Kategorie Innovation & Technologie - 5. Januar 2021
Partielle Sonnenfinsternis & Mars-Landungen: Das erwartet uns im Astronomie- & Weltraumjahr 2021
Das Jahr 2021 hat nicht allzu viel zu bieten an besonderen Himmelsereignissen. So muss man in Österreich das ganze Jahr über ohne Mondfinsternis auskommen. Dafür kann man sich auf den 10. Juni mit der ersten partiellen Sonnenfinsternis seit langem freuen – „für Wien die erste seit fünf Jahren“, wie Alexander Pikhard, Chef der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) gegenüber der APA erklärte.
2021 finden zwei Sonnenfinsternisse statt: Von Österreich aus kann man am 10. Juni eine partielle Sonnenfinsternis beobachten – von Wien aus zeigt sich erstmals seit dem 20. März 2015 wieder ein solches Ereignis. Um die Mittagszeit wird sich der Mond ein Stück vor die Sonnenscheibe schieben und diese dabei nur zu maximal 11,5 Prozent (bezogen auf den Durchmesser, 4,6 Prozent bezogen auf die Sonnenfläche) verfinstern. Das Himmelsschauspiel wird rund eineinhalb Stunden lang dauern. Am 4. Dezember gibt es dann eine totale Sonnenfinsternis, die allerdings nur von der Antarktis zu sehen ist.
Die zwei Mondfinsternisse des Jahres 2021 – eine totale am 26. Mai und eine partielle am 19. November – zeigen sich in Österreich nicht. Als kleine Entschädigung dafür ist der Vollmond am 26. Mai der größte des Jahres – der sogenannte „Supervollmond“.
Wer gerne Sternschnuppen schaut, sollte sich im kommenden Jahr auf die Meteorströme der Eta-Aquariden (Maximum am 6. Mai) und der Perseiden (Maximum 12. August) konzentrieren. Von der Mondphase her sind diese beiden am günstigsten, weil sie sich rund um Neumond ereignen und damit kein helles Mondlicht die Beobachtung stört.
Besondere Planetenkonstellationen gibt es 2021 keine. Auch kein heller Komet ist zu erwarten, wobei das nie so präzise prognostizierbar ist. Das hat im zu Ende gehenden Jahr der Komet „Neowise“ gezeigt. Er wurde erst Ende März entdeckt und entwickelte sich zu einem schönen, mit freiem Auge sichtbaren Schweifstern.
Mars-Landungen & Asteroiden-Abwehr
Mit Spannung warten Astronomen auf den – bereits mehrmals verschobenen – Start des „James Webb“-Weltraumteleskops 2021. Das amerikanisch-kanadisch-europäische Gemeinschaftsprojekt soll als Nachfolger des „Hubble“-Teleskops 1,5 Millionen Kilometer weit ins All fliegen und neue Bilder aus dem frühen Universums liefern. Eine Ariane-5 Rakete soll das 6,5 Tonnen schwere Teleskop am 31. Oktober in Französisch-Guyana ins All bringen.
Platziert werden soll dieses am sogenannten Lagrange-Punkt L2 platziert. Der liegt auf der von der Sonne abgewandten Seite der Erde, wo sich die Anziehungskraft von Erde und Sonne ausgleichen. Von dort soll es in die Vergangenheit des Universums blicken und Sterne und Planetensysteme beobachten, die kurz nach dem Urknall entstanden sind.
Auf der Erde soll 2021 erstmals Licht in das riesige US-Spiegelteleskop „Vera C. Rubin Observatory“ fallen, das seit 2011 auf einem fast 2.700 Meter hohen Berg in Chile errichtet wird. Das Teleskop zeichnet sich durch einen sehr großem Sichtbereich aus und soll 2022 in Betrieb gehen.
Die Raumfahrt bietet wieder etliche Highlights. Gleich drei im Vorjahr gestartete Missionen werden den Mars erreichen: Im Februar soll mit „Perseverance“ ein NASA-Rover auf dem Mars landen und nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen, das Klima und die Geologie des Planeten erforschen und Proben nehmen. Ebenfalls im Februar soll die Sonde „Al-Amal“ („Hoffnung“) der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in die Umlaufbahn um den Mars einschwenken, rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Gründung der VAE. Sie soll das erste vollständige Bild des Mars-Klimas über ein komplettes Mars-Jahr erfassen.
Gleich bei seiner ersten unabhängigen Mars-Mission will China eine Landung auf dem Mars zustande bringen. Die Raumsonde „Tianwen-1“, die ebenfalls im Februar den Mars erreicht, besteht aus einem Orbiter sowie einem Landegerät mit einem Rover. Die Landung soll erst zwei bis drei Monate nach der Ankunft am Mars erfolgen. Chinas Marsmission hat auch einen rotweißroten Farbtupfen: Das Magnetometer des Orbiters wurde in Kooperation mit dem Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz gebaut.
Im Juli wird die NASA den „Double Asteroid Redirection Test“ (DART) mit dem Launch eines Satelliten beginnen. Dieser wird zum Asteroiden Didymos geschickt und soll 2022 in dessen Mond stürzen. Hauptziel ist es zu überprüfen, ob die Umlaufbahn eines mittelgroßen Asteroiden durch den Einschlag einer Raumsonde verändert werden kann. Dies wäre der erste Schritt einer planetaren Verteidigung gegen erdbahnkreuzende Hinmelskörper, um diese bei Kollisionsgefahr mit der Erde von ihrem Kurs abzubringen. Mit einer eigenen Mission namens Hera wird die ESA dann analysieren, was der Aufprall bewirkt hat, ob sich der Asteroid dreht, wie er den Kurs ändert und ob es einen Einschlagkrater gibt.
Russland will im Herbst erstmals seit 45 Jahren wieder eine Mondmission – die Raumsonde „Luna 25“ – starten und Ende des Jahres erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wieder zwei Weltraum-Touristen zur Raumstation ISS fliegen.
Mit „Artemis 1“ will die NASA im vierten Quartal die erste Etappe ihrer Bemühungen starten, wieder US-Astronauten auf den Mond zu bringen. Mit dem ersten Flug der größten Rakete aller Zeiten, dem „Space Launch System“ (SLS) soll das Raumschiff Orion zunächst unbemannt den Mond umrunden und wieder zur Erde zurückkehren.
Auch Indien könnte frühestens Ende des Jahres mit „Chandrayaan-3“ einen weiteren Versuch starten, ein Landemodul am Mond abzusetzen. Die Vorgängersonde „Chandrayaan-2“ scheiterte 2019.
Der NASA-Kleinsatellit CUTE soll extrasolare Planeten erforschen, sein Start ist für den 16. September geplant. Die Sonde wird 20 Zielplaneten beobachten, um die chemische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften ihrer oberen Atmosphären zu untersuchen. Beteiligt ist einmal mehr das Institut für Weltraumforschung der ÖAW in Graz, das 2021 sein 50-jähriges Bestehen feiert. Das wird u.a. bei der Steiermark Schau in Graz (9. April bis 31. Oktober) und ab 18. Dezember in der Ausstellung „Mission Possible!“ im Center of Science Activities im Grazer Joanneumsviertel gefeiert.
Anfang Juli 2021 wird der österreichische Geophysiker Josef Aschbacher den amtierenden ESA-Chef Jan Wörner ablösen. Der 58-jährige Tiroler ist derzeit ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme und Leiter von ESRIN, dem ESA-Zentrum für Erdbeobachtung bei Rom. Seine Ernennung zum neuen ESA-Generaldirektorder wurde Mitte Dezember 2020 vom Rat der Europäischen Weltraumorganisation bekanntgegeben.
Nachdem das Vorhaben coronabedingt um ein Jahr verschoben wurde, starten das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) und seine Partnerorganisationen am 15. Oktober die simulierte Mars-Mission „AMADEE-20“: Ein Monat lang sollen sechs Analog-Astronauten in der Negev Wüste (Israel) isoliert von der Außenwelt neue Technologien für zukünftige Raummissionen testen.
Die ESA möchte mit zwei eigenen starken Raketen im kommerziellen Raumfahrtgeschäft wettbewerbsfähig bleiben. Die „Vega-C“ soll 2021 ihren Jungfernflug absolvieren. „Ariane-6“ sollte ursprünglich noch 2020 erstmals starten und musste nun aufgrund der Corona-Pandemie auf Mitte 2022 gelegt werden.
Erst jüngst wurde die Copernicus-Mission erweitert, für die der Satellit „Sentinel-6 Michael Freilich“ Ende November in den Orbit geschickt wurde. Er misst die Veränderung des Meeresspiegels und wird im Juni 2021 und Ende 2021 neue Datensätze liefern, die als Basis auch der Klimapolitik dienen werden. Es ist der bereits achte europäische Wächter-Satellit ist im All. Aus seiner Erdumlaufbahn observiert und kartiert Sentinel 6 die Ozeane. Er registriert jede Änderung des Meeresspiegels, verursacht etwa durch den Klimawandel – auch mit österreichischer Beteiligung.
apa/red
Die Weltmeere im Blick: Sentinel 6 als neuer Klimawächter ins All gestartet