Kategorie Klima- & Umweltschutz - 15. April 2021

CO2-Konzentration trotz Corona-Pandemie auf Rekordniveau

Die Klimakrise verschärft sich weiter: Der CO₂-Gehalt der Atmosphäre ist über 50 Prozent höher als in vorindustrieller Zeit, beängstigend vor allem das Tempo, in dem immer neue Rekordwerte erreicht werden.

Das Mauna Loa Observatory auf Hawaii liegt inmitten des Pazifiks fast 3.400 Meter über dem Meeresspiegel am Nordhang des größten Vulkans der Inselgruppe und ist eine der wichtigsten Klima-Messstationen der Welt. Der US-Forscher Charles David Keeling hat an genau dieser Stelle im Frühjahr 1958 ein hochpräzises Instrument installieren lassen, mit dem er wie noch niemand zuvor mehrfach täglich ermitteln konnte, wie viel Kohlendioxid (CO₂) wirklich in der Luft enthalten ist.

Das Mauna Loa Observatory: So viel CO₂ steckt wirklich in der Luft. © Christopher Michel

Als die Untersuchungen begannen, lag der CO₂-Wert noch bei 317 ppm (parts per million). Charles David Keeling gilt mit seinen messtechnischen Belegen als Entdecker des Treibhausgas-Effektes. Die steigende CO₂-Konzentration in der Atmosphäre sorgt dafür, dass sich die Erde zunehmend erhitzt. Neben Kohlendioxid sind dabei auch weitere Treibhausgase wie Methan relevant. Am 3. April erreichte die CO₂ -Konzentration einen vorläufigen historischen Höhepunkt: 421,21 ppm. Nie zuvor seit Beginn der Messung hat es so viel CO₂ in der Atmosphäre gegeben.

: Die symbolisch so wichtige Marke von 400 ppm ist erst vor wenigen Jahren erstmals geknackt worden – am 9. Mai 2013. Schon 2015 blieb der Messwert aus dem Mauna Loa Observatorium im Mittel des Jahres darüber, und schon seit 2016 gab es keinen Tag mehr, an dem er noch unter 400 ppm gesunken wäre.

: Charles David Keeling im Labor, er gilt als Begründer der Wissenschaft vom menschengemachten Klimawandel. © Scripps Institution of Oceanography at UC San Diego

: Der Rekordmesswert aus Hawaii von Anfang April belegt nun eindrucksvoll, in welchem Ausmaß der Mensch die Atmosphäre bereits geprägt hat. Ihr CO₂-Gehalt liegt augenblicklich erstmals mehr als 50 Prozent höher als etwa im Jahr 1750, als in Großbritannien die Industrialisierung begann.

Die Keeling-Kurve gilt als wichtigster Umweltdatensatz des 20. Jahrhunderts. Sie unterliegt aufgrund des Vegetationszyklus einer saisonalen Schwankung und erreicht im Mai die jährlichen Höchstwerte. Das kalifornische Forschungszentrum Scripps Institution of Oceanography, welches seit 1958 auf Hawaii Keelings CO₂-Erfassung leitet, misst aktuell einen Wert von knapp 418 ppm. Sorgen bereitet der Wissenschaft vor allem der Anstieg von Jahr zu Jahr. 2020 lag die CO₂-Konzentration im März bei 415 und stieg bis Mai 2020 auf 418. Heuer wurde der Wert von 418 bereits im März überschritten, sprang im April auf den Rekordwert von 421 und könnte im Mai erneut Werte von über 420 ppm erreichen.

Um den globalen Temperaturanstieg bei 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, dürfen weltweit nur noch ungefähr 284 Gigatonnen CO₂ ausgestoßen werden. Dies ist bei einem Kohlendioxid-Ausstoß von aktuell rund 1.331 Tonnen pro Sekunde in ungefähr sechs Jahren und neun Monaten, also Ende 2027 der Fall, wie die CO₂-Uhr des Berliner Klimaforschungsinstitut MCC zeigt. Die Berechnungen basieren auf Daten des Weltklimarats IPCC aus 2018. Zuletzt mehrten sich die Stimmen in der Wissenschaft, wonach es für das 1,5-Grad-Ziel bereis zu spät ist.

Im Pariser Klimaschutzabkommen war 2016 vereinbart worden, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad, mindestens aber auf weniger als zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Alljährlich erreicht die CO₂-Konzentration der Atmosphäre im Mai ihren Höhepunkt. Dann erst nimmt die Vegetationsperiode auf der Nordhalbkugel an Fahrt auf, die Pflanzen werden grün, sie betreiben Fotosynthese und wandeln mithilfe von Sonnenenergie allerhand Kohlendioxid aus der Luft wieder um in organisches Material.

Forscher des britischen Wetterdienstes Met Office erwarten, dass der CO₂-Gehalt der Atmosphäre, wie auf Mauna Loa gemessen, im Mai durchschnittlich 419,55 ppm betragen wird und damit den bisherigen Rekordwert vom Mai 2020 um etwa 2,5 ppm übertrifft. Es ist sehr lange her, dass dieser Wert noch höher lag – mindestens drei Millionen Jahre.

apa/red

SERVICE: https://keelingcurve.ucsd.edu/

Klimakrise laut Studie fast vollständig menschengemacht