Kategorie Mobilität - 18. Dezember 2015

Das sicherste Verkehrsmittel der Welt

Insgesamt 2.941 öffentliche Seilbahnen und Schlepplifte stehen in Österreich in der Wintersaison bereit. Seilbahnen sind aber viel mehr als „nur“ Transportmittel für Wintersportbegeisterte: Sie sind das sicherste Verkehrsmittel der Welt, sind manchmal das einzige Verkehrsmittel, das zur Verfügung steht, und sie sind immer häufiger auch ein Verkehrsmittel in der Stadt. Von der Dorfbahn Serfaus bis zum XXL-Stahlseilrutschen in Leogang haben wir alles Wissenswerte über Seilbahnen von A bis Z für Sie zusammengefasst:

Anlagen: In Österreich gibt es 1.101 öffentliche Seilbahnen und 1.840 Schlepplifte.

Bahn: Seilbahnen gehören zu der Verkehrsmittel-Gruppe der Bahnen. Bahnen sind Verkehrs- oder Transportmittel, die an Spuren gebunden sind. Der Begriff „Seilbahn“ umfasst dabei Standseilbahnen, Seilschwebebahnen und Schlepplifte.

Seilbahn in Mayerhofen © bmvit

CEN: Seilbahnen werden nach Vorgabe des Europäischen Komitees für Normung (CEN) nach verschiedenen Kriterien, wie zum Beispiel nach der Art des Tragmittels (Schiene, Seil, Schnee, Luftkissen) oder der Betriebsart (Pendelbetrieb, Umlaufbetrieb), klassifiziert

Dorfbahn Serfaus: Die Dorfbahn Serfaus ist eine fahrerlose Luftkissenschwebebahn mit Seilantrieb in der österreichischen Gemeinde Serfaus in Tirol. Sie weist einige Merkmale einer U-Bahn auf: Sie ist vom Individualverkehr getrennt und verkehrt auf ihrer gesamten Länge in einem Tunnel. Sie gilt nach der türkischen „Tünel“ als zweitkleinste U-Bahn der Welt, obwohl beide keine U-Bahnen im herkömmlichen Sinn sind. Rechtlich betrachtet handelt es sich bei der Dorfbahn Serfaus um eine Standseilbahn.

Europäische Union: Die Richtlinie 2000/9/EG über Seilbahnen für den Personenverkehr hat zum Ziel, durch Harmonisierung der Anforderungen an die Sicherheit der beförderten Personen ein hohes Sicherheitsniveau in allen Mitgliedsländern zu gewährleisten.

Fahrgäste: 2.941 Seilbahnanlagen befördern jährlich rund 600 Millionen Fahrgäste.

Gesetz: Seilbahnen unterliegen einem eigenen Seilbahngesetz, das 2003 erlassen wurde. Auch die Schlepplifte unterliegen den Regelungen des Seilbahnrechts.

Hohensalzburg: Österreichs älteste Standseilbahn, die auf die Festung Hohensalzburg führt, ist mehr als 120 Jahre alt und befördert 1,7 Millionen Fahrgäste im Jahr.

Internationale Organisation für das Seilbahnwesen (OITAF): Die Gründung der OITAF ging auf die Notwendigkeit zurück, alle drei Kategorien des Seilbahnwesens (die Betreiber bzw. die Seilbahnunternehmen, die Hersteller der Seilbahnanlagen und die Aufsichtsbehörden) in einer einzigen Organisation zu vereinigen, um anstehende Probleme gemeinsam lösen zu können.

Jeder sechste weltweite Skitag findet in Österreich statt.

Kilometer: Die längste Seilbahn der Welt und gleichzeitig längste Gondelbahn der Welt ist die über 13 Kilometer lange Luftseilbahn Norsjö, eine Gondelbahn zwischen Örträsk und Mensträsk in der Gemeinde von Norsjö, Schweden. Der Schlepplift Gandegg in der Nähe von Zermatt, Schweiz, ist mit einer Länge von fast vier Kilometern der längste Schlepplift der Welt.

Seilbahnen erobern auch den Stadtverkehr. Foto: Seilbahnnetz in La Paz, Bolivien © Doppelmayr

La Paz: Seilbahnen erobern auch den Stadtverkehr: Das 2014 eröffnete Seilbahnnetz in Boliviens Metropole La Paz wurde von der österreichischen Firma Doppelmayr gebaut, um die Verkehrsprobleme der Stadt zu beseitigen. Sie verbindet den Regierungssitz La Paz, der im Tal liegt, mit der Stadt El Alto auf der Hochebene. Das Seilbahnnetz La Paz besteht derzeit (noch) aus drei Linien, die jeweils bis zu 3.000 Passagiere pro Stunde befördern können.

Mellau: 1972 wurde in Mellau, Vorarlberg, die erste Einseilumlaufbahn mit vierplätzigen Kabinen errichtet.

Nutzen: Viele Seilbahnen werden vor allem von Sportbegeisterten, (Skifahren, Wandern, Bergsport) und Erholungsuchenden verwendet oder erschließen eine touristische Attraktion wie Bergrestaurants oder Aussichtspunkte. Mit Materialseilbahnen hingegen werden nicht Personen, sondern Güter befördert oder in großen Betrieben Material transportiert.

Bereits 1926 wurde eine Seilschwebebahn auf der Rax in Betrieb genommen. © bmvit

Oberste Seilbahnbehörde: Neben dem bmvit als oberste Seilbahnbehörde gibt es den Fachverband der Seilbahnen Österreichs und das Verkehrs-Arbeitsinspektorat, die sich mit den verschiedenen Angelegenheiten der Seilbahnen befassen.

Personal: Insgesamt sind rund 15.600 Personen bei 254 Seilbahnunternehmen beschäftigt.

Qualität & Sicherheit: Seilbahnen und Schlepplifte sind weltweit die sichersten Verkehrsmittel. Dies ist unter anderem auf die strengen Maßstäbe hinsichtlich Sicherheit zurückzuführen. Neben täglichen Kontrollen und weitere wöchentlichen, monatlichen und jährlichen Prüfungen müssen Seilbahnen zusätzlich alle fünf Jahre durch externe Sachverständige überprüft werden. Der überwiegende Teil der Unfälle ist nicht auf technische Ursachen, sondern auf Fehlverhalten der Fahrgäste zurückzuführen.

Rax: Das Seilbahnwesen in Österreich blickt auf eine jahrzehntelange Tradition zurück. Bereits 1926 wurde eine Seilschwebebahn auf der Rax in Betrieb genommen.

Seilbahnsysteme: Die Standseilbahn fährt zwar auf Schienen, ist aber trotzdem eine Seilbahn. Bei Seilschwebebahnen bzw. Luftseilbahnen werden die Fahrzeuge von einem oder mehreren Seilen getragen (wie Kabinenseilbahn, Sesselbahn oder Sessellifte). Am bekanntesten sind wohl Schlepplifte. Diese befördern Personen auf Skiern oder anderen geeigneten Sportgeräten mittels einer Schleppvorrichtung auf einer Schleppspur.

Hungerbahn in Innsbruck © bmvit

Technikerinnen und Techniker: Wie wird man Seilbahntechnikerin bzw. -techniker? Seit Herbst 2008 besteht die Möglichkeit in Seilbahnbetrieben eine 3,5-jährige Ausbildung zur Seilbahntechnikerin oder zum Seilbahntechniker zu absolvieren. Derzeit gibt es mehr als 100 Lehrlinge, die im Rahmen der dualen Ausbildung bei diversen österreichischen Seilbahnbetrieben und in der Landesberufsschule Hallein ausgebildet werden.

Umsatz: Die Seilbahnwirtschaft stellt einen aus Österreich nicht mehr wegzudenkenden Wirtschaftsfaktor dar. Im Zeitraum 2014-2015 verbuchte die Seilbahnbranche einen Gesamtumsatz von rund 1,25 Milliarden Euro.

Verordnungen: Dutzende Verordnungen regeln die rechtlichen Rahmenbedingungen angefangen von der Arbeitnehmerschutzverordnung bis hin zum Wiederaufstellen einer Seilbahn. Weitere Informationen zu allen relevanten Verordnungen erhalten Sie unter folgendem Link.

Wirtschaftsfaktor: Das Investitionsvolumen von 540 Millionen Euro leistet einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung.

XXL – Stahlseilrutschen: Der Flying Fox XXL in Leogang ist mit 1.600 Meter Länge und einer möglichen Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h eine der schnellsten und längsten Stahlseilrutschen der Welt.

Yushan: Für Yushan ist die Seilbahn die einzige Verkehrsanbindung an die nächste Stadt. Der einzige Zugang zu dem 200-Seelendorf Yushan in der chinesischen Hubei Provinz ist eine wackelige Konstruktion aus dem Jahr 1997 in 400 Metern Höhe.

Zuständigkeiten: Für Standseilbahnen, Pendelseilbahnen, Kabinenseilbahnen, Kombibahnen und für Konzessions- und Baugenehmigungsverfahrens für Sesselbahnen ist der Verkehrsminister zuständig. Behörde für Sesselbahnen (ausgenommen für deren Konzession und Baugenehmigung), Sessellifte, Kombilifte und nicht öffentliche Seilbahnen (Schlepplifte, Materialseilbahnen mit Werksverkehr oder beschränkt öffentlichem Verkehr) ist die Landeshauptfrau oder der Landeshauptmann im jeweiligen Bundesland zuständig.