Kategorie Energie - 14. März 2024
HyPA-Beirat gab erstmals Empfehlungen zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie ab
Plattform Hydrogen Partnership Austria rät zur rechtlichen Grundlage zu Attraktivierung von Investitionen sowie zu beschleunigten Genehmigungsverfahren
Klimaneutraler Wasserstoff ist ein wichtiges Element für Österreichs Energiezukunft. Gerade für die Industrie ist Wasserstoff essentiell, um den Umstieg auf eine klimafreundliche Produktion zu gewährleisten. Auch für Anwendungen im Bereich der schwer zu elektrifizierenden Mobilität, wie den Schiff- oder Flugverkehr, wird klimaneutraler Wasserstoff in Zukunft eine große Rolle spielen. Zusätzlich kann er zur heimischen Energieunabhängigkeit einen wertvollen Beitrag leisten, indem fossiles Erdgas aus Russland ersetzt wird.
Vor diesem Hintergrund wurde 2022 die österreichische Wasserstoffstrategie initiiert, die den entsprechenden Rahmen und Richtung für den Umstieg auf grünen Wasserstoff in Österreich vorgibt. Zur Begleitung des Umsetzungsprozesses wurde die Plattform Hydrogen Partnership Austria (HyPA) ins Leben gerufen. Diese hat nun am gesterigen Mittwoch der Bundesregierung erstmals ihre Empfehlungen zur Umsetzung der heimischen Wasserstoffstrategie abgegeben. Zu den Vorschlägen gehören unter anderem die Schaffung konkreter rechtlicher Grundlagen zur Attraktivierung von Investitionen ins Wasserstoffsystem sowie die Umsetzung eines Regulierungsrahmens für Wasserstoff bis Ende Juni. Außerdem brauche es beschleunigte Genehmigungsverfahren.
Die Plattform Hydrogen Partnership Austria hat nun umfangreiche Empfehlungen zur Umsetzung & Weiterentwicklung der Wasserstoffstrategie erarbeitet. Die bereits gesetzten Maßnahmen zeigen: Wir sind bereits auf einem guten Weg. (2/3) pic.twitter.com/8KsJ5noorh
— Leonore Gewessler (@lgewessler) March 13, 2024
Sichergestellt werden sollten auch Importoptionen und der Anschluss an die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB), deren Ziel die Entwicklung eines europäischen Wasserstoffnetzes ist. Der Beirat empfiehlt zudem, ein staatlich vorfinanziertes Startnetz zu etablieren sowie die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Transformation zu schaffen. Der Dialog zu Stakeholdern der Finanzwirtschaft müsste intensiviert und die Wasserstoffforschung gestärkt werden.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler verwies in diesem Zusammenhang auf die bereits in Umsetzung befindliche BMK-Maßnahmen zur Wasserstoff-Förderung wie etwa das neue Wasserstofffördergesetz, welches derzeit in Begutachtung ist und die Förderung von erneuerbaren Wasserstofferzeugungsprojekten mit nationalen Mitteln in Höhe von 820 Millionen Euro ermöglicht.
„Klimaneutraler Wasserstoff ist ein zentrales Element für unsere Energiezukunft und wichtig für die Erreichung unserer Klima- und Energieziele. Die österreichische Wasserstoffstrategie gibt den Rahmen und die Richtung für den Umstieg in Österreich vor“, so Gewessler. Die Umsetzung der Strategie sei dabei ein echter Kraftakt, weshalb die Empfehlungen des HyPA-Beirats sehr „wertvoll und hilfreich“ sind. Sie machten deutlich, „dass wir mit den bereits gesetzten Maßnahmen auf einem guten Weg sind und geben für die nächsten Schritte fachliche Inputs aus Wissenschaft und Praxis“.
Dazu gehörten auch der Aufbau einer zielgerichteten Wasserstoff(leitungs)infrastruktur in Österreich und in der EU, die über verschiedene Maßnahmen sichergestellt wird. Unter anderem wird im integrierten Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) ein gezielter Fokus auf das Wasserstoffstartnetz gelegt. Im Zusammenhang mit dem EU-Gasmarktpaket, das nun umgesetzt werden muss, sind auf technischer Ebene die Arbeiten für eine Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes (GWG) bereits angelaufen.
Vorbedingungen laut Beirat:
🔸 Schnelligkeit bei der Etablierung eines Rechtsrahmens
🔸Beschleunigter Ausbau von Stromerzeugung und Stromnetzen in Österreich (um grünen Wasserstoff herstellen zu können braucht es*viel* Strom aus Erneuerbaren!)
Achtung, jetzt wirds teils nerdy
— Christoph Dolna-Gruber 🇪🇺 (@chri_gru) March 13, 2024
Großes Potential bietet auch der Ausbau der West-Austria-Gasleitung („WAG-Loop“) im Mühlviertel. Dieser Ausbau ermöglicht eine weitere Diversifizierung der Gasversorgung und kann zukünftig auch eine wichtige Rolle beim Transport von Wasserstoff spielen. Insgesamt wird die Bundesregierung dafür mindestens 70 Millionen Euro bereitstellen.
„Die Ziele sind sehr ambitioniert“, so der Beiratsvorsitzende und früherer Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Bis 2030 sollen 1.000 Megawatt Elektrolyseleistung etabliert werden, was bedeuten würde, den grauen Wasserstoff (ungefähr 116.000 Tonnen, die im Jahr in Österreich verbraucht werden) durch grünen Wasserstoff zu substituieren. Anzengruber spüre dafür einen „verbindenden Spirit in Österreich“, der sich auch „in unseren Empfehlungen zur Wasserstoffstrategie“ zeige.
Das Gremium Hydrogen Partnership Austria wurde auf Initiative des Klimaschutzministeriums und des Wirtschaftsministeriums als Begleitung zur Umsetzung der Wasserstoff-Strategie eingerichtet. Zu dem Beirat gehören zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus der heimischen Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wie beispielsweise vom Verbund, der Montanuniversität, der E-Control, von Andritz und den Austrian Airlines.