Kategorie Innovation & Technologie - 8. März 2021
Der Frauentag im Zeichen von Klima- & Corona-Krise
Frauen verdienen weniger und sind in Führungsfunktionen unterrepräsentiert. Auch zum 110. Frauentag und nach Jahrzehnten der Gleichstellungspolitik gibt es noch immer gewaltige Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Es macht nach wie vor einen Unterschied, ob ein Mensch als Mann oder Frau geboren wurde. Die Corona-Krise hat nicht dabei geholfen, diese Missstände zu beheben. Im Gegenteil. Weil sie deutlich mehr Care-Arbeit leisten, trifft die aktuelle Krise Frauen sehr viel härter.
Vor knapp einem Jahr, nur drei Tage nach dem Frauentag 2020, machte es die WHO offiziell und erklärte den Ausbruch des neuartigen Coronavirus zur Pandemie. Zwar machte das Virus seitdem vor keiner Gesellschaftsschicht und auch keiner Geschlechtsidentität halt, aber die von ihm ausgelöste Krise trifft Frauen ungleich härter und hat vieles, was bisher schon ungerecht war, noch ungerechter gemacht: So haben während der Pandemie mehr Frauen als Männer ihre Jobs verloren und sie mussten sehr viel mehr unbezahlte Arbeit leisten, da die Betreuung von Kindern und anderen Angehörigen im Lockdown ausfiel. Noch schwieriger war die Situation für Alleinerziehende, vor allem, wenn sie keine Möglichkeiten der organisierten Kinderbetreuung zur Verfügung hatten.
#Frauenquote erhöhen? Challenge accepted! Wir haben in den Beteiligungen des #BMK die Frauenquote seit Amtsantritt auf fast 50% erhöhen können. Laut Ministerratsbeschluss soll bis 2024 in staatsnahen Unternehmen eine Frauenquote von mindestens 40% erreicht sein. #IWD2021 (1/2) pic.twitter.com/ctqDCX85Gw
— Leonore Gewessler (@lgewessler) March 7, 2021
Frauen stehen in der Corona-Krise an vorderster Front – Beschäftigte im Gesundheitswesen sind überwiegend Frauen. Obwohl sie dadurch öfter höheren Risiken ausgesetzt sind, ist ihre Entlohnung noch immer unterdurchschnittlich. Und während Frauen in den Spitälern unermüdlich arbeiten, sind es in der Krise überwiegend Männer, die wichtige Entscheidungen treffen und diese kommunizieren. Ein weiteres gravierendes Ungleichgewicht, welches gleichzeitig bedeutet, dass Frauen von Entscheidungen, die ihr eigenes Leben betreffen, ausgeschlossen sind.
„Der Weltfrauentag ist ein feministischer Feiertag, erinnert uns aber auch jedes Jahr aufs Neue daran, dass es noch viel zu tun gibt, um echte Gleichstellung zu erreichen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Diese Gleichstellung zwischen Frauen und Männern ist heute – aber auch an allen anderen Tagen des Jahres – von höchster Priorität. Für mich ganz persönlich, aber auch in der Arbeit, die wir alle im Ministerium tagtäglich umsetzen.“
Mit Leonore Gewessler steht seit Anfang 2020 an der Spitze des Klimaschutzministeriums (BMK) wieder eine Frau. Längst keine Selbstverständlichkeit. Sie ist erst die vierte Frau, die das Ressort leitet, welches unter ihr die wichtigen Agenden Mobilität, Innovation und Technologie mit denen von Umwelt, Klimaschutz und Energie erfolgreich zusammenführte und in ihrer bisherigen Amtszeit auch kompetente Frauen in wichtige Aufsichtsratfunktionen brachte. Seit 1. Jänner dieses Jahres hat das BMK mit Judith Engel auch wieder eine Sektionschefin. Sie leitet die auch für Luftfahrt zuständige Verkehrssektion im Klimaschutzministerium.
Das so formierte BMK selbst setzt zahlreiche Maßnahmen, um die Chancengleichheit zu fördern. Österreich und das BMK engagieren sich beispielsweise in der Initiative „Women in Transport – EU Platform for change“, um im Verkehrssektor Beschäftigungszahlen von Frauen und Chancengleichheit von Frauen und Männern gleichermaßen zu erhöhen. Bislang haben sich nur vier EU-Mitgliedsstaaten zu der Initative bekannt: neben Österreich sind dies Kroatien, Spanien und Schweden. Die Plattform soll dabei auch als Forum dienen, um bewährte Maßnahmen zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. So haben in Österreich bereits über 20 CEOs aus der Branche eien Absichtserklärung unterzeichnet und sich damit für eine Erhöhung der Frauenanteile im Verkehrssektor ausgesprochen. Angefangen bei Studium und Ausbildung sollen so immer mehr Frauen auf allen Arbeitsebenen mit ihren Ideen zu Mobilität besser sichtbar werden.
Die erst jüngst durchgeführte Women in Transport-Workshop-Reihe zur Chancengleichheit, unter Teilnahme der Ministerin und den CEOs der beteiligten Unternehmen, soll zusätzlich dabei heflen, gemeinsam weitere Gleichstellungsmaßnahmen in den Unternehmen zu erarbeiten und für die Zukunft zu festigen.
Auch im Bereich Technologie und Innovation fördert das BMK zahlreiche Projekte und Initiativen, um den Frauenanteil in der Forschung zu erhöhen und zeichnet mit der FEMtech-Expertin des Monats bereits seit 2005 besondere Leistungen von Frauen in Forschung und Technik aus. Starke Frauen-Netzwerke werden so von entsprechenden Expertinnen über diese Initiative sichtbar, mit der das BMK Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung fördert. Unter Chancengleichheit werden in diesem Zusammenhang gleiche Rahmenbedingungen und Erfolgschancen für Frauen und Männer in Forschung und Technologie verstanden.
Mit den FEMtech Praktika für Studentinnen wird vom BMK zudem Chancengleichheit in der Forschung unterstützt. Dabei sollen Nachwuchswissenschaftlerinnen für die angewandte Forschung im naturwissenschaftlich-technischen FTI-Bereich (Forschung, Technologie und Entwicklung) gewonnen und beim Einstieg in eine Forschungskarriere unterstützt werden. Die Studentinnen lernen berufliche Ein- und Aufstiegswege kennen und erhalten einen fundierten Einblick in die angewandte Forschung und Entwicklung.
Mit dem C3E – Clean Energy Education & Empowerment Netzwerk ist das das BMK in einem Regierungsnetzwerk im Bereich Energie- bzw. Energietechnologien aktiv, das sich mit Strategien, Politiken und Maßnahmen zur verstärkten Förderung von Frauen in der Energiebranche und in der Energieforschung im Speziellen beschäftigt.
Das Netzwerk Women in Aerospace (WIA) zielt darauf ab, Gleichberechtigung und gleiche Chancen in technische Berufe, vor allem in die Luft- und Raumfahrt zu bringen. Die Sichtbarkeit von Frauen soll dort erhöht und die Chancen auf Führungspositionen für Frauen verbessert werden.
Gleichstellung in Forschung, Technologie und Innovation (FTI) ist nach wie vor ein drängendes Thema: nicht nur in der aktuellen FTI-Strategie 2030 der österreichischen Bundesregierung, sondern auch des kommenden EU-Forschungsrahmenprogramms „Horizon Europe“. Aktuelle Daten zeigen, dass trotz der vielfältigen Bemühungen zur Gleichstellung in FTI, nach wie vor hoher Handlungsbedarf besteht – in allen FTI-Sektoren: So sind in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung in Österreich nur rund 27 Prozent der Forschenden Frauen, in Forschungsunternehmen machen Forscherinnen 16 Prozent des wissenschaftlichen Personals aus.
An österreichischen Universitäten sind über alle Fachbereiche hinweg betrachtet nur 26 Prozent der Professuren von Frauen besetzt – während 58 Prozent der Erstabschlüsse und 51 Prozent der Zweitabschlüsse an Universitäten auf Frauen entfallen. Zudem weisen die unterschiedlichen Studienrichtungen nach wie vor starke geschlechtsspezifische Segregationsmuster auf: während in den naturwissenschaftlichen und technischen Studien Frauen großteils unterrepräsentiert sind, sind Männer in Bildungsfeldern wie Geisteswissenschaft, Pädagogik, Gesundheit und soziale Dienste deutlich unterrepräsentiert.
Festhalten kann man, dass der Frauenanteil im Forschungs- und Mobilitätssektor nach wie vor zu niedrig ist, aber auch, dass aus diesem Grund das BMK deshalb auch künftig Frauen mit Nachdruck fördert und dabei hilft, sicherzustellen, dass Frauen an allen wichtigen gesellschaftspolitischen Prozessen teilhaben werden. Diesen Weg müssen wir konsequent weitergehen.
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