Kategorie Informationen & Tipps - 11. Mai 2021

Bilanz des Patentamts: Mehr Erfindungen trotz Corona-Krise

Österreichs Firmen trotzen mit 11.500 Patentanmeldungen der Pandemie & halten nahezu das Rekordniveau, im weltweiten Ranking habe man damit gemessen an der Einwohnerzahl Rang 11 und in der EU Rang 6 behaupten können.

2020 haben Österreicher:innen erfunden, was das Zeug hält. Der befürchtete Einbruch durch die Corona-Krise blieb beim Österreichischen Patentamt aus. Im Gegenteil: Bei den Patentanmeldungen gab es sogar einen Zuwachs.

„Auch im vergangenen Jahr waren wir trotz der Coronapandemie wieder unter den Top Nationen bei den Patentanmeldungen,“ so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Platz 6 in der EU und Platz 11 weltweit zeigten, dass Österreich ein Land der Erfinderinnen und Erfinder ist. Für Gewessler besonders erfreulich: „Klimaschutz steht dabei ganz hoch im Kurs. Bei Gebäudetechnologien, klimaschonenden Verkehrstechnologien und Abwasserklärung und -recycling liegt Österreich weit über dem EU-Schnitt.“

„Eigentlich mussten wir mit einem starken Rückgang rechnen. Stattdessen hatten wir mehr Patentanmeldungen als im Vorjahr, trotz Corona, konstatiert Patentamtspräsidentin Mariana Karepova. „Insgesamt waren es 2.737 Erfindungen, die 2020 bei uns angemeldet wurden“, so Karepova weiter: „Aus jeder zweiten Anmeldung, sagt die Statistik, wird auch tatsächlich ein Patent. Und genau das steckt hinter diesen Zahlen: Mehr als 1.000-mal wurden in Österreich wirkliche Weltneuheiten erfunden. Das ist extrem beeindruckend.“

Wenig Start-ups kümmern sich um Schutzrechte

Das Patentamt hat mehr als 7.000 österreichische Startups untersuchen lassen und festgestellt, dass nur sechs Prozent eine Marke und nur zwei Prozent ein Patent angemeldet haben. Das ist schockierend wenig. Auch wenn nicht jede Firma mit Technik arbeitet, einen Namen, eine Marke, ein Logo hat doch jedes Unternehmen. Was passiert, wenn man vergisst, sein Logo anzumelden? Ein anderer schnappt es vor der Nase weg oder eine Firma mit ähnlichem Namen verbietet die Nutzung. Dann heißt es zurück an den Start und eine neue Brand muss aufgebaut werden. Bei Patenten verhält es sich ähnlich. Plötzlich wird man vom Firstmover zum Follower. „Noch eine wichtige Erkenntnis: Die Überlebenschance ist deutlich höher bei Firmen, die sich ordentlich und rechtzeitig um ihre Patente und Marken kümmern.“ sagt Karepova. Die Studie hat gezeigt, dass von jenen Startups, die ihre Ideen mit Marken und Patenten geschützt haben, 78 Prozent die ersten fünf Jahre überleben. Bei Startups ohne IP-Rechte sind es nur 65 Prozent.

Bilanz im Detail: Österreichischer Rankingführer ist zum wiederholten Male AVL List (mit 180 angemeldeten Erfindungen), gefolgt von Julius Blum und Zumtobel Lighting. Insgesamt wurden letztes Jahr 2.737 Erfindungen beim Österreichischen Patentamt angemeldet. Das Bundesland Nummer eins ist Oberösterreich – mit 638 Erfindungsanmeldungen. Die Bundesländer auf Platz zwei und drei sind: Die Steiermark mit 522 und Wien mit 436 Erfindungsanmeldungen. Die größte Chance, eine Erfinderin oder einen Erfinder zu treffen, hat man in Vorarlberg. Das westlichste Bundesland liegt auf Platz eins bei der Anzahl an Erfindungen pro Einwohner:in.

10.587 Innovationen wurden 2020 insgesamt an das Österreichische Patentamt herangetragen. Darunter: Patent-, Marken- und Designanmeldungen und eine Menge Dienstleistungen, die von den Expert:innen des Patentamts erbracht wurden.

Der Jahresbericht 2020 ist mit einer Zunge aus Pappmaché umschlungen. Die Zungen-Skulptur und das dazugehörige Motto „I licked it, so it’s mine“ wurden von Lisa Hofstetter entworfen. Das Patentamt greift das gerne auf: Man muss nicht etwas abschlecken, damit es einem gehört. Patente und Marken können das besser. Hofstetter hat sich mit ihrem Entwurf in einem Wettbewerb an der Kunstuniversität Linz durchgesetzt. „Es ist sehr erfreulich und mehr als naheliegend, dass das Österreichische Patentamt und die Kunstuniversität Linz für die Gestaltung des Jahresberichts zueinandergefunden haben. Unser Haus steht für eine starke Praxis- und Wirtschaftsorientierung, der volle Name – Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz – untermauert die umfassende Expertise. Seit bald fünf Jahrzehnten ist die Kunstuni Ideen- und Anstoßgeberin genauso wie kreative und verlässliche Entwicklerin und Umsetzerin. Für den Jahresbericht hat Studentin Lisa Hofstetter eine fantasie- und eindrucksvolle und im besten Wortsinn nachhaltige Präsentation gewählt. Im Namen unserer Studierenden, Lehrenden und all unserer Angehörigen darf ich mich beim Patentamt ganz herzlich für die Kooperation bedanken“, erklärt Rektorin Brigitte Hütter.

Das Österreichische Patentamt: Über 10.000 Innovationen pro Jahr. 245 Expert:innen für Patente, Marken, Designs, Künstliche Intelligenz, Maschinenbau, Pharmazie, Elektrotechnik und jedes andere technische Gebiet. Großes Angebot speziell für junge Erfinder:innen. Vermittelt in der IP Academy Newcomer:innen wie man geistiges Eigentum schützt und fördert junge Ideen mit Programmen, wie dem Patent Scheck.