Kategorie Innovation & Technologie - 26. September 2022
‚Dart‘-Spiele im All: Wie ein Asteroid aus seiner Bahn geschossen werden soll
Dart-Mission der NASA kurz vor dem Höhepunkt: Sonde soll heute Nacht in Asteroiden krachen – Spektakulärer Testlauf für beängstigendes Szenario
Klingt verdächtig nach Hollywood, ist aber eine reale Mission der NASA: Am 26. September soll erstmals eine Sonde der US-Raumfahrtbehörde direkt und absichtlich in einen Asteroiden krachen und dadurch dessen Flugbahn verändern. Bei der Mission steht laut NASA nicht weniger als die „zukünftige Sicherheit der Erde“ auf dem Spiel.
Seit zehn Monaten ist sie inzwischen unterwegs, nun wird sie ihr bewegliches Ziel endlich erreichen: Die Nasa-Sonde Dart (kurz für: Double Asteroid Redirection Test) steuert mit 22.000 Kilometer pro Stunde auf den Asteroiden Dimorphos zu. Wenn Dart mit Dimorphos kollidiert, soll im günstigsten Fall bewiesen werden, dass ein gefährliches Objekt auf Erdkurs von unserem Heimatplaneten weggelenkt werden kann.
„Dart ist die erste Mission, die mithilfe eines direkten Experiments versucht, ein Gefahrenobjekt aus dem Weg zu stoßen“, sagt NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen. Das alles erinnert stark an Hollywood-Filme wie „Armageddon – Das jüngste Gericht“, in dem 1998 Stars wie Bruce Willis und Ben Affleck in kürzester Zeit mit einem komplizierten und gefährlichen Manöver einen direkt auf die Erde zurasenden Asteroiden zerstörten.
Aber: Die rund 330 Millionen Dollar teure Mission der NASA ist unbemannt und der Ziel-Asteroid Dimorphos rast auch nicht auf die Erde zu, sondern stellt Berechnungen der NASA zufolge derzeit keine Gefahr dar. Es handelt sich um einen ersten vorsichtigen Versuch, ob es möglich sein könnte, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise abzuändern. Die NASA erhofft sich davon Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.
We have impact 🛰️💥@NASA's #DARTMission – the world's first #planetarydefense test mission – successfully impacted its asteroid target. Mission control at @JHUAPL announced the impact at 7:14 p.m. EDT. pic.twitter.com/ZHodaaCXoc
— NASA Asteroid Watch (@AsteroidWatch) September 27, 2022
Damit beschäftigt sich die Weltraumbehörde schon seit vielen Jahren. Ein Asteroideneinschlag vor rund 66 Millionen Jahren gilt unter Wissenschaftern beispielsweise als führende Theorie dazu, warum die Dinosaurier ausstarben. Derzeit wissen Experten von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.
Die im November mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete vom US-Staat Kalifornien aus gestartete „Dart„-Sonde ist seit rund zehn Monaten auf dem Weg zu ihrem Ziel. „Asteroid Dimorphos: Wir kriegen Dich“, hatte die NASA kurz nach dem Start getwittert. Erst rund eineinhalb Stunden vor dem Aufprall werde die Sonde Dimorphos mit ihrer Kamera allerdings wirklich ins Visier nehmen können. Das Flugobjekt genau in den Asteroiden zu lenken sei „unglaublich herausfordernd“, sagt NASA-Manager Evan Smith.
ATLAS observations of the DART spacecraft impact at Didymos! pic.twitter.com/26IKwB9VSo
— ATLAS Project (@fallingstarIfA) September 27, 2022
Dimorphos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern ist eine Art Mond des größeren Asteroiden Didymos. Die Mission ist so angelegt, dass beide Asteroiden auch nach dem Aufprall der Sonde, die nur eine Kamera an Bord hat, keine Gefahr darstellen sollen.
Nach dem Aufprall soll die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos um mindestens 73 Sekunden und möglicherweise bis zu zehn Minuten kürzer dauern. Für die Wissenschafter geht die richtige Arbeit dann erst los: Untersuchen, was genau vor, während und nach dem Aufprall passiert ist – und was das nun für den Schutz der Erde bedeuten könnte. 2024 soll zur noch genaueren Untersuchung dann die ESA-Mission „Hera“ starten.
„Dart“ sei eine „Test-Mission“, betont NASA-Managerin Andrea Riley. „Auch wenn wir nicht treffen, werden wir immer noch viel Daten sammeln können. Deswegen testen wir. Wir wollen es jetzt tun und nicht, wenn es ein wirkliches Problem gibt.“
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