Kategorie Innovation & Technologie - 6. November 2018

EUSpace: Weltraumkonferenz in Graz gestartet

Wie geht es weiter mit der europäischen Raumfahrt? Rund 250 Regierungs- und Kommissionsmitglieder diskutieren in Graz zwei Tage lang die Entwicklung der europäischen Raumfahrtpolitik. Auf der Weltraumkonferenz EUspace ist dies seit gestern Abend Thema.

Im Zentrum steht unter anderem die Frage, wie die europäische Raumfahrtwirtschaft im verschärften Wettbewerb internationaler kommerzieller Raumfahrtunternehmen gestärkt werden kann. Die Konferenz findet im Rahmenn des österreichischen EU-Ratsvorsitzes statt.

Bis Dienstag diskutieren hochrangige Redner in der Grazer Helmut-List-Halle über die Details der EU-Raumfahrtpolitik.

China und Indien greifen nach den Sternen, Russland will schon in ein paar Jahren Weltraumausflüge für Touristen anbieten und 2023 will das private US-Raumfahrtunternehmen SpaceX einen Weltraum-Touristen auf eine Reise rund um den Mond schicken: Der Fokus der Grazer Tagung liegt auf diesen und weiteren Herausforderungen und Konsequenzen des fundamentalen Wandels der Raumfahrt auf die EU-Raumfahrtpolitik und die europäische Weltraumindustrie.

Erst jüngst hat der europäische Raketenbetreiber Arianespace angesichts wachsender Konkurrenz von privaten US-Unternehmen mehr öffentliche Aufträge aus Europa gefordert.

„Die Stärkung der europäischen Ambitionen im Weltraum ist das oberste Ziel der Konferenz“, erklärte der österreichische Infrastruktur- und Weltraumminister Norbert Hofer im Rahmen des Pressegespräches anlässlich der Konferenz. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir das Unternehmertum in der Weltraumindustrie fördern und auf diese Weise Raumfahrt-Start-ups unterstützen“, betonte EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska.

Die Europäische Kommission habe eine deutliche Erhöhung des gesamten EU-Raumfahrtbudgets vorgeschlagen.

Viele Dinge in unserer Gesellschaft – von Telekommunikation über Satellitennavigation bis zur Erdbeobachtung – beruhen auf Weltraumsystemen oder weltraumgestützten Technologien. Die zunehmende Abhängigkeit solcher Weltrauminfrastrukturen werfe auch eine Reihe neuer Fragen hinsichtlich der Sicherheit Europas auf. Hier gelte es, die möglichen Konsequenzen für die Weltraumsicherheit zu diskutieren“, gab EU-Kommissarin Bienkowska einen Ausblick auf das weitere Programm.

Die europäische Raumfahrtindustrie brauche langfristige Stabilität und Vorhersagbarkeit der öffentlichen Haushalte, hob Hofer weiters hervor. „Der mehrjährige Finanzrahmen der EU und die langfristigen Pläne der ESA werden dies ermöglichen“, zeigte er sich in Graz optimistisch.

 

Bei der letzten ESA-Mission BepiColombo unterstützte das Österreichische Weltraumprogramm ASAP des BMVIT die Entwicklung der wissenschaftlichen Gerätschaften und auch die Wirtschaft hatte einen großen Anteil am Erfolg: Für den richtigen Weg zum Merkur sorgt ein Lenksystem, das von Österreichs größtem Weltraumtechnik-Unternehmen, der RUAG Space Austria, entwickelt und gebaut wurde.

Auch der Hitzeschutz der Sonde ist made in Austria. Die ebenfalls von RUAG-Space hergestellte Thermalisolation schützt die Sonde vor den extremen Temperaturen, die am sonnennächsten Planeten über 450 Grad Celsius erreichen können.

Im heimischen Weltraumsektor sind etwa 120 Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aktiv. Der Gesamtumsatz der Branche beträgt rund 125 Millionen Euro im Jahr.

apa/red

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) ist seit 2014 auch Weltraumministerium und investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben. Darüber hinaus wurde bereits 2002 das Österreichische Weltraumprogramm ASAP vom BMVIT initiiert, welches von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) umgesetzt wird. Dieses Förderprogramm unterstützt die österreichische Raumfahrt-Hochtechnologie bei der Erreichung internationaler Spitzenleistungen in der gesamten Bandbreite der Raumfahrt: Von der Weltraumforschung und Wissenschaft über Technologieentwicklungen bis zu Anwendungen der Raumfahrttechnologien, wie Erdbeobachtung, Telekommunikation und Navigation.