Kategorie Mobilität - 2. Oktober 2018
CO2-Reduktion im Verkehr: Umweltbundesamt benennt 50 Möglichkeiten
50 Einzelmaßnahmen hat das Umweltbundesamt für das Verkehrsministerium (BMVIT) im Sachstandsbericht Mobilität ermittelt. Hintergund ist Österreichs Klimastrategie mit dem Ziel, im EU-Verband die 2015 festgelegten CO2-Reduktionen des Pariser Klimavertrags zu erreichen.
Eine umwelt- und innovationsfreundliche Mobilitätswende ist eines der Kernanliegen der österreichischen Bundesregierung. Am 28. Mai 2018 wurde mit #mission2030 erstmals eine integrierte österreichische Klima- und Energiestrategie beschlossen. Ein Schwerpunkt der Strategie liegt auf den Sektoren Verkehr und Gebäude, in denen das größte Reduktionspotenzial besteht. Ziel ist, die CO2-Emissionen im Verkehrssektor bis 2030 um 36 Prozent zu senken.
Bis zum Jahresende müssen bei der EU die Maßnahmen vorgelegt werden, wie Österreich das Ziel bis 2030 erreichen will. Das Minus von 36 Prozent gilt auch für den mit Abstand größten Emittenten von Treibhausgasen, den Verkehrssektor. Pkw-Individualverkehr und Transportwirtschaft verursachen 45,4 Prozent der Emissionen in Österreich, in CO2-Äquivalente umgerechnet müsste dieser Sektor seine Emissionen um rund 7,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf rund 15,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten reduzieren. Neueste Daten deuten bereits auf weiter steigende Emissionen hin.
Um hier signifikante Einsparungen zu erzielen, hat das Umweltbundesamt (UBA) im Auftrag des BMVIT den Sachstandsbericht „bewusst so ausgelegt, dass alle möglichen Maßnahmen enthalten sind“, sagte dessen Verkehrsexperte Günther Lichtblau im Gespräch mit der APA. Der Bericht enthalte alle grundsätzlich im Verkehrsbereich verfügbaren Maßnahmen und soll als „wissenschaftliche Grundlage“ dienen.
Mobilitäts- und Nachhaltigkeits-Experten von B.A.U.M. Österreich – Austrian Network for Sustainable Leadership und Businessmind waren maßgeblich in der Konzeption und Durchführung des Sachstandsberichtes beteiligt.
Das Umweltbundesamt (UBA) ist in die Klimastrategie #mission2030 eingebunden. Dementsprechend wurde dieser Maßnahmenkatalog vom UBA erarbeitet. Ziel war und ist es, aus den 50 Maßnahmen diejenigen auszuwählen, die geeignet sind, die Klimaziele sozial- und wirtschaftsverträglich zu erreichen.
Tempo 100 als eine von 50 Maßnahmen würde hier mit einer Einsparung von 450.000 Tonnen pro Jahr eine Reduktion von 6,3 Prozent bei den 7,2 Millionen Tonnen bedeuten. Allerdings spricht sich der Großteil der in einer Begleituntersuchung befragten Bürgerinnen und Bürger gegen eine solche Maßnahme aus.
Anreize, keine Verbote
„Der Weg zum Erreichen der ehrgeizigen Klimaziele führt im Verkehrsbereich über die Schaffung von Anreizen und nicht über Verbote“, bekräftigt Bundesminister Norbert Hofer anlässlich des an die Öffentlichkeit gelangten Vorschlags des Umweltbundesamtes, die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen und Schnellstraßen herabzusenken.
Würde bei der Raumplanung an den Klimaschutz gedacht, wären hier je nach Intensität der Umsetzung zwischen 220.000 und 440.000 Tonnen Einsparung möglich. Dazu dürften jedoch beispielsweise Einkaufszentren und Gewerbeparks auf der grünen Wiese keine Bewilligung mehr bekommen, Ortskerne verdichtet und Wege zu Einkauf und Arbeit verkürzt werden.
Zu den analysierten Maßnahmen zählen auch Maßnahmen wie Investitionen in den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel oder Rad- und Fußwege. Diese weisen ähnliche Einsparungspotentiale wie Maßnahmen der Raumplanung auf.
„Man kann dem Klimawandel mit Verboten begegnen oder positive Anreize zur Reduktion von Schadstoffen setzen. Wir gehen nicht jenen der Verbote, sondern setzen Anreize für Maßnahmen zur Schadstoffreduktion. Wir investieren 13,9 Mrd. Euro für den Ausbau der Infrastruktur der Schiene, dazu kommen 750 Millionen Euro zusätzlich für die Förderung des Schienen-Personenverkehrs und weitere 100 Millionen Euro für die Förderung des Güter-Schienenverkehrs“, so Verkehrsminister Norbert Hofer. Neben der Nahverkehrsmilliarde für dekarbonisierte Projekte will Hofer auch die E-Mobilitätsförderung, also eine Prämie des Bundes beim Ankauf eines E-Autos, weiter verlängern.
Erst am Montag, 24.09.2018 wurden in hochrangiger Runde aus Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern und Gemeinden zehn Leitprinzipien für einen Aktionsplan „Wettbewerbsfähige und saubere Mobilität 2030″ beschlossen. Diese gemeinsam formulierten Punkte sollen die dringend benötigte Mobilitätswende auf den Weg bringen und zeigen künftige, unterstützende Maßnahmen für diesen Prozess.
Klar ist nämlich, dass die Transformation des Verkehrssektors enorme Potentiale für den Standort Österreich hat, aber auch, dass die ambitionierten politischen Ziele nur mit entschlossener Kooperation auf allen politischen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) sowie Allianzen mit Wirtschaft und Forschung zu erreichen sind. Österreichs Bundesländer, Städte und Gemeinden sind dabei wichtige Partner für die bevorstehende Transformation des Energie- und Verkehrssystems.