1. Februar 2024

Grätzl-Heizung: Österreichs größtes Rechenzentrum heizt benachbartes Spital

Wien Energie nutzt Abwärme eines großen Rechenzentrumsbetreibers für die Beheizung der Klinik Floridsdorf – Grätzl-Heizung deckt bis zu 70 Prozent des Wärmebedarfs

Wer einen Film streamt oder andere Online-Aktivitäten unternimmt, sorgt damit in Wien nun vielleicht auch für Wärme im Spital – konkret in der Klinik Floridsdorf. Dort ist am Mittwoch eine neue Wärmepumpen-Anlage der Wien Energie präsentiert worden. Sie speist sich aus der Energie eines benachbarten Rechenzentrums. 50 bis 70 Prozent des Wärmebedarfs der Klinik sollen so gedeckt, bis zu 4.000 Tonnen CO2 dadurch pro Jahr eingespart werden.

 

Laut Angaben des Betreibers Digital Realty handelt es sich bei der Wärmequelle um das größte Rechenzentrum Österreichs. Es befindet sich direkt neben dem Spitalsbau und ist auf einem ehemaligen Fabrikareal untergebracht. Die zahlreichen Server, die dort laufen, erzeugen beträchtliche Abwärme. Sie wird in einer bei der Klinik errichteten Wärmepumpenanlage genutzt.

Um diese lokale Wärmequelle ganz im Sinne der Energiewende nachhaltig zu nutzen hat die Wien Energie ein in der Tat zukunftsweisendes Konzept entwickelt. Dafür wurde auch mittels der Umweltförderung des Klimaschutzministeriums (BMK) in den letzten eineinhalb Jahren bei der Klinik Floridsdorf eine Wärmepumpenanlage errichtet, die über eine Verbindungsleitung mit dem Kühlsystem des Rechenzentrums verbunden ist.

Mit der Anlage „recycelt“ Wien Energie seit dieser Heizsaison überschüssige Wärme aus den Serverräumen effizient und wandelt diese in Fernwärme für die Klinik um. „Raus aus Öl und Gas – und sorgsam mit Energie umgehen. Diese beiden wichtigen Säulen der Energiewende werden bei der Grätzl-Heizung bestens verbunden. Die Abwärme, die beim Betrieb des Serverzentrums entsteht, wird sinnvoll genutzt und heizt die Klinik Floridsdorf. Genau mit solchen Projekten kommen wir beim Schutz des Klimas voran. Dieses Modell wird in unserem ganzen Land Schule machen. Genau aus diesem Grund haben wir die Vorreiter in Wien auch im Rahmen der Umweltförderung finanziell unterstützt“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei der Besichtigung der neuen Grätzl-Heizung.

Abwärme als Baustein der Wärmewende

Projekte wie dieses sind ein wichtiger Faktor, weshalb Wien die lebenswerteste Stadt der Welt ist, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker: „Klimaschutz ist nicht nur für unsere Umwelt relevant, sondern auch für unsere Gesundheit. Wir müssen die Erderhitzung stoppen, damit wir auch in Zukunft lebenswerte Rahmenbedingungen vorfinden. Mit Projekten wie diesem arbeiten wir genau daran.“

Wien Energie will die Fernwärme in Wien bis 2040 gänzlich aus klimaneutralen Quellen erzeugen. Der Energiedienstleister setzt dabei vor allem auf Tiefengeothermie, Großwärmepumpen und die Nutzung vorhandener Abwärmequellen wie in Floridsdorf. Wir wollen raus aus Gas in der Raumwärme! Dazu nutzen wir nun auch die Server-Abwärme von Digital Realty und heizen mit einer Art ‚Grätzl-Heizung‘ die benachbarte Klinik Floridsdorf. Das ist ein weiteres wichtiges Projekt auf unserem Weg zur Klimaneutralität“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.

Wien Energie hat drei Wärmepumpen mit einer Leistung von je einem Megawatt errichtet und rund 3,5 Millionen Euro investiert, um dieses innovative Abwärme-Konzept umzusetzen. Neben der Versorgung der Klinik Floridsdorf erzeugt Wien Energie zusätzlich Kälte für das Rechenzentrum.

Das Rechenzentrum und die Klinik sind durch eine unterirdische Leitung verbunden. Mit der Anlage wird beim Rechenzentrum dem rund 26 °C warmen Kühlwasser die Wärmeenergie entzogen und über die Leitung in einem eigenen Wasserkreislauf in die Energiezentrale der Klinik geleitet. Mit den Wärmepumpen kann die Wärme genutzt werden, um die Klinik Floridsdorf mit bis zu 82 °C zu heizen. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zum Rechenzentrum, wo es wieder zur Kühlung eingesetzt wird.

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