Kategorie Innovation & Technologie - 12. Juli 2017

Ein Trinkbecher, der mitdenkt

Gerade im Sommer ist es äußerst wichtig ausreichend Wasser zu trinken. Nehmen Menschen zu wenig Flüssigkeit zu sich, kann das gravierende Auswirkungen haben. Vor allem bei älteren Menschen nimmt das Durstgefühl ab und sie merken oft erst spät oder gar nicht, dass sie nicht genug Flüssigkeit zu sich genommen haben. Die Folgen von Dehydration können äußerst schwerwiegend oder sogar lebensbedrohend, bei Bewusstlosigkeit, Kreislauf- oder Nierenversagen, sein. Vor allem bei Seniorinnen und Senioren, die alleine leben und nicht rund um die Uhr betreut werden, ist das Überprüfen des Trinkverhaltens schwierig.

Die FH Campus Wien will mit dem Projekt „Drink Smart“ eine Lösung für dieses Problem zu entwickeln. Forscherinnen und Forscher aus den Bereichen Technik, Pflegewissenschaft und Gesundheitswissenschaft arbeiten gemeinsam an einem Trinksystem mit speziellen Sensoren. Der smarte Trinkbecher soll das Trinkverhalten von älteren Menschen messen und bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr darauf hinweisen. Zusätzlich kann die Hilfsfunktion den mobilen Pflegedienst benachrichtigen. Auf die Daten kann man, wenn gewünscht, per App oder PC aus der Ferne zugreifen. Bei der Übertragung der Daten ist den Forschenden der Datenschutz ein großes Anliegen.

„Pflegepersonen werden künftig eine spezifische Möglichkeit haben, dafür zu sorgen, dass die von ihnen betreuten Personen ausreichend trinken, auch wenn sie selbst gerade nicht vor Ort sind“, so die Leiterin des Forschungsprojektes Elisabeth Haslinger-Baumann. Die gewünschte Menge der Flüssigkeitsaufnahme betreuter Personen kann individuell angepasst und eingestellt werden.

Projektleiterin Elisabeth Haslinger-Baumann mit Gernot Korak (links) und Franz Werner, beide Teil des Projektteams. © FH Campus Wien

Projektleiterin Elisabeth Haslinger-Baumann mit Gernot Korak (links) und Franz Werner, beide Teil des Projektteams. © FH Campus Wien

Integration in das elektronische Pflegedokumentationssystem

Sobald zu wenig getrunken wird, warnt der Becher die Benutzerinnen und Benutzer mit optischen und akustischen Signalen. Über einen Akku, der rund drei Tage lang halten soll, erfolgt die Energieversorgung. Ist dieser aufgebraucht, muss der Becher über eine Ladestation aufgeladen werden. Auch Pflegepersonen können auf Wunsch per App über das Trinkverhalten betreuter Personen benachrichtigt werden. “Dadurch können Pflegepersonen abschätzen, ob sie zusätzlich vorbeischauen müssen oder nicht und die Nutzenden selber bekommen eine Aufforderung zum Trinken”, sagt Haslinger-Baumann.

Weltweit sind ähnliche Systeme bereits in Entwicklung, die Neuheit am System der FH Campus Wien ist die Integration in das elektronische Pflegedokumentationssystem. Die Entwicklung des smarten Trinkbechers trägt dazu bei, zunehmende Dehydration im Alter vorzubeugen und älteren Menschen ein selbstständiges Leben zu Hause zu ermöglichen. Das Projekt „Drink Smart“ wird im benefit-Programm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) gefördert. „Der Trinkbecher bietet ein gutes Beispiel, wie ein smarter Gegenstand zusätzliche Funktionen erfüllen kann, ohne auf Gewohntes verzichten zu müssen“, so Kerstin Zimmermann, benefit-Programmkoordinatorin im bmvit.

Bereits im Herbst wird es einen ersten Prototyp des smarten Trinkbechers geben. Mittels begleitender Evaluierung wird das System mit potenziellen Nutzerinnen und Nutzern auf einfache Handhabung und Benutzerfreundlichkeit getestet.

Drink Smart - zur Prävention von Dehydratation im Alter. © FH Campus Wien

Drink Smart – zur Prävention von Dehydration im Alter. © FH Campus Wien

INFObox: Im Zentrum des Förderungsprogramms „benefit“ steht die Bewältigung von gesellschaftlichen Herausforderungen, wie dem demografischen Wandel, durch Entwicklung neuer Lösungen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Durch die Verschmelzung von IKT und neuen Services soll den Menschen möglichst lange ein unabhängiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden. An die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen angepasste Technologien sollen das individuelle Wohlbefinden fördern, was unter anderem auch zur Prävention von chronischen Krankheiten beitragen kann.