatisierter Mobilitätslösungen erforderlich sind.
Die dabei gesammelten Ergebnisse werden nun in Form eines Berichts veröffentlicht und geben einen wichtigen Aufschluss über den derzeitigen Stand der Technik. Sehr schnell wird deutlich, dass es sich bei der Vision selbstfahrender und auf Bestellung agierender Systeme eben nur um eine Vision handelt, die momentan noch nicht zu 100 Prozent in der Realität umgesetzt werden kann. Die Sammlung an Testberichten verdeutlicht, dass es noch große Hürden bei der Einführung und Implementierung gibt, welche es zu überwinden gilt.
Die Automatisierung beim Fahren bedeutet dabei aber weit mehr, als dass Autos selbstständig die Spur halten können. Wie sie im nächsten Schritt durch das vernetzte Fahren auch für den Klimaschutz relevant sein kann, haben zahlreiche Studien bereits untermauert. Darin allerdings das Ideal als Vorbild: Wenn Fahrzeuge kommunizieren, also miteinander und mit der Infrastruktur vernetzt sind, können im Ergebnis Informationen über die Staulage, Unfälle, Baustellen oder das Wetter in die Auswahl der Strecken einbezogen, die Geschwindigkeit angepasst und unnötige Bremsvorgänge vermieden werden. Die Kombination aus autonomen und vernetzten Fahren sowie intelligenten Verkehrssystemen könnte also den Verkehrsfluss erheblich verbessern und dadurch Emissionen senken, also direkte Auswirkungen auf den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid haben.
So steht es um die Akezptanz
Die Technologie wird von den Österreicherinnen und Österreichern übrigens genauso häufig begrüßt wie abgelehnt. Ein Drittel der Österreicher sehen autonomes Fahren als sehr positiv, ergab zuletzt eine Umfrage von AutoScout24 unter 500 Menschen in Österreich.
36 Prozent der Befragten stehen der neuen Technik skeptisch gegenüber. Vor allem die Generation der unter 30-Jährigen sieht zu 46 Prozent Vorteile in der Nutzung autonomer Fahrzeuge, während die Zustimmung mit dem Alter abnimmt und bei den über 50-Jährigen nur noch bei 29 Prozent liegt.
Noch gehören ungeklärte rechtliche Aspekte, die technologische Reife und der Infrastrukturausbau zu den hemmenden Faktoren. Das bedauere jede/r Vierte. Schon jetzt würden 24 Prozent ein autonomes Fahrzeug nutzen, wenn es möglich wäre. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) traut dieser Technik jedoch noch nicht ganz.
Jeder dritte österreichische Autofahrende freut sich jedoch bereits auf die Zukunft mit autonomen Fahrzeugen und ist überzeugt, dass die Fahrzeuge künftig sicher sein werden. Vor allem Männer sind mit 37 Prozent der neuen Technik gegenüber aufgeschlossener als Frauen (19 Prozent). Vier von zehn Österreichern blicken beim momentanen Stand der Technik noch nicht so optimistisch in die Zukunft mit selbstfahrenden Autos.
Das Aktionspaket Automatisierte Mobilität
„Automatisierte Mobilität ist ein Teil der Mobilität der Zukunft“, so Michael Nikowitz, Koordinator für Automatisiertes Fahren im BMK. Gemeinsam mit der Elektrifizierung, der gemeinsamen Nutzung und der Vernetzung stellt sie so eine der wichtigen Säulen auf diesem Gebiet. Seit 2016 beschäftigt sich das BMKintensiv mit dieser Thematik. Der unglaublich rasche Technologiefortschritt bedarf hierbei ebenso schneller Reaktionen auch von Seiten der öffentlichen Hand. „Es ist ganz essentiell, dass wir uns mit der Thematik möglichst breit und interdisziplinär beschäftigen, um sicherzustellen, dass wir als Ministerium die richtigen Fragestellungen und Themen adressieren“, so Nikowitz weiter.
Die Austria Tech ist die Kontaktstelle zum Automatisierten Fahren des BMK. Gemeinsam hat man das Aktionspaket Automatisierte Mobilität sowie das Forum Automatisierte Mobilität ins Leben gerufen, einem jährlichen Symposium, welches die Entwicklung automatisierter Mobilität bestmöglich abbilden und als Dialogveranstaltung dienen soll, um von allen Akteuren von der Industrie, über Verwaltung und Wissenschaft bis zu Start-ups sowohl den neuesten Stand zu bekommen als auch kritisches Hinterfragen der Entwicklungen zu ermöglichen, wie Nikowitz betont.
Für ihn ist ein transparenter und objektiver Wissensaustausch unumgänglich, damit im Falle der Automatisierung nicht vergeblich an der Entwicklung von Lösungen gearbeitet und erst im Nachhinein erkannt wird, dass Best-Practice-Beispiele bereits verfügbar gewesen wären.
Neue automatisierte Mobilitäts-Services gelten als eine der Tech-Revolutionen im 21. Jahrhundert, die neben anderen Zweigen fortschreitender Digitalisierung von großem Einfluß auf unseren Alltag sein wird. Entwicklungen auf dem Gebiet der automatisierten Mobilität – seien es Assistenzsysteme in privaten Pkw, sogenannte Robo-Taxis oder fahrerlose öffentliche Verkehrsmittel werden unsere Mobilität und die Möglichkeiten des [Vor]Ankommens in Städten und auch im ländlichen Raum stark verändern.
Aktionspaket Automatisierte Mobilität
Titelbild © universal studio