Kategorie Innovation & Technologie - 24. September 2015

Leichter Wohnen, wenn der Alltag schwieriger wird

Für Frau R. ist es mittlerweile ganz normal, dass sie das Licht oder die Heizung bequem vom Tablet aus fernsteuert oder dass sie erinnert wird, falls sie aus Versehen ein Fenster oder die Wohnungstür offengelassen hat. Frau R. wird über das Tablet auch an die Medikamenteneinnahme erinnert und führt ein elektronisches und einfach zu bedienendes Gesundheitstagebuch für Blutdruck- und Blutzucker.

„Anfangs war es schon seltsam“, erzählt die 82-Jährige, „ich war mir den Umgang mit so moderner Technik nicht gewohnt – und ich war skeptisch. Aber ich muss sagen, mittlerweile ist nicht mehr wegzudenken, es erleichtert mir und meinen Kindern den Alltag sehr.“

Frau R. wohnt in Weppersdorf im Burgenland in einer betreuten Wohnung. Diese ist eine der 50 Wohneinheiten in Weppersdorf, Deutsch Kaltenbrunn, Eltendorf und Draßburg, die im Rahmen der vom bmvit geförderten Testregionen mit AAL-Technologien ausgestattet wurden. AAL steht für Umgebungsunterstütztes Leben oder Assistenzsysteme fürs Alter (Ambient Assisted Living), die auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner angepasst sind. Ziel des vom Austrian Institute of Technology (AIT) koordinierten Wohnprojektes ist es, der älteren Bevölkerung das selbstständige Bewältigen des Alltags zu erleichtern. Das Konzept setzt sich aus den vier Anwendungsbereichen Sicherheit, Komfort, soziale Interaktion und Gesundheit zusammen. Für jeden dieser Bereiche lassen sich hilfreiche Funktionen auswählen und kombinieren, die hauptsächlich über ein Tablet gesteuert und verwendet werden können.

AAL technologi_Smart Living © AIT

Ziel des Wohnprojektes ist es, der älteren Bevölkerung das selbstständige Bewältigen des Alltags zu erleichtern. © AIT

Nachdem Frau R. das Haus verlässt, kann sie sich anhand ihres Tablets versichern, dass die Herdplatte ausgeschaltet ist, alle Türen und Fenster verriegelt sind und dass sie nicht unnötig Strom verbraucht, weil sie vergessen hat das Licht abzudrehen. Früher hatte sie besonders bei Benützung des Badezimmers Angst vor Stürzen, mittlerweile vertraut sie den Bewegungssensoren, die jeden Zwischenfall erkennen und im Notfall schnellstmöglich Einsatzkräfte alarmieren.

Neue Technologien für Seniorinnen und Senioren
In Europa steigen der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung und die Lebenserwartung stetig an. Umfasste die Gruppe der über 65-Jährigen im Jahr 2000 noch knapp 16 Prozent, so wird sie sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Durch die Verschmelzung von moderner Technologie und neuen Services soll den Menschen möglichst lange ein unabhängiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. An die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen angepasste Technologien sollen das individuelle Wohlbefinden fördern.

Und nicht nur die Lebensqualität und Autonomie älterer Menschen profitiert davon, sondern auch die Wirtschaft in Österreich. Durch die zunehmende Kaufkraft älterer Menschen wächst der Bedarf nach nützlichen Produkten und Dienstleistungen für diese Zielgruppe und eröffnet somit neue Marktchancen für Österreichs Unternehmen.

INFObox: Im Zentrum des Programms „benefit – demografischer Wandel als Chance“ des bmvit steht die Bewältigung zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen durch Forschung, Technologie und Innovation im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Seit 2012 fördert das bmvit in IKT der Zukunft neue IKT-Lösungen und Dienstleistungen für mehr Lebensqualität im Alter.Â