Kategorie Informationen & Tipps - 18. Januar 2022

Geoinformatik: Nilüfer Cipa ist FEMtech-Expertin des Monats  

Nilüfer Cipa ist unsere erste FEMtech-Expertin des Monats im neuen Jahr. Die Geoinformationsspezialistin arbeitet bei ms.GIS an maßgeschneiderten Lösungen zur Verarbeitung räumlicher Daten, vom Hochwasserschutz bis hin zum Straßennetzwerkmanagement.

Geoinformationssysteme sind aus alltäglichen Anwendungen ob privat, in der Wirtschaft oder in der Verwaltung nicht mehr wegzudenken. Von der Navigation in Fahrzeugen, über die Erstellung von Landschafts- und Klimamodellen oder aktuellen COVID-Lagebildern bis hin zum Katastrophen- und Umweltschutz kommen Geoinformationen sehr vielfältig zum Einsatz.

 

Nilüfer Cipa hat ihre Leidenschaft dafür schon früh entdeckt und ist vor knapp zehn Jahren für ein Masterstudium der Geodäsie und Geoinformation aus Istanbul an die Technische Universität Wien gekommen. Dort hat sie ihren Schwerpunkt auf Geoinformationssysteme und Fernerkundung gelegt und arbeitete schon während ihres Studiums in verschiedenen Bereichen als Geoinformationsspezialistin, seit 2019 bei der ms.GIS GmbH als Senior Geographic Information System Specialist im Geodatenmanagement.

Dort beschäftigt sie sich mit der Verarbeitung und Darstellung räumlicher Daten. „Hierbei gibt es grob zwei Kategorien“, erklärt Cipa: „1. Rasterdaten, im Allgemeinen Satelliten- und Luftbilder, woraus sich computerunterstützt digitale Höhenmodelle erzeugen lassen. Und 2. Vektordaten, zum Beispiel Straßenkarten.“ Man hat so zwei Optionen von Datenmodellen zur Abbildung räumlicher Objekte wie etwa Messpunkten, Straßen oder Verwaltungsgrenzen. „Zur Datenverarbeitung gehört auch, dass ich Erkenntnisse aus vorhanden Daten generiere. Beispielsweise lässt sich aus Satellitenbildern das Gefälle von Berghängen berechnen – eine wichtige Aufgabe in einem gebirgigen Land wie Österreich. Unsere Aufgabe ist es nun, die bestehenden und generierten Daten, in eine für Menschen verständliche, räumliche Darstellungsform zu bringen. So lassen sich Steinschläge als Vektordatenobjekte auf einer Karte, die das zuvor berechnete Gefälle zeigt, eintragen und sich daraus Zusammenhänge ableiten.“

INFObox: FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.

Eines ihrer aktuellen Kund:innenprojekte beschäftigt sich mit den Einzugsgebieten österreichischer Gewässer. Hierfür ist es nötig, eine ganze Palette unterschiedlicher Datenquellen zu verarbeiten. „Das Programm dazu wurde von mir entwickelt und berechnet beispielsweise Gewässerlänge, Oberflächenabfluss, maximale Hangneigung und die prozentuellen Anteile geologischer Schichten. Die so dargestellte Information dient dabei als Hilfsmittel im Umweltschutz und auch als Entscheidungsgrundlage für das Naturgefahrenmanagement.“ Gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise kommt diesen Arbeiten eine größere Bedeutung zu, vor allem auch zur Wissensvermittlung in der Bevölkerung. „Ich hoffe, dass ich dadurch auch einen kleinen Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderung leisten kann.

Wordrap mit Nilüfer Cipa

  • Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
    Ich habe gern mit meinem Teddybären und meiner Puppe gespielt. Aber am Liebsten habe ich meine Zeit draußen auf der Straße in Istanbul mit meinen Freund:innen verbracht und Hüpfspiele (Himmel und Hölle oder mit Schnüren) und Ballspiele (Esel in der Mitte) gespielt.
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
    Derzeit bin ich ziemlich fasziniert davon, wie das Immunsystem funktioniert. Wenn man mir diese Frage vor der Coronakrise gestellt hätte, hätte ich sicher Informatik gesagt, aber ich denke, ich würde jetzt Molekularbiologie wählen. In meiner naiven Vorstellung ist es die Ingenieur:innenwissenschaft der Biologie.
  • Mein Vorbild ist:
    Ich hatte nie ein bestimmtes Vorbild in meinem Leben. Der Blick auf die Welt änderte und erweiterte sich in jeder Phase meines Lebens und mit ihm die Personen, die mich inspirierten. Als ich ein Kind war, waren meine studierenden Cousinen meine Vorbilder. Danach war es mein Ziel, im Ausland zu studieren und meine Karriere außerhalb der Türkei fortzusetzen, und da waren natürlich die Leute, die das geschafft haben, meine Idole. Da die letzten zwei Jahre für alle sehr hart waren – geprägt von Negativität, Pessimismus und mangelnder Empathie – sind meine Vorbilder jetzt Freund:innen, Familie und Kolleg:innen, die optimistisch, kämpferisch und mit positiver Einstellung durchs Leben gehen!
  • Was ich gerne erfinden würde:
    Da ich getrennt von meiner Familie in der Türkei lebe, möchte ich gerne das Beamen erfinden, um sie spontan besuchen zu können.
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    … würden wir von der Innovationskraft der ganzen Bevölkerung profitieren.
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    … würde sich eine größere Vielfalt an Führungsstilen im Wettbewerb der Ideen befinden und langfristig positiv auf Arbeitsklima und Unternehmenserfolge auswirken.
  • Was verbinden Sie mit Innovation:
    Ich verbinde Innovation mit originellen und kreativen Ideen, die umsetzbar sind und als Ergebnis unser Leben verbessern.
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
    Österreich ist ein Land, das keine natürlichen Ressourcen außer seiner Umwelt, Geschichte und Kultur und den Fähigkeiten seiner Einwohner:innen hat. Um den Wohlstand hier zu erhalten, müssenwir  daher in Wissenschaft, Know-How und Innovation investieren. Kleinen und mittelständischen Betrieben, die lokal verankert, aber global erfolgreich im Wettbewerb stehen, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
  • Meine Leseempfehlung lautet:
    Nonviolent Communication: A Language of Life von Marshall B. Rosenberg, The 7 Habits of Highly Effective People von Stephen R. Covey Lean in von Sheryl Sandberg und Blindness von Jose Saramago
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Frauen in Forschung und Technologie. Das BMK unterstützt Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung zu schaffen.