Kategorie Informationen & Tipps - 30. Juni 2020

Förderprogramm soll Klimaschutzprojekte an private Investoren bringen

Klimafonds und Klimaschutzministerium stellen heuer 1,1 Mio. Euro für Beratung bei Projektentwicklung und zur Unterstützung bei Nebenkosten zur Verfügung

Projekte, die Österreich der Erreichung der Pariser Klimaschutzziele näher bringen können, sollen für private Investoren in Zukunft attraktiver werden. Dafür hat der Klima- und Energiefonds gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium (BMK) ein Förderprogramm gestartet, das einerseits bei der Projektentwicklung und andererseits bei den Nebenkosten auf dem Weg zum Finanzmarkt unterstützen soll.

Es brauche „bis zu 17 Mrd. Euro an jährlichen Investitionen in den Klimaschutz, um die Klimaziele erreichen zu können“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am Dienstag bei der Präsentation des Programms. Diese Summen könnten nicht alleine vom Staat gestemmt werden, daher müsse mehr privates Kapital mobilisiert werden. Ein „Green-Finance-Förderprogramm“ startet heute, Dienstag. Bis Jahresende stehen 1,1 Mio. Euro zur Verfügung.

Wie viel privates Kapital genau über das Programm in klimabewusste Investitionen geleitet werden soll, wurde nicht beziffert. Ziel sei es jedoch in erster Linie, kleinere und mittelgroße Vorhaben zu unterstützen, „damit die Unternehmen überhaupt zum Finanzmarkt kommen“, so Gewessler.

EU-weites Pionierprogramm

Vor allem für Neulinge, die Geld für die Umsetzung eines Projekts brauchen, sei es oft schwierig, dieses auch für Investoren attraktiv aufzubereiten, so Michael Trcka, CFO der WEB Windenergie. Zudem seien die Nebenkosten, um an Investitionen auf dem Kapitalmarkt zu kommen – beispielsweise Kosten für die Emission einer Anleihe – oft sehr hoch. Daher sei es sehr wichtig, „diese ersten Schritte zu unterstützen“, so Trcka.

Die nun startende Förderung sei ein „EU-weites Pionierprogramm“, sagte Ingmar Höbarth, Co-Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Förderberechtigt sind Projekte bis zu 50 Millionen Euro, die in Österreich umgesetzt werden. Die Förderung kann dann je nach Projektgröße bis zu 60.000 Euro ausmachen. Das Projekt muss bestimmte Kriterien erfüllen, beispielsweise muss es mit den EU-Regeln der nachhaltigen Finanzierung konform sein bzw. begründen, wieso das Vorhaben einen Beitrag zu den nationalen und globalen Klimazielen leistet.

Darüber hinaus müssen eine Wirtschaftlichkeitsbewertung, eine Risikobewertung sowie eine Renditeerwartung für Investoren erfolgen. Die Fördervergabe wird dann durch eine Fachjury bestimmt.

Das Thema Green Finance ist sowohl auf EU- als auch nationalstaatlicher Ebene hochaktuell. Die Europäische Union arbeitet an einem Klassifikationssystem für klimafreundliche Investitionen und einem EU-weiten Standard für grüne Anleihen; hierzulande erarbeiten das BMK und das Bundesministerium für Finanzen gemeinsam mit der Finanzwirtschaft eine nationale Green-Finance-Agenda.

Schwerpunkte des Green-Finance-Förderprogramms

Wirtschaftliche Projektentwicklung

Eine wesentliche Herausforderung bei der Entwicklung von großen Investitionsprojekten ist die detaillierte Darstellung der Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit – mit anderen Worten müssen die Projekte für den Kapitalmarkt „bankable“ sein. Im Rahmen des Förderprogramms werden Entwickler*innen von Großprojekten bei der Erstellung von Businessplänen unterstützt, sodass potenzielle Investor*innen transparente Informationen erhalten.

Unterstützung der Nebenkosten der Platzierung

Ein Stolperstein bei der Platzierung von Klimaschutzprojekten auf dem Finanzmarkt sind die Kosten z.B. für Zertifizierungen, Kapitalmarktprospekte oder Plattformgebühren. Im Rahmen des Green-Finance-Programms des Klima- und Energiefonds werden 50% dieser Nebenkosten übernommen und dadurch die Gesamtkosten von Green Bonds und Crowd Financing-Projekten gesenkt. Dadurch schaffen es mehr Projekte auf den Markt und erweitern das bestehende Angebot für Investor*innen.

Service: Webinar Green Finance – Für potentielle Einreichende veranstaltet der Klima- und Energiefonds am 22. Juli eine kostenlose Online-Infoveranstaltung.

INFObox: Der Klima- und Energiefonds wurde als One-Stop-Shop 2007 durch die österreichische Bundesregierung ins Leben gerufen und ist die Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft. Er entwickelt in enger Kooperation mit dem BMK Strategien und Förderprogramme für die nachhaltige Transformation des Energie- und Mobilitätssystems und begleitet als einzige Organisation in Österreich den gesamten Innovationsprozess von der Grundlagenforschung bis zur Markteinführung in den Themenfeldern Klima, Energie und Mobilität.