Kategorie Energie - 10. November 2022

Energiewende: Vorzeigeregionen schaffen Energie-Innovationen auf Weltniveau

Mit dem Ziel vor Augen, Österreichs bis 2040 klimaneutral aufzustellen, fördert das Klimaschutzministerium (BMK) über den Klima- und Energiefonds Technologien Made in Austria als Innovationstreiber für die Energiewende. Eine hervorstechende Initiative auf diesem Feld sind die Vorzeigeregionen Energie, die mit einer Konferenz am 7. November in Salzburg Zwischenbilanz gezogen hat. Dieses Jahr gehörte dort die Bühne besonders jenen Frauen, die in den drei Vorzeigeregionen aktiv sind und getrost als Pionierinnnen der heimischen Energiewende bezeichnet werden können.

© Energieinstitut Vorarlberg/Gmeiner

Forscher:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft gaben so einen Einblick in ihre Arbeit, die nicht zuletzt durch die weltweite Forschungsallianz „Mission Innovation“ auch über Österreich hinaus Beachtung findet. In den Vorzeigeregionen sind seit Beginn der Initiative 2018 inzwischen über 80 Projekte gestartet. Bis 2025 ist ein Förderbudget von rund 140 Millionen Euro veranschlagt.

Mit diesem Erfahrungsschatz zur Seite und einem beständigen Austausch aller Beteiligten wächst die Initative von Jahr zu Jahr weiter. Entwickelt und demonstriert werden Musterlösungen für intelligente, sichere und leistbare Energie- und Verkehrssysteme der Zukunft. Mehr als 200 Partnerorganisationen sind mit an Bord – von großen Forschungseinrichtungen bis zu KMUs. Die eingesetzten Fördermittel lösen Gesamtinvestitionen in Höhe von mehr als 400 Millionen Euro aus.

„Die Energiewende braucht Pionierinnen und Pioniere. Genau diese finden wir in den Vorzeigeregionen. Mit heimischen Innovationen entlasten wir das Klima und schaffen klimafreundliche Wertschöpfung“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. So entstünden eine Menge sogenannter Green Jobs in den Regionen und Österreich „positioniert sich als technologischer Vorreiter am Weltmarkt“, wie Gewessler betont.

Klima- und Energiefonds-Geschäftsführerin Theresia Vogel freut sich besonders über die international beachteten Ergebnisse der Vorzeigeregionen. „Wirtschaft und Wissenschaft beweisen gemeinsam praxistaugliche Lösungen in den Bereichen Energiewende, nachhaltige Industrie und klimaschonende Mobilität – so geht erfolgreiche Transformation.“

Reif für den Markt

Die Vorzeigeregionen illustrieren uns, dass eine Energieversorgung auf Basis von bis zu 100 Prozent erneuerbaren Energien mit Innovationen aus Österreich machbar, wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch vorteilhaft ist. Zu dieser Einschätzung kommt auch der erste Monitoring-Bericht zu den Regionen. Er attestiert den erprobten Musterlösungen eine hohe Marktreife und betont die internationale Ausrichtung. „Die Projekte sind fit für den Echtbetrieb im Energiesystem. Das hohe Innovationsniveau und die Vernetzung zwischen unterschiedlichen Wirtschaftssektoren und renommierten Forschungseinrichtungen findet internationale Beachtung“, fasst Michael Wedler von B.A.U.M. Consult die Ergebnisse des externen Monitoring-Berichts kurz zusammen.

Wie stark die Projekte in der Praxis wirken, zeigen auch die 23 umgesetzten Pilotanlagen und Demonstratoren. Auch gingen aus den Vorzeigeregionen eine Vielzahl von Patenten hervor. So konnten im Wasserstoff-Projekt HyTruck und dessen Folgeprojekt FC4HD 25 neue Entwicklungen patentiert werden, die wichtige Erkenntnisse zur Konzeption und zur Erprobung von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen lieferten. „Wir haben die Leistungsstärke und Dauerhaltbarkeit von Brennstoffzellen-Systemen für Sattelzugmaschinen und andere Nutzfahrzeuge signifikant verbessert“, so Peter Prenninger, Forschungskoordinator beim Projektpartner AVL List. „Dank dieser Innovationen kann emissionsfreier Gütertransport nun noch effizienter und nachhaltiger gestaltet werden.“

Auf diesem Weg waren die „Vorzeigeregionen Energie“ Österreichs Eintrittskarte in die weltweite Forschungsallianz „Mission Innovation“. Sie besteht aus 22 Ländern und der Europäischen Kommission. Die internationale Initiative hat das Ziel, gemeinsam mit privaten Investoren die Entwicklung sauberer Energietechnologien voranzutreiben. Seit September 2022 leitet Österreich gemeinsam mit Australien die Mission „Net-Zero Industries“. Globale Mission-Direktorin ist die Programm-Managerin des Klima- und Energiefonds Elvira Lutter. Ziel ist es die Entwicklung von Schlüsseltechnologien zur industriellen Energiewende zu beschleunigen: Bis 2050 soll die energieintensive Industrie vollständig auf fossile Energien verzichten.

Die Vorzeigeregionen im Kurzprotrait

Green Energy Lab verfolgt das Ziel, Lösungen für ein nachhaltiges Energiesystem unter realen Bedingungen in der Vorzeigeregion – vor allem in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Burgenland und Steiermark, aber auch darüber hinaus – zu erproben und die Markteinführung vorzubereiten. Beispielprojekt: Thermaflex. Ziel des Leitprojekts ist es, konkrete Strategien für die Flexibilisierung des Wärmenetzes von morgen zu entwickeln sowie alternative Energiequellen für diese zu erschließen. Der Anteil erneuerbarer Wärme soll damit konsequent erhöht werden. greenenergylab.at

NEFI – New Energy for Industry ist ein einzigartiger Innovationsverbund zwischen Technologieanbietern, Industrie, Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. Gemeinsam soll bis 2025 der Weg zur vollständigen Dekarbonisierung der produzierenden und energieintensiven Industrie demonstriert werden. Beispielprojekt: envIoTcast. Im Projekt wird unter der Leitung des AIT Austrian Institute of Technology das moderne, nachhaltige Konzept der Grünen Gießerei 4.0 entwickelt und demonstriert. Das Ziel ist die vollständige Dekarbonisierung von energieintensiven Hochtemperaturprozessen wie etwa der Stahlverarbeitung. nefi.at

WIVA P&G – Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas fokussiert auf die Demonstration der Umstellung der österreichischen Volkswirtschaft auf eine CO2-neutrale Struktur unter Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff als Kernkomponente in den Bereichen Energie, Industrie und Mobilität. Beispielprojekt: H2Pioneer. Ziel des Projekts ist es, eine Vor-Ort-Lösung für den in Zukunft steigenden Wasserstoffbedarf in der Halbleiterindustrie darzustellen. Konkret wird eine Demonstrationsanlage bei Infineon in Villach umgesetzt sowie die Wiederverwertbarkeit des in der Halbleiterindustrie eingesetzten Wasserstoffs analysiert.wiva.at