Kategorie Informationen & Tipps - 13. November 2017

Faktencheck: Sind E-Autos leistbar?

Nicht erst seit dem Dieselskandal gilt Elektromobilität als eine wichtige Stütze für die Reduktion von Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich. Immer mehr E-Fahrzeuge setzen sich am globalen Markt durch und erobern die Straßen – nicht nur der Städte. Neue Modelle, höhere Reichweiten, sinkende Kosten gehen Hand in Hand mit großen Umwälzungen in der Stromerzeugung, bei der erneuerbare Energieträger zunehmend die fossilen ablösen.

Viele fragen sich: Was bringen E-Autos? Wie weit kann ich damit fahren? Rechnet sich das? Der gemeinsam von Klima- und Energiefonds sowie dem VCÖ (Verkehrsclub Österreich) herausgegebene „Faktencheck E-Mobilität“ soll die viel diskutierte Zukunft der Mobilität und die Rolle der Elektroautos aus der Perspektive des Klimaschutzes sowie aus jener von Nutzerinnen und Nutzern mit aktuellen Zahlen, Daten und Analysen erläutern. Nach Teil Eins und Teil Zwei des Faktenchecks folgen mit dem letzten Teil nun weitere drei Antworten auf drei zentrale Fragen:

7. Sind Elektroautos teuer?

E-Autos sind aufgrund der Batteriekosten in der Anschaffung zwar teurer als Autos mit Verbrennungsmotoren, jedoch amortisiert sich der Kauf innerhalb weniger Jahre dank deutlich geringerer Betriebskosten. Die Kostenunterschiede variieren natürlich von Modell zu Modell und nach Art der Nutzung. Finanzielle Anreize helfen in der aktuellen Innovationsphase, die derzeit noch höheren Investitionen auszugleichen. Neben der Ankaufsprämie in Österreich für rein elektrische Privat-Pkw in Höhe von 4.000 Euro (bis Ende 2018) (10) und Infrastrukturförderungen entfallen etwa auch die NoVA sowie die motorbezogene Versicherungssteuer; zudem gibt es hohe Rabatte auf Versicherungsprämien.

Für eine Kalkulation relevant sind die Gesamtkosten eines Fahrzeugs (Total Cost of Ownership, TCO), die sich aus den Anschaffungskosten und den Betriebskosten über die gesamte Nutzungszeit zusammensetzen. TCO-Rechner helfen beim Vergleich.(11) Neben den deutlich geringeren Energiekosten fallen auch andere Betriebsausgaben, etwa für Verschleiß und Wartung, deutlich geringer aus. E-Autos sind auch besonders gut für Sharing- und Mietmodelle geeignet und könnten zum Treiber des Nutzen-statt-Besitzen-Prinzips werden.

Ein wichtiger Kostenfaktor ist die Batterie: In den vergangenen 5 Jahren haben sich die Kosten für einen Lithium-Ionen-Akku gedrittelt. Kostete 1 kWh Batteriespeicher im Auto im Jahr 2011 noch ca. 750 Euro, lagen die Kosten im Jahr 2016 bei 250 Euro. Zudem haben sich Elektroautos als vergleichsweise wertstabil erweisen. Auch Risikofaktoren wie neue Schadstoffgrenzwerte fallen beim Elektroauto weg.

(10)Infos und Einreichung unter www.umweltfoerderung.at/privatpersonen/foerderungsaktione-mobilitaet-fuer-private.html
(11)Beispiele hierfür sind u.a. Vlotte: www.vlotte.at/inhalt/at/tco-rechner.htm oder e-connected: www.e-connected.at/content/e-calculator

 

8. Sind E-Fahrzeuge für Betriebe und Gemeinden interessant?

 

Gerade für Unternehmen und Gemeinden bietet die Elektromobilität Chancen. Abgesehen vom positiven Image und möglicher Kundenbindung, z.B. durch Bereitstellen von Ladeinfrastruktur, sind Elektroautos in gewerblichen Fuhrparks schon heute wirtschaftlich. Aktuelle Modellkalkulationen zeigen, dass ein Elektroauto über eine Betriebsdauer von 5 Jahren einen Gesamt-Kostenvorteil von bis zu 35.000 Euro bieten kann. Diese ergeben sich insbesondere aus Ersparnissen beim Kraftstoff, geringeren Wartungskosten sowie reduzierten Lohnnebenkosten durch den Wegfall
des Sachbezuges. Hier können sich auch arbeitnehmerseitig Ersparnisse von 500 Euro und mehr pro Monat ergeben.(12)Für unternehmerisch genutzte abgasfreie Fahrzeuge gilt darüber hinaus – anders als für konventionelle Kfz – seit dem Jahr 2016 das Recht auf Vorsteuerabzug. Für elektrisch oder elektrohydraulisch betriebene Fahrzeuge wird keine Normverbrauchsabgabe (in Österreich bis zu max. 32%) eingehoben. Für reine E-Pkw entfällt zudem die motorbezogene Versicherungssteuer.Betriebe, Gebietskörperschaften und Vereine werden beim Ankauf von E-Fahrzeugen im Rahmen des Aktionspakets zur Förderung der Elektromobilität mit erneuerbarer Energie von BMLFUW und bmvit in Zusammenarbeit mit den Auto- sowie Zweiradimporteuren und dem Sportfachhandel unterstützt: Unter anderem werden Pkw mit reinem Elektroantrieb mit 3.000 Euro bzw. Plug-in-Hybriden mit 1.500 Euro gefördert.

(13) Mit dem seit April 2017 in Österreich ausgegebenen grünen Kfz-Kennzeichen wird es für Städte und Gemeinden einfacher, Vorteile für E-Fahrzeuge anzubieten.

(12)Austrian Mobile Power: Steuerrechner. www.austrian-mobile-power.at/steuerrechner/ abgerufen am 18.08.2017
(13)Siehe auch klimaaktiv Mobilität, abgerufen am 18.08.2017: www.klimaaktiv.at/mobilitaet/elektromobilitaet/elektromobilitaet.html

 

9. Ist Elektromobilität volkswirtschaftlich sinnvoll?

Datenquelle: Fraunhofer Austria Research Gmbh

Zweifelsohne ist der Strukturwandel im Transportsektor auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Wie in vielen transformativen Entwicklungen gilt es auch im Verkehrsbereich, den Wandel als Chance wahrzunehmen und wirtschaftlich zu nutzen. Berechnungen zufolge wird sich die gesamte globale Wertschöpfung der Fahrzeugproduktion von derzeit rund 400 Mrd. Euro auf ca. 650 Mrd. im Jahr 2030 erhöhen und innerhalb der Komponenten zu Verschiebungen führen. Bereits jetzt profitieren österreichische Firmen von internationalen Aufträgen.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 kann die heimische Automobilbranche durch den Ausbau der E-Mobilität bis 2030 insgesamt bis zu 33.900 Jobs schaffen und 3,1 Mrd. Euro Wertschöpfung generieren.(14) Untersuchungen aus Deutschland gehen in der Summe von gleichbleibenden oder sogar positiven Arbeitsplatzeffekten durch Elektromobilität aus.(15)

Der Umstieg auf E-Fahrzeuge trägt auch zur Reduktion von CO2-Vermeidungskosten und durch weniger Schadstoffe zu geringeren Gesundheitskosten bei. Zudem verringern Verkehrsvermeidung, der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie der Umstieg auf E-Autos die Importabhängigkeit von Erdöl: In den vergangenen fünf Jahren betrug der Wert der jährlichen Erdölimporte (exkl. Erdölprodukte) zwischen 4,8 und 8,8 Milliarden Euro. Vier Fünftel davon verantwortete der Verkehr.(16)

(14) Fraunhofer Austria Research GmbH, Austrian Mobile Power, Virtual Vehicle Research Center: E-MAPP | E-Mobility and the Austrian Production Potential, Wien 2016
(15) Fraunhofer ISI: Perspektiven des Wirtschaftsstandorts Deutschland in Zeiten zunehmender Elektromobilität, Karlsruhe 2017
(16) bmwfw: Energie in Österreich 2017, Zahlen, Daten, Fakten, Wien 2017

 

SERVICE: Faktencheck – Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zur E-Mobilität

Zum Thema: 10 Jahre Klimafonds im Überblick

Vor zehn Jahren gründete die Bundesregierung den Klima- und Energiefonds. An der Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft entwickelt der Fonds – in enger Kooperation mit dem dem Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – Strategien und Förderprogramme für die nachhaltige Transformation des Energie- und Mobilitätssystems.

Alles Wissenswerte rund um 10 Jahre Klima- und Energiefonds

INFObox: Verkehrsministerium (bmvit), Umweltministerium und die Automobilbranche haben für Österreich ein Paket zur Förderung von Elektromobilität in Höhe 72 Millionen Euro geschnürt. Das Maßnahmenpaket umfasst Anreize für den Kauf von Elektro-Fahrzeugen, den Aufbau von E-Ladestationen und eine eigene Nummerntafel für E-Autos. Seit 1. März 2017 ist die Prämie für Elektrofahrzeuge per Online-Registrierung via www.umweltfoerderung.at österreichweit möglich.