8. April 2020

Digitalisierung in der Industrie: White Paper zeigt nachhaltige Potentiale auf

White Paper im Auftrag des Klima- und Energiefonds gibt Überblick zu Digitalisierungsmaßnahmen in Unternehmen

Der Industriesektor ist für 30 Prozent des österreichischen Endenergiebedarfes verantwortlich. Damit Österreich bis 2040 klimaneutral wird, muss der Energieverbrauch in diesem Bereich deutlich sinken und dort die Nutzung erneuerbarer Energien beträchtlich steigen.

© NEFI

Forschende der TU Wien, des AIT Austrian Institute of Technology und der Montanuniversität Leoben haben analysiert, wie die digitale Transformation industrieller Prozesse zu Effizienzsteigerungen führen und somit zum Klimaschutz beitragen kann. Außerdem haben sie die aktuelle Situation der österreichischen Industrie unter die Lupe genommen und zeigen, bei welchen Technologien und Applikationen es Potential dafür gibt.

Das vom Klima- und Energiefonds in Auftrag gegebene White Paper „Digitalization in Industry – an Austrian Perspective“  unterstreicht, dass Digitalisierungsmaßnahmen die Entwicklung, den Betrieb und die Wartung von industriellen Anlagen maßgeblich verbessern und Emissionen verringern können. Die Studienautorinnen und -autoren der TU Wien, des AIT und der Montanuniversität Leoben zeigen, dass Digitalisierungsmaßnahmen wirtschaftlich und nachhaltig zugleich sind.

Zu den Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation der Industrie zählen demnach eine geeignete Infrastruktur, fortschrittliche Technologien und die Wertschätzung aller Beteiligten. Das Papier gibt erstmalig einen Überblick über energierelevante Digitalisierungsprojekte in der österreichischen Industrie und erlaubt Einblicke in dieses brandaktuelle Thema.

Einerseits wird darin auf das „Big (Digital) Picture“ eingegangen, indem wichtige Begriffe der Digitalisierung in der Industrie erläutert und im großen Kontext eingeordnet werden. Dazu gehört auch ein Überblick der aktuellen Situation in Österreich sowie über laufende Digitalisierungsprojekte in der österreichischen Industrie, sowie relevante österreichische Kompetenzzentren.

Andererseits untersucht das White Paper im Detail 15 relevante Techniken, Technologien und Anwendungen der Digitalisierung in der Industrie, wodurch festgestellt werden konnte, in welchen Bereichen die Unternehmen bereits Vorreiter sind und wo noch Aufholbedarf herrscht. Die Analyse umfasst Digitalisierungsmethoden wie Digital Twinning, Predicitive Maintainance, Block Chain, Data-Driven Modellling, Supply Chain und viele mehr.

Wege zur emissionsfreien Industrie

Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds: „Der Industriesektor ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, aber auch ein energieintensiver. Die Dekarbonisierung der Industrie zu beschleunigen, die Entwicklung neuer Technologien zu unterstützten und so den Energiebedarf massiv zu senken sind daher unsere großen Ziele.“ Dies gelänge auch durch die Vorzeigeregionen ‚NEFI – New Energy for Industry‘ und der Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas, die demonstrieren, dass dank in Österreich entwickelten Energietechnologien, eine 100 prozentige erneuerbare Energieversorgung von Industriestandorten möglich ist.

NEFI Projekte und Standorte sind in ganz Österreich geplant. Schwerpunkt liegt in Oberösterreich und der Steiermark, © NEFI

„Mithilfe von Digitalisierungsmaßnahmen können Produktivität und Flexibilität von industriellen Prozessen verbessert und im weiteren Effizienzsteigerungen, Kostenreduktionen und Energieeinsparungen erzielt werden“, ergänt René Hofmann, Stiftungsprofessor am Institut für Energietechnik und Thermodynamik der TU Wien und am AIT Austrian Institute of Technology. Außerdem könne die Digitalisierung dazu beitragen, Produktionsprozesse nachhaltiger und transparenter im Sinne des Designs, Betriebs sowie der vorausschauenden Wartung zu gestalten, um vermehrt erneuerbare Energien einzusetzen. „Nichtsdestotrotz müssen wir noch einige Herausforderungen bewältigen, um von diesen vielversprechenden Ergebnissen profitieren zu können.“

Laut Industriellenvereinigung gehört die österreichische Industrie dank solcher Innovationen bereits heute zu den effizientesten weltweit. „Aber es gibt durchaus Steigerungspotenzial und wir sind froh, dass Forschungsergebnisse diese offengelegen. Dank der Unterstützung seitens des Klima- und Energiefonds und des Ministeriums können wir Technologien entwickeln, die uns den Umstieg auf eine nachhaltige Energieversorgung unserer Standorte ermöglicht“, so Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung.

Die Beteiligten an der Erstellung des White Papers

Das White Paper „Digitalisierung in der Industrie – eine österreichische Perspektive“ (deutscher Titel) ist eine F&E-Dienstleistung im Auftrag des österreichischen Klima- und Energiefonds. Erstellt wurde das Paper im Rahmen des Technologieprogramms Industrielle Energietechnologien und Systeme (IETS) vom Kooperations-Doktoratskolleg Smart Industrial Concept! (kurz: SIC!). Dieses wird geleitet von René Hofmann, Stiftungsprofessor am Institut für Energietechnik und Thermodynamik der TU Wien und am AIT Austrian Institute of Technology, das Kooperationspartner des Doktoratskollegs ist. Am White Paper mitgeschrieben haben neben Doktorand*innen an der TU Wien und des AIT auch Jungforscher*innen der Montanuniversität Leoben. Mitgewirkt hat zudem das gesamte wissenschaftliche Konsortium von SIC!.

INFObox: Der Klima- und Energiefonds ist die Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft und entwickelt in enger Kooperation mit dem BMK Strategien und Förderprogramme für die nachhaltige Transformation des Energie- und Mobilitätssystems. Die Leuchtturmprojekte Elektromobilität beschäftigen sich umfassend mit Fragestellungen im Bereich der Fahrzeuge, der Infrastruktur aber auch der Anwender und Nutzer. Der Fokus liegt sowohl auf der Forschung und Entwicklung im Fahrzeugbereich als auch in der Vernetzung und Bündelung von bestehenden Initiativen.