Kategorie Innovation & Technologie - 26. Mai 2016

Sicher cruisen mit dem automatischen Chauffeur

Graz – Bevor selbstfahrende Autos auf den Straßen Alltag werden, sind noch etliche technische Herausforderungen zu bewältigen. Das Grazer Kompetenzzentrum Virtual Vehicle arbeitet mit lokalen und internationalen Partnern daran, das hochautomatisierte Fahren Realität werden zu lassen. Wichtiger Motor wäre eine Teststrecke für automatisierte Fahrzeuge in der Steiermark, hieß es am Montag anlässlich der Eröffnung des Symposions „Smart Mobility“ in Graz.

Fahrzeuge sollen ihre Insassen bzw. das Transportgut sicher, effizient und wenn möglich auch noch entspannt an den Zielort bringen: Beim Konzept vom automatisierten Fahren übernimmt in zunehmendem Maße das Auto die Führung. Der Fahrer wird Schritt für Schritt zum Passagier. Der Mensch denkt, das Auto lenkt. Die Technologie, die u. a. Unfälle und Staus vermeiden helfen soll, basiert vor allem auf Sensoren und Kameras, welche die Umgebung erfassen und die Daten in Sekundenschnelle auswerten, um das Fahrzeug entsprechend zu steuern.

Das automatisierte Fahren sei für die weltweite Autoindustrie wie auch die österreichische Industrie und Forschungslandschaft ein wesentliches Thema, so Virtual-Vehicle-Geschäftsführer Jost Bernasch. „Die Fahrzeugindustrie steht vor massiven Herausforderungen. Wir haben uns strategisch mit den Themen automatisiertes und elektrifiziertes Fahren sowie der Digitalisierung positioniert“, sagt Bernasch. Derzeit habe allein Virtual Vehicle, das durch das Kompetenzzentrenprogramm Comet von Wissenschafts- und Wirtschafts- sowie Verkehrsministerium gefördert wird, 23 EU-Forschungsprojekte laufen. Bei sieben sei man auch der Koordinator.

In einem der Forschungsprojekte – „Motorway Chauffeur“ – beschäftige man sich u. a. mit AVL und Magna mit der Frage, wie automatisierte Fahrfunktionen validiert und sicher bewertet werden können, wie Forschungsleiter Hermann Steffan schilderte. Der automatisierte Chauffeur soll sozusagen im Voraus seine Verkehrsreifeprüfung ablegen.

Schwerpunkt der Arbeit der Grazer Experten sind die ergänzenden virtuellen Testmethoden und dafür notwendige Entwicklungswerkzeuge. Voraussetzung ist die Modellierung und Gesamtbetrachtung unterschiedlicher Sensorsysteme mit der Fahrzeugumgebung.

Intelligenter Tempomat

Im Projekt „Taste“ untersucht das Kompetenzzentrum mit u. a. Siemens und AVL einen intelligenten Tempomat, der durch automatische Regelung von Geschwindigkeit und Abstand einen optimierten Verbrauch bei komfortabler Fahrt ermöglichen soll. Auf der Grundlage eines Ford Mondeo arbeiten die Grazer Experten überdies an einem Fahrzeug-Demonstrator für automatisiertes Fahren, um die Leistungsfähigkeit des gesamten Fahrzeugsystems zu testen und Schritt für Schritt zu erweitern.

In mehreren US-Bundesstaaten, wie beispielsweise in Kalifornien, fahren „Driverless Cars“ bereits auf öffentlichen Straßen, Deutschland will die erste Teststrecke in diesem Jahr einführen. Auch in Österreich wird ein Testbetrieb diskutiert, wo, ist jedoch noch nicht entschieden.

Die Steiermark hat sich auf jeden Fall für eine Teststrecke beworben, ein entsprechender Regierungsbeschluss werde in den nächsten Wochen erwartet. „Wichtig ist es, dass es in der Region passiert, damit es den Industriepartnern ermöglicht wird, die Systeme zu erproben“, wünscht sich Bernasch eine Teststrecke vor der Haustür. (APA; red, 26.5.2016)