Kategorie Energie - 11. Mai 2021

Energiewende: Julia Alexandra Podesser ist FEMtech-Expertin des Monats

Julia Alexandra Podesser ist die FEMtech-Expertin des Monats Mai. Die promovierte Grazerin ist seit einem dreiviertel Jahr als Entwicklungsingenieurin bei Siemens Energy Austria GmbH in Weiz für die Erstellung und Weiterentwicklung des elektrischen Designs von Verteiltransformatoren für Erneuerbare Energien wie Photovoltaik- und Windkraftanlagen tätig.

Österreich setzt in der Stromproduktion auf Erneuerbare Energien. Bis 2030 wird hierzulande nur mehr sauberer Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse produziert. Klimaschutz geht hier mit Sicherheit und Nachhaltigkeit Hand in Hand, schafft zudem wertvolle und zukunftssichere Jobs. Auch Siemens Energy begleitet die Energiewende seit vielen Jahren und bietet dafür sowohl in Österreich als auch auf dem globalen Markt technische Lösungen über die gesamte Wertschöpfungskette von der Energieerzeugung, Übertragung bis hin zu industriellen Anwendungen. Der Schlüssel zur Reduktion der Treibhausgasemission besteht in der stetigen Weiterentwicklung bestehender Systeme sowie dem raschen Übergang zu Erneuerbaren Energieträgern.

Julia Podesser © Siemens Energy

Eine Transformation, an der Julia Alexandra Podesser am steirischen Unternehmensstandort in Weiz wortwörtlich arbeitet: Im Zentrum ihrer Arbeit stehen flüssigkeitsgefüllte Transformatoren, die nach Kund:innenwunsch designt, vor Ort in allen Schritten produziert und entsprechend internationalen Standards geprüft werden. Neben Großtransformatoren werden auch Verteiltransformatoren für industrielle und erneuerbare Anwendungen hergestellt. Solche Leistungstransformatoren sind für Energienetze unerlässlich und werden auch beim steten Ausbau der Erneuerbaren Energien eine bedeutende Rolle einnehmen.

INFObox: FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.

„Ich beschäftige mich mit der elektrischen Auslegung dieser Transformatoren unter Anwendung von spezieller Software, begleite den Fertigungsprozess und erstelle Fertigungsanweisungen für neue Designs“, so Podesser über ihre Arbeit, wozu auch die Planung sowie Organisation von messtechnischen Sonderuntersuchungen, die Analyse der Ergebnisse und die Ableitung darauf basierender Weiterentwicklungsmaßnahmen z.B. für thermische Optimierungen gehören. „Derzeit arbeite ich an der Entwicklung von effizienteren Transformatoren mit geringeren Lebenszykluskosten mit dem Ziel die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“

© Siemens Energy

So betrifft ein bedeutender und stetig wachsender Produktionszweig für erneuerbare Anwendungen beispielsweise Transformatoren für Windturbinen mit bis zu 20 Megavoltampere und 72,5 Kilovolt. Diese Transformatoren wandeln, die über Windkraftanlagen erzeugte elektrische Energie von Niederspannung zu Mittelspannung um, um diese dann ins Netz einzuspeisen.

Über ihre Eltern, die beide ein technisches Studium absolviert hatten, kam Podesser schon früh mit Naturwissenschaften und Technik in Berührung. Trotz schulischer Ausbildung mit Fokus auf Fremdsprachen am Gymnasium der Ursulinen in Graz überwog das Interesse an den Naturwissenschaften, „weshalb ich mich für das Studium der Elektrotechnik mit der Fachrichtung Energietechnik an der Technischen Universität Graz entschied“.

Dort avancierte sie nach dem Diplom zur ersten Universitätsassistentin am Institut für Hochspannungstechnik und Systemmanagement – ein auch für sie lehrreicher Lehrauftrag und die Basis für ihre weitere Karriere. In einer vierjährigen F&E-Kooperation mit der Siemens AG Österreich arbeitete sie an ihrer Dissertation über die elektrostatische Aufladungsneigung von alternativen, biologisch abbaubaren Isolierflüssigkeiten für Leistungstransformatoren. Zwei Auszeichnungen auf internationalen Konferenzen krönten ihre Arbeit, bevor sie 2016 gänzlich in die Industrie wechselte, wo sie ihre Leidenschaft für Entwicklungen im Elektromaschinenbau für eine nachhaltigere Zukunft einzusetzen weiß und die erarbeiteten neuen Erkenntnisse direkt in der Praxis umsetzen kann.

Das FEMtech Interview mit Julia Podesser finden Sie dieses Mal hier:

»Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Dipl.- Ing.in Dr.in Julia Alexandra Podesser
Engineering and Development
Siemens Energy Austria GmbH

Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Meine Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich. Zum einen umfasst sie die theoretische Berechnung von Transformatoren. Zum anderen werden die berechneten Parameter dann in die Praxis umgesetzt und ich habe die Möglichkeit die einzelnen Fertigungsschritte zu begleiten, die dann zum fertigen Produkt führen. Das finde ich sehr spannend.

Auch wenn sich der Transformatorenbau bei Siemens Energy auf über 120 Jahre Know-how stützt, gibt es immer wieder neue Herausforderungen und Potential für Weiterentwicklungen. Hierbei kann ich in einem engagierten, zielstrebigen und erfahrenen Team durch die Umsetzung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten meinen Beitrag leisten.

Es freut mich auch die Möglichkeit zu haben, im Bereich der Erneuerbaren Energien mitwirken zu können. Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, meine Leidenschaft für Entwicklungen im Elektromaschinenbau für eine nachhaltigere Zukunft einzusetzen.«

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Wordrap mit Julia Podesser

  • Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
    Wer mich als Kind kannte, hätte eher damit gerechnet mich in einem künstlerischen Beruf wiederzufinden. Meine Lieblingsbeschäftigung war Malen – mit Buntstiften oder Wasserfarben auf Papier oder mit Kreidefarben auf dem Beton um das Haus meiner Urgroßeltern. Einige dieser „abstrakten Werke“ – natürlich auf Papier – hängen sogar noch immer bei meinem Vater im Büro z.B. „Der Igel auf dem Stumpf“. Das Modellieren von Figuren mit Fimo oder Salzteig machte mir auch große Freude.
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
    Die Wahl eines Studiums und somit des zukünftigen Berufsweges ist keine leichte Entscheidung – besonders in dem jungen Alter, in dem man sie fällen muss. Ich bin damals sehr nach meinem Bauchgefühl gegangen und ich bin froh heute behaupten zu können, dass es die richtige Entscheidung war. Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich nichts anders machen. Das Studium der Elektrotechnik mit all seinen Inhalten und den Möglichkeiten, die es eröffnet, war die perfekte Wahl für mich.
  • Mein Vorbild ist:
    Für mich gab es nie das eine Vorbild. Im Laufe meiner Ausbildung und meines Berufsweges habe ich einige Menschen kennengelernt, die ich wegen ihrer Persönlichkeiten und ihrer Fähigkeiten bewundere und an denen ich mich orientierte. Vorbilder aus meinem direkten Umfeld sind sicher meine Mutter mit ihrer Genauigkeit, mein Vater mit seinem Erfindergeist und mein Partner mit seiner Kreativität und seinen sozialen Fähigkeiten.
  • Was ich gerne erfinden würde:
    Inspiriert durch meine aktuellen Arbeitsthemen würde ich dazu sagen: den verlustlosen Transformator. Leider lässt sich dies jedoch schwer mit den Gesetzen der Physik vereinen. ?
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    … wurden die richtigen Maßnahmen gesetzt, um Mädchen und junge Frauen über ihre Möglichkeiten im technischen Bereich zu informieren und zu motivieren.
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    … ist eine wichtige Vorbildwirkung für Mädchen und junge Frauen gegeben, nicht nur um einen technischen Werdegang zu wählen, sondern auch um sich eine solche Position auch selbst zuzutrauen.
  • Was verbinden Sie mit Innovation:
    Ich verbinde mit Innovation Neuerungen, Verbesserungen und Fortschritt. Innovativ zu sein bedeutet für mich kreativ zu sein, über den Tellerrand zu schauen und auch immer wieder zu zweifeln und zu hinterfragen.
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
    Österreich fehlt es nicht an klugen Köpfen oder Innovationsgeist. Für die Umsetzung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben werden jedoch auch finanzielle Mittel benötigt. Durch die Forschungsförderung ist es uns möglich auch auf internationaler Ebene bei aktuellen Themen mithalten zu können.
  • Meine Leseempfehlung lautet:
    Der Längengrad und Die Planeten von der Wissenschaftsredakteurin Dava Sobel – naturwissenschaftliche Themen werden so fesselnd wie in einem Kriminalroman erzählt.
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Frauen in Forschung und Technologie. Das BMK unterstützt Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung zu schaffen.