Kategorie Innovation & Technologie - 10. April 2019
Das war die Citizens‘ Debate Automatisierte Mobilität
Österreich hat am Samstag, 6. April landesweit über automatisierte Mobilität diskutiert. Fast 170 Menschen nahmen an dem Event in Wien, Linz, Graz, Pörtschach und Salzburg teil, um sich über die Potentiale dieser neuen Technologie auszutauschen.
Erste Technologien und Anwendungen sind auf diesem Feld bereits heute vorhanden. Neben privaten und öffentlichen Akteuren, die die Zukunft der Mobilität vorbereiten, war es nun an der Zeit, eine weitere bedeutende Stimme, die gehört werden muss: jene der Bevölkerung.
Einen Tag lang waren Bürgerinnen und Bürger eingeladen, über die Herausforderungen und Möglichkeiten automatisierter Mobilität zu diskutieren. Gemeinsam mit der deutschen Stadt Aachen, waren die Gespräche in Österreich die ersten dieser Art in einer Reihe weltweit anberaumter Dialogveranstaltungen.
Die Teilnehmenden hatten nicht nur die Gelegenheit, sich in offener Atmosphäre auszutauschen und andere Sichtweisen zu hören, sondern konnten auch in den fünf bis sechs organisierten Diskussionsrunden viel Neues über automatisierte Mobilität lernen. Anwendungs- und Einsatzszenarien wurden ebenso vorgestellt, wie technische Hintergründe, rechtliche Rahmenbedingungen und die Definitionen von Automatisierungslevels erklärt.
Beeindruckend erschien den Organisatoren in allen Städten, dass sich die Teilnehmenden unglaublich schnell in das Thema hineinversetzen konnten und wie aktiv und wertschätzend darüber diskutiert wurde. Bis Juni 2019 werden noch mehr als zehn weitere Dialoge dieser Art in Städten in ganz Europa und auch Nordamerika und Singapur durchgeführt. Dazu werden insgesamt mehr als 2.000 Teilnehmende erwartet.
Ein Ziel der fünf Austragungsorte und Organisatoren in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Pörtschach war es, auf regionale Besonderheiten eingehen zu können und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung abzuholen.
Erste Ergebnisse des Dialogs in Österreich
- In automatisierten Mobilitätslösungen wird viel Potential gesehen.
Generell sind mehr als die Hälfte der Befragten automatisierter Mobilität gegenüber positiv eingestellt. Männer stehen dabei dieser Technologie positiver gegenüber als Frauen (64 Prozent zu 38 Prozent). Ein erster Hinweis, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse an neue Mobilitätslösungen noch genauer abgefragt gehören, um die Akzeptanz dafür zu fördern.
Ein weiterer Aspekt, bei dem sich die TeilnehmerInnen weitestgehend einig waren, dreht sich um die Akzeptanz der verschiedenen Stufen der Automatisierung, den sogenannten SAE-Levels. Während bei Level 2 (teilautomatisierte Systeme, wobei Lenkerinnen und Lenker jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug haben müssen) noch 83,7 Prozent der Teilnehmenden vollständig oder eher zustimmten, in automatisierte Systeme und Tests mit fahrerlosen Fahrzeugen zu vertrauen, und lediglich 6,1 Prozent mit weiß nicht/unsicher antworteten, waren es bei Level 5 (vollautomatisiertes Fahren unter allen Bedingungen) nur noch 44 Prozent, die voll oder eher zustimmen und 21,7 Prozent mit weiß nicht/unsicher antworteten.
„Je verständlicher und realistischer die Möglichkeiten durch automatisierte Mobilität vermittelt werden, desto eher vertrauen wir dem System. Der nächste Schritt für uns muss daher sein, ein besseres Verständnis zu entwickeln, wie realistische Erfahrungen kreiert und erlebbar gemacht werden können“, unterstreicht Martin Russ, Geschäftsführer der AustriaTech, die Auswertungen des Dialogs.
- Die eigene Sicherheit steht bei neuen Entwicklungen immer im Vordergrund.
Dass der Aspekt Sicherheit für beinahe alle Teilnehmenden eine sehr wichtige Rolle spielt, hat sich in mehreren Antworten klar gezeigt. So war Sicherheit der meistgenannte Begriff in Bezug auf die Hoffnungen, die in automatisierte Mobilitätslösungen gesteckt werden. Bei den Bedenken rangierten Vertrauen in die Software sowie Datensicherheit und Datenschutz unter den meistgenannten Begriffen. Hierzu sagten rund 88 Prozent der Befragten, dass sie den Verkauf von Fahrgastdaten, die aus automatisierten Verkehrssystemen generiert wurden, nicht oder eher nicht in Ordnung fänden und selbst bestimmen möchten, ob Daten verkauft werden dürfen, die für das Funktionieren des automatisierten Systems nicht erforderlich sind.
„Der Stellenwert der persönlichen Sicherheit ist ein anderer, als der für das Kollektiv. Die Bereitschaft zu teilen ist dort wesentlich höher und das Vertrauen in die Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel in Österreich ebenfalls“, erläutert Martin Russ. Denn wenn es darum geht, ob städtische Verkehrsleitzentralen Zugriff auf Fahrgastdaten haben können, die von automatisierten Verkehrssystemen generiert werden, stimmten hier fast 72% voll oder eher zu. Hierbei steht das Gemeinwohl im Vordergrund und die Befragten vertrauen darauf, dass die Information nicht missbräuchlich verwendet werden.
Nächste Schritte & detaillierte Ergebnisse
„Es hat sich klar gezeigt, dass nicht nur die BürgerInnen auf viele Fragen noch keine Antwort haben, sondern auch wir Expertinnen und Experten. Umso wichtiger sind Dialoge wie diese, vor allem, wenn sie regionale und nationale Unterschiede oder Gemeinsamkeiten ersichtlich machen können. Durch die Teilnahme an diesem Dialog haben uns die BürgerInnen mitgegeben, welche Perspektiven ihnen wichtig sind und welche Zukunft sie sich wünschen. Dies gilt es nun, in den weiterführenden Aktivitäten und Maßnahmen zu berücksichtigen.“, so Russ.
Alle Ergebnisse wurden in eine gemeinsame Datenbank eingespeist. Die Daten werden nach Abschluss der Diskussionsreihe anonymisiert ausgewertet und die Ergebnisse miteinander verglichen. Die Gesamtauswertung und Interpretation der Ergebnisse wird nach Abwicklung aller BürgerInnen-Dialoge im Herbst 2019 offiziell präsentiert.