Kategorie Innovation & Technologie - 4. Oktober 2016

Fröhliche Weltraumspaziergänger auf Kurzbesuch

Wien – Die Stimmung war hervorragend unter den zahlreichen reiferen Herren, hauptsächlich Weltraumfahrer im Ruhestand, die einander im Haus der Industrie zum Start des Astronautenkonferenz „Planetary Congress“ trafen. Einer von ihnen meinte angesichts des hauseigenen Paternosteraufzuges: „Auch das ist eine Art Rakete.“ Ein anderer lachte nur, dass er dummerweise seine Orden zu Hause vergessen habe – wohl angesichts des Auftretens von Alexei Archipowitsch Leonow, dessen Brust von zwei Orden geschmückt war. Der heute 82-jährige Mann, der fast emotionslos alle Fototermine über sich ergehen ließ, war 1965 der erste Kosmonaut, der für einen Außenbordeinsatz sein Raumschiff verließ.

Der noch bis 7. Oktober laufende Kongress findet aus gutem Grund in Österreich statt: Das kleine Land feiert in diesen Tagen das 25-jährige Jubiläum von Franz Viehböcks Forschungsaufenthalt an Bord der russischen Raumstation Mir. Der Elektrotechniker ist damit der einzige Weltraumfahrer Österreichs. „Mich freut es, dass der Raumflug vor 25 Jahren in Österreich die damaligen Aktivitäten einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert hat. Ich würde mich freuen, wenn diese Konferenz auch einen entsprechenden Impact hat“, sagte Viehböck.

Interesse wecken

Er hoffe etwa, dass durch den Kongress und die damit einhergehenden Schulbesuche von Astronauten, Kosmonauten und Taikonauten (Chinesische Raumfahrer) das Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Fächern gefördert werde. Österreich werde sicher keine eigene Rakete bauen, meinte der Kosmonaut, der mit dem Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) zusammenarbeitet. „Aber wir sind in der Lage, Subsysteme zu bauen. Dafür brauchen wir viele gut ausgebildete Arbeitskräfte.“ In Österreich sind 100 Unternehmen mit rund tausend Mitarbeitern in der Weltraumbranche aktiv. Sie werden in Forschungsaktivitäten vor allem vom Verkehrsministerium und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert. Rund 70 Millionen Euro investiert das Land vor allem in den Bereichen Erdbeobachtung, Kommunikationsnetze im All, neue Technologien wie Flugelektronik. 30 Millionen werden für die neue Trägerrakete der Europäischen Weltraumagentur ESA, Ariane 6, investiert, die bis 2020 fertiggestellt werden soll.

Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, hob die Bedeutung von Innovationen hervor. Österreich sei in der Weltraumforschung und auch in der zugehörigen industriellen Produktion „klein aber fein“. Er verwies auf den Bildungsbereich, Lust auf Naturwissenschaft und Technik könne am Mittwoch durch den Kongress geschaffen werden, wenn Astronauten in Schulen gehen.

„Born to explore“

„Die Association of Space Explorers ist die einzige Non-Profit-Organisation für Raumfahrt“, betonte dessen Präsident Soichi Noguchi. „Wir versuchen, die junge Generation weltweit für die Raumfahrt zu begeistern. Wir wollen unsere Message – „born to explore“ – den Jungen näher bringen.“ Am Mittwoch – einem österreichweiten „Community Day“ – gibt es insgesamt Veranstaltungen an etwa 100 Orten.

Ob zuerst ein privates oder staatliches Raumschiff zum Mars fliegen wird? Es handle sich um ein Langzeitprojekt, das hohe und auch längerfristige Investitionen benötige, sagte Noguchi. „Ich bin bereit, zu fliegen“, sagte der ASE-Präsident. (pi, APA, 4.10.2016)


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ASE 29th Planetary Congress