Kategorie Klima- & Umweltschutz - 9. Dezember 2020

Elektromobilität: Amra Avdic Causevic ist FEMtech-Expertin des Monats

Amra Avdic Causevic ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Dezember. Die promovierte Elektrotechnikerin ist seit 2019 Projektleiterin bei Magna Powertrain in Traiskirchen, wo sie für die Entwicklung des Inverters zur Versorgung und Steuerung von Elektromotoren zuständig ist.

Elektromobilität ist ein wichtiger Teil der „Mobilität der Zukunft“. Die Neuzulassungen von elektrifizierten Fahrzeugen steigen konstant und verzeichnen Rekordwerte, nicht zuletzt durch die im Sommer 2020 erhöhten Förderungen im Rahmen der E-Mobilitätsoffensive des Klimaschutzministeriums (BMK), die für einen Boom bei E-Fahrzeugen in Österreich gesorgt haben. Auch die Entwicklung von umweltfreundlichen Antrieben hat in Österreich längst an Fahrt aufgenommen. Die Innovationen von Magna Powertrain für eine energieeffiziente und moderne Mobilität spielen hierbei eine wesentliche Rolle und helfen bei der Reduktion von CO2-Emissionen beim Sorgenkind der Treibhausgasbilanz – dem Verkehr.

INFObox: FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.

„Magna Powertrain arbeitet an Weltklasse-Antriebssystemen für die Mobilität von morgen. Dabei konzentrieren wir uns auf Elektrifizierungslösungen bis hin zu rein elektrischen Antrieben“, so Amra Avdic Causevic. Sie selbst ist verantwortlich für die Entwicklung des Inverters, der für die Versorgung und Steuerung von e-Motoren zuständig ist. „Meine Tätigkeiten umfassen die Konzeption und Kontrolle des Projektzeitplans und -budgets sowie die Projektsteuerung hinsichtlich Technik, Qualität und Wirtschaftlichkeit. Die Kommunikation mit internen Stakeholdern sowie externen PartnerInnen und KundInnen liegt ebenfalls in meiner Verantwortung.“

So sei sie in der einzigartigen Lage, am Entstehen eines Elektro-Fahrzeugs von Beginn an direkt teilzuhaben. „Ich bin schon einige Jahre in der Automobilbranche und es macht mir immer Freude, wenn ich ein Auto auf der Straße sehe und weiß, dass ich Teil von dessen Entwicklung sein durfte.“ Autos sieht sie nicht lediglich als Transportmittel, sondern als Sammlung unglaublicher technologischer Fortschritte auf vier Rädern, welches nun zunehmend auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten entwickelt wird.

 

Zwei Faktoren sind für Avdic Causevic ausschlaggebend, um Elektrofahrzeuge für KundInnen attraktiver zu gestalten und um das konventionelle Auto zu ersetzen: mehr Reichweite und die Senkung des Anschaffungspreises. Dies sei durch die rasante und auch nachhaltige Technologie-Entwicklung in ihrem Gebiet möglich.

Auf dem Weg in die Naturwissenschaft ist für Avdic Causevic ihre Mutter Vorbild gewesen, die selbst Technikerin ist. „In meiner Umgebung war das Ausbildungsgebiet nie eine Frage des Geschlechtes, sondern eine Frage der Vorlieben und Interessen. Mich hat Physik von klein auf immer fasziniert und ich wusste, dass meine Zukunft damit etwas zu tun haben wird. Im Zuge des Elektrotechnik/Telekommunikation-Studiums, kam ich auch mit dem Fach Halbleiter-Elektronik in Berührung und das hat mich mehr fasziniert, als alles was ich bis dato auf der Uni gelernt hatte.“ Da es in ihrer Heimatstadt Sarajevo keine Möglichkeit gab sich in dieser Richtung zu spezialisieren, entschied sie sich, nach Wien zu gehen. „Meine Entscheidung fiel auf Wien, weil das Mikroelektronik Studium an der TU Wien ganz neu war und sich auf dem neuesten Stand der Technik befand. Hinzu kam, dass ich hier schon einige Bekannte hatte und schon immer Deutsch lernen wollte.“ 2013 wurde sie an der TU Wien mit Auszeichnung promoviert.

Im Betrieb ist Avdic Causevic Teil der „Women of Magna“-Community, einer Initiativen des Magna Global Diversity & Inclusion Councils, welches sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Diversität und Inklusion sowie wichtige Talent-Entwicklungsmaßnahmen im Unternehmen zu etablieren. Zudem ist sie Mitglied des Entwicklungsteams bei der Fachhochschule Burgenland in Pinkafeld, wo ein Bachelorstudiengang für Angewandte Elektronik und Photonik und eine Strategie zur Erhöhung des Frauenanteils im gesamten Studienzyklus entwickelt wird.

Das FEMtech Interview mit Amra Avdic Causevic finden Sie dieses Mal hier:

»Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Dr. Amra Avdic Causevic
Project Manager
Magna Powertrain

Sie haben Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien studiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Elektrotechnik war nicht immer auf meinem Radar, da ich eher aus einer BauingenieurInnenwesen-Familie komme. Mich hat Physik von klein auf immer fasziniert und ich wusste immer, dass meine Zukunft damit etwas zu tun haben wird. Im Zuge des Elektrotechnik – Telekommunikation Studiums, das ich in Sarajevo begonnen habe, kam ich auch mit dem Fach Halbleiter Elektronik in Berührung und das hat mich mehr fasziniert als alles was ich bis dato auf der Uni gelernt hatte. Da es in Sarajevo keine Möglichkeit gab mich in dieser Richtung zur spezialisieren, habe ich mich entschieden nach Wien zu kommen. Meine Entscheidung fiel auf Wien, weil das Mikroelektronik Studium ganz neu war und sich auf dem neuesten Stand der Technik befand. Hinzu kam, dass ich hier schon einige Bekannte hatte und schon immer Deutsch lernen wollte.

Sie sind Mitglied des Entwicklungsteams bei der Fachhochschule Burgenland Pinkafeld, wo ein Bachelorstudiengang für Angewandte Elektronik und Photonik entwickelt wird. Im Zuge dessen wird auch eine Strategie zur Erhöhung des Frauenanteils erstellt. Was beinhaltet diese?
Zur Erhöhung des Frauenanteils im gesamten Studienzyklus werden Ergebnisse wissenschaftlicher Studien herangezogen, umgesetzt und die Umsetzung wissenschaftlich begleitet. Dies umfasst sowohl die Umsetzung von vorgeschlagenen Maßnahmen im Bereich Flexibilisierung – Vernetzung – Individualisierung (sowohl real als auch digital) oder die besondere Förderung von Quereinsteigerinnen als auch Schwerpunkte im Bereich Lehrpersonal (z.B. Role models, Ausgewogenheit der Zusammensetzung des Lehrkörpers, Gender und Diversity geschult) oder Didaktik – Curriculumsgestaltung (offene Kultur, Neutralität, digitale Formate). Entsprechende Expertise wird bereits in die Entwicklung des Studiengangs einbezogen.«

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Wordrap mit Amra Avdic Causevic

  • Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
    Hütten bauen im Wald. Meine FreundInnen und ich haben sehr viel Zeit draußen verbracht. „Hütten“ zu bauen hat uns viel Spaß gemacht, da wir gemeinsam etwas gestaltet haben und wir uns dabei kreativ austoben konnten.
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
    Ich würde genau dasselbe machen.
  • Mein Vorbild ist:
    Meine Mama. Sie lässt sich nie sagen, dass etwas nicht geht. Sie kommt aus einer BäuerInnenfamilie und einem kleinen Ort. Trotz aller Hindernisse im Leben, die sie auf die Probe gestellt haben, hat sie sowohl in der Berufswelt als Bauwesentechnikerin, als auch als Mensch und zweifache Mutter ihre Spuren auf dieser Welt hinterlassen.
  • Was ich gerne erfinden würde:
    Ein Gerät, das Worte zurücknehmen kann. Hätte man die Möglichkeit Worte zurücknehmen zu können, mit denen man sein Gegenüber unabsichtlich oder achtlos verletzt hat, dann könnten viele Missverständnisse, Enttäuschungen und Bitterkeit verhindert werden.
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    … dann muss ich keine Angst mehr um unseren Nachwuchs haben. Das folgende Zitat gefällt mir in diesem Zusammenhang sehr gut. »If robots are going to run the world, or at the very least play a hugely critical role in our future, men shouldn’t be programming them alone. The scarcity of women in an industry that is so forcefully reshaping our culture simply cannot be allowed to stand.« (Emily Chang)
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    … hat‘s die Welt endlich kapiert! Dass die Frauen durch ihre Fähigkeiten und ihre spezifische Sichtweise die Arbeitskultur und Arbeitsdynamik verändern können. Die MitarbeiterInnen werden besser verstanden und motiviert. Die Firmen, die den Weg gewagt haben, werden wirtschaftlich erfolgreicher und als Arbeitgebende attraktiver sein.
  • Was verbinden Sie mit Innovation:
    Kreativität und Neugier
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
    Es ist für jedes Land wichtig die Forschung zu fördern. Durch die Forschungsförderung kann das Land konkurrenzfähig bleiben und das wirtschaftliche Wachstum aufrecht halten. Die Forschung macht das Land bereit für die neuen Technologien und Trends und somit können neue Arbeitsplätze in den neuen Branchen problemlos kreiert werden.
  • Meine Leseempfehlung lautet:
    Brotopia. Breaking Up the Boys‘ Club of Silicon Valley von Emily Chang
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Frauen in Forschung und Technologie. Das BMK unterstützt Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung zu schaffen.