Kategorie Innovation & Technologie - 13. Juli 2021

Climate Tech: Elisa Gramlich ist FEMtech-Expertin des Monats  

Elisa Gramlich ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Juli und Co-Founder der inoqo GmbH in Wien. Das von ihr mitgegründete Climate Tech Startup entwickelt eine Lifestyle-App, die Nutzer:innen dabei unterstützen möchte, jeden Tag besser informierte, bewusste Einkaufsentscheidungen zu treffen.

Wie man den Alltag nachhaltig und umweltbewusst gestalten kann, spielt für immer mehr Menschen eine große Rolle. Wo und vor allem wie man auch kleine Entscheidungen des täglichen Lebens darauf ausrichten kann zeigt das Wiener Startup inoqo mit einer App, die das eigene Einkaufsverhalten analysiert und Verbraucher:innen nützliche Anhaltspunkte in ökologischer und sozialer Hinsicht zu bestimmten Lebensmitteln liefert. Die inoqo-App möchte so helfen, das eigene Einkaufsverhalten langfristig zu verändern und dadurch den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. Die Beta-Version der App ist schon jetzt in allen Google Play und Apple Stores verfügbar. Mit dem Zugangscode „FEMtech“ kann man inoqo ausprobieren und auf den offiziellen Launch der App im Oktober hinfiebern.

© Vincent Sufiyan/WWF

Elisa Gramlich hat im vergangenen Jahr inoqo mitgegründet und ist dort für ein Team von fünf Mitarbeiter:innen verantwortlich. Ihr Ziel ist, die App auf wissenschaftlicher Basis weiter zu entwickeln und Nutzer:innen bestmöglich zu unterstützen, jeden Tag wohl-informierte und bewusste Einkaufsentscheidungen zu treffen.

„Mein Team und ich sind inhaltlich für verschiedene Nachhaltigkeitsthemen verantwortlich und sorgen etwa für die wissenschaftliche Berechnung von CO2-Zielen und die Darstellung von Impact-Inhalten in der App, um beispielsweise mit personalisierten Artikeln und Produkt-Infoboxen unsere Nutzer:innen zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung zu bewegen.“ Eines ihrer wichtigsten Projekte ist momentan die Entwicklung eines (halb-)automatisierten Lebenszyklusanalysen-Tools bzw. eines Ökobilanz-Tools für die Abschätzung der Umweltauswirkungen von Lebensmittelprodukten, für die auch schon Forschungsförderung bewilligt wurde. „Wir stehen zudem für diese Tools mit verschiedenen Expert:innen im engen Austausch.“

INFObox: FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.

In einer Welt der über-, fehl- oder unklaren Informationen möchte Gramlich mit inoqo den Verbraucher:innen wissenschaftlich fundierte Daten über die Auswirkungen von Lebensmittelprodukten auf die Umwelt, die Gesellschaft und die biologische Vielfalt zur Verfügung stellen. „Unsere Mission ist es, allen dabei zu helfen, ihre täglichen Kaufentscheidungen basierend auf persönlichen Werten treffen zu können. Auf diese Weise können alle aktiv zu einem nachhaltigen Produktions-Konsum-Kreislauf beitragen.“

 

Die App ist dabei kostenlos und sowohl für iOS, als auch für Android verfügbar. Nach Installation kann man im Profil der App ökologische und soziale Präferenzen angeben. Über die passive Tracking-Technologie können Nutzer:innen ihre Einkäufe erfassen und erhalten im Anschluss Hintergrundinfos zu den Einkäufen wie den Co2-Fußabdruck und Hinweise auf Produkte, welche mit den zuvor gesetzten Werten nicht übereinstimmen. Zusätzlich ist es möglich sich in Teams zusammenzuschließen und so gemeinsam nachhaltiger einzukaufen.

Gramlich, die aus Freiburg im Breisgau (Deutschland) stammt, kam über ein Studium des Nonprofit-, Social- & Health Care Managements des Management Center Innsbruck nach Tirol, wo sie sich auf das Thema Nachhaltigkeitsmanagement spezialisierte. Nach ihrem Studium in Environmental Sciences an der Universität Utrecht und weiteren internationalen Studienaufenthalten zog es sie nach Wien, wo sie zunächst beim Impact Hub Vienna arbeitete, bevor sie über den gemeinsam vom BMK, WWF und Impact Hub initiierten innovate4nature Innovationswettbewerb zum Schutz der Biodiversität beim WWF Österreich andockte.

„Beim WWF konnte ich mit zahlreichen Unternehmen zu Umwelt- und Klimaschutz-Themen arbeiten und mich hier auf das Thema Kunststoffe und Kreislaufwirtschaft konzentrieren.“ So baute Gramlich den Kreislaufwirtschaftsbereich beim WWF Österreich auf und unterstützte unter anderem Unternehmen bei der Entwicklung zu umweltverträglicheren Verpackungen und trat als Sprecherin des WWF zur Förderung der Kreislaufwirtschaft auf. „Dem Kreislaufwirtschafts-Thema bleibe ich unter anderem durch meine Rolle als Advisor beim Circular Economy Forum Austria weiterhin treu, wo ich Unternehmen auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft begleite und den Wissensaustausch zwischen Unternehmen, Politik und Wissenschaft unterstütze.“

Das FEMtech Interview mit Elisa Gramlich finden Sie dieses Mal hier:

»Was steht auf Ihrer Visitenkarte? 
Elisa Gramlich, MSc
Co-Founder inoqo GmbH

Was fasziniert Sie an der Kreislaufwirtschaft?
Mich fasziniert das systemische Konzept hinter der Kreislaufwirtschaft und, dass es eine Alternative zu unserer jetzigen Linearwirtschaft bietet. Dadurch haben wir die Möglichkeit unser Wirtschaftswachstum von unserem Ressourcenverbrauch zu entkoppeln und wichtige planetare Grenzen einzuhalten. Spannend finde ich das große Innovationspotenzial, welches die Kreislaufwirtschaft bietet um Produkte und ganze Geschäftsmodelle neu zu denken.

In meiner früheren Tätigkeit als Programm-Managerin Umwelt & Wirtschaft beim WWF Österreich, war ich u.a. für das Thema Kreislaufwirtschaft verantwortlich und fand es sehr spannend Unternehmen, insbesondere im Verpackungsbereich, bei der Entwicklung umweltverträglicherer Produkte zu unterstützen und mich auch auf politischer Ebene für nachhaltigere Konsum- und Produktionsmuster einzusetzen.

Ich freue mich sehr, dass ich nun auch bei inoqo weiterhin an der Schnittstelle von Innovation & Nachhaltigkeit arbeiten kann und hier ebenfalls einen Beitrag für mehr Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft leisten kann.«

Weiterlesen.

Wordrap mit Elisa Gramlich

  • Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
    Das war sehr unterschiedlich. Ich habe gerne gelesen, draußen mit Freund:innen gespielt, mit Lego Bausteinen Dinge gebaut oder auch mal mit Barbie-Puppen gespielt.
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
    Ich bin mit meiner Studienrichtung (Umweltsystemwissenschaften) sehr zufrieden, da dieses Studium mir sehr viel Spaß gemacht hat und ich die Interdisziplinarität und die Internationalität sehr geschätzt habe. Manchmal denke ich jedoch, dass ein etwas technischeres Studium wie Umwelt- und Verfahrenstechnik auch kein Fehler gewesen wäre, doch dann würde ich vermutlich die systemische Ebene vermissen.
  • Mein Vorbild ist:
    Ich habe viele Vorbilder, an denen ich viele verschiedene Aspekte und Eigenschaften bewundere. Darunter befinden sich viele Frauen, die zielstrebig ihren Weg verfolgt haben und einen Beitrag für eine bessere Welt leisten.
  • Was ich gerne erfinden würde:
    Eine Welt, in der wir nachhaltige Produktions- und Konsummuster etabliert und Wirtschaftswachstum von unserem Ressourcenverbrauch entkoppelt haben.
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    …wird es noch mehr Technologien geben, die die Welt wirklich braucht.
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    …wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit erreicht. Es würden Maßnahmen holistischer und inklusiver entwickelt werden und es würde noch stärker in interdisziplinären Teams zusammengearbeitet werden.
  • Was verbinden Sie mit Innovation:
    Innovation bedeutet für mich, radikale oder inkrementelle Lösungen für die wichtigen Probleme unserer Zeit zu entwickeln. Das große Ganze zu sehen, wichtige Zusammenhänge zu erkennen und kreative Ideen zu entwickeln sind für mich wichtige Bestandteile von Innovation.
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
    Neue Technologien sind in ihrer anfänglichen Entwicklung oft sehr zeit- und kostenintensiv und bergen ein gewisses Risiko. Forschungsförderung ist daher sehr wichtig, um die Entwicklung technologischer Lösungen insbesondere in der Anfangsphase zu unterstützen und so Innovationen zu fördern, die soziale und ökologische Herausforderungen lösen können. Dies unterstützt auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und kann Österreich dabei helfen zu einem Nachhaltigkeits-Vorreiter zu werden.
  • Meine Leseempfehlung lautet:
    „Drawdown: The Most Comprehensive Plan Ever Proposed to Reverse Global Warming“ von Paul Hawken (siehe auch www.drawdown.org)
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Frauen in Forschung und Technologie. Das BMK unterstützt Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung zu schaffen.