Kategorie Innovation & Technologie - 25. September 2015

Ein Tankauflieger, der Treibstoff spart

Ein Sattelauflieger braucht keinen Sprit und erzeugt selbst keine Emissionen. Er lässt sich und seine Last von einem Zugfahrzeug durch die Landschaft ziehen. Ging es darum, Treibstoff und CO2 zu sparen, galt das Interesse der Forschung lange vor allem den motorisierten Nutzfahrzeugen. Das Salzburger Unternehmen Schwingenschlögel hat einen neuen, aerodynamisch geformten Tankauflieger entwickelt, der den Praxistest bereits bestanden hat: Sein Zugfahrzeug braucht beim Transport von Mineralöl oder Gas auf hundert Kilometern rund zwei Liter weniger Sprit.

Ein Nutzfahrzeug kann man nicht weniger beladen, um Treibstoff zu sparen. Schließlich ist sein Hauptzweck, möglichst viel von einem Ort zum anderen zu bringen. Verbesserungen an Fahrzeugeigenschaften wie ein geringes Eigengewicht oder ein niedriger Schwerpunkt schienen bereits weitgehend ausgereizt. „Wir haben daher für den neuen Tankauflieger bei der Aerodynamik angesetzt“, sagt Geschäftsführer Kurt Schwingenschlögel. „Hier den Luftwiderstand weiter zu verringern war ein neuer Zugang.“

Durch die Form der Behälter für Mineralöle sei schnell klar gewesen, dass die Lösung in einer aerodynamischen Hülle, also einer Verkleidung des Tankaufliegers, zu suchen war, so Schwingenschlögel, der an der TU Graz Wirtschaftsingenieurwesen für Maschinenbau studiert hat. Die Austria Wirtschaftsservice GmbH unterstützte beim Aufbau einer F&E-Abteilung. Zum Abschluss war ein konkretes Projekt zu präsentieren. Bei Schwingenschlögel nutzte man die Förderung, um den Tankauflieger weiterzuentwickeln.

Digitaler Windkanal

Dazu wurde ein Industriedesigner beauftragt, der mit den hauseigenen Technikern und einem auf Computersimulationen spezialisierten Unternehmen zusammenarbeitete. Denn der Termin im Windkanal fand am PC statt. Dort lassen sich neue Formen flexibel, schnell und einfach testen; der aerodynamische Tankauflieger nahm nach und nach Gestalt an.

So bekam etwa das Heck eine leicht konische Form, eine Verkleidung an der Vorderseite des Tanks minimierte Luftverwirbelungen zwischen Sattelzugmaschine und Auflieger. Auch an der Seite und am Heck wurden Verkleidungen angebracht – das Nutzfahrzeug bekam also rundum ein neues „Outfit“.

Am Computer wurde errechnet, dass das bei einer Geschwindigkeit von 88Kilometern pro Stunde eine Spritersparnis von acht Prozent bringt. „Das deckt sich mit den Erfahrungen, die wir mittlerweile in der Praxis machen“, sagt Schwingenschlögel.

Kunden muss das aber auch etwas wert sein: Die Anschaffungskosten liegen bis zu zehn Prozent über jenen älterer Modelle. Durch die möglichen Einsparungen gleiche sich das aber nach drei bis vier Jahren wieder aus, so Schwingenschlögel. Schließlich legten Nutzfahrzeuge jedes Jahr weit größere Strecken zurück als Pkw. „Auch wenn die Stückzahl viel geringer ist, ist doch die Kilometerleistung deutlich höher.“

Ob Pkw oder Lkw, ein Unsicherheitsfaktor bleibt aber bei beiden: Wie der Fahrer damit fährt, beeinflusst Emissionen und Verbrauch ganz entscheidend. (Die Presse, Alice Grancy)