Kategorie Energie - 2. Juni 2022
»Champagner der Energiewende«: Grüner Wasserstoff als Baustein zur Energieunabhängigkeit
Neue Wasserstoffstrategie stellt die Weichen, um bis 2030 80 Prozent des fossil erzeugten Wasserstoffs durch klimaneutralen zu ersetzen
Grüner Wasserstoff ist und bleibt ein wichtiges Element zur Gestaltung unserer Energiezukunft. Er unterstützt zum einen die Industrie beim Umstieg auf eine klimafreundliche Produktion und zum anderen Österreichs Energieunabhängigkeit, indem er hilft, fossiles Erdgas aus Russland zu ersetzen. Weil Wasserstoff jedoch ein sehr wertvoller Energieträger ist, soll er möglichst gezielt eingesetzt und nur dort Verwendung finden, wo er unbedingt gebraucht wird.
Dazu hat das Klimaschutzministerium (BMK) in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium eine Wasserstoffstrategie für Österreich erstellt. Sie zeigt, wo Wasserstoff gebraucht wird und welche Möglichkeiten es für die Erzeugung geben kann. Sie bildet damit die Basis für die Förderung und den Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff in Österreich.
„Grüner Wasserstoff ist der Champagner der Energiewende“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Er ist wertvoll und vielseitig – aber nicht unendlich. Deshalb werden wir ihn bestmöglich nutzen. Wie uns das gelingt, zeigt jetzt unsere Wasserstoffstrategie auf. Wir werden selbst grünen Wasserstoff produzieren, wir werden ihn vor allem in der Industrie einsetzen und wir werden die notwendige Infrastruktur schaffen. So können wir russisches Erdgas ersetzen, unsere Unabhängigkeit stärken und das Klima schützen.“
Ziel der Strategie ist die Unterstützung zum Erreichen der Klimaneutralität bis 2040. Als Anwendungsbereiche kommen vor allem jene von fossilen Energieträgern abhängige Sektoren, vornehmlich die Eisen- und Stahlindustrie oder die chemische Industrie in Betracht. Aber auch in der Mobilität kann Wasserstoff in speziellen Anwendungen als Ergänzung zum Elektroantrieb eine Rolle spielen – im Fern- und Schwerlastverkehrs, aber auch im Flug- und Schiffsverkehr mit hohen Energiedichten und Reichweiten kann grüner Wasserstoff seinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten.
Die Wasserstoffstrategie wurde in den vergangenen Monaten von den Expert:innen des BMK gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und externen Fachleuten erarbeitet und stützt sich konkret auf fünf zentrale Säulen:
In Österreich produzieren
Grüner Wasserstoff kann einen wichtigen Beitrag zur Energieunabhängigkeit unseres Landes leisten. Wir können mit heimischem Ökostrom in Österreich Grünen Wasserstoff erzeugen und so fossiles Erdgas ersetzen.
Damit hilft grüner Wasserstoff dabei den Bedarf von russischem Erdgas zu verringern und unterstützt Österreichs Ausstieg aus russischen Energieimporten. Über das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) fördert das BMK Produktionsanlagen für Grünen Wasserstoff künftig mit 40 Millionen Euro pro Jahr.
Bis 2030 soll somit in Österreich eine Elektrolysekapazität von einem Gigawatt zur Wasserstoffproduktion zur Verfügung stehen. Das entspricht eine Produktion von vier TWh grünem Wasserstoff im Jahr und damit auch der im Ausstiegsplan der Energieagentur vorgesehenen Menge.
Gezielt und mit Fokus einsetzen
Wasserstoff ist ein besonders hochwertiger Energieträger. Seine Produktion erfordert sehr viel Energie, die Verbrauchsprozesse haben oft niedrige Wirkungsgrade. Auf absehbare Zeit ist er ein knappes Gut und damit auch hochpreisig. Aber er liefert sehr hohe Temperaturen und ist als chemischer Grundstoff vielseitig.
Deswegen muss er so gezielt wie möglich dort zum Einsatz kommen, wo es keine Alternativen gibt und diesen Sektoren Sicherheit geben. Gerade im Bereich der Industrie wird Wasserstoff helfen, auf klimafreundliche Produktionsweisen zu setzen. Von der chemischen Industrie bis zur Zementherstellung wird Wasserstoff unbedingt benötigt. Bis 2030 soll in diesen Bereichen 80 Prozent des heute aus fossilem Erdgas hergestellten Wasserstoff mit grünem Wasserstoff ersetzt werden.
Bestehende Infrastruktur nützen und erneuern
Damit grüner Wasserstoff von den Produktionsanlagen zu den unterschiedlichen Verbraucher:innen gebracht werden kann, braucht es die passende Infrastruktur. In einigen Fällen kann dabei auf das bestehende Leitungsnetz für Erdgas zurückgegriffen werden.
Dieses Netz muss dafür allerdings umgebaut, redimensioniert und ertüchtigt werden. Wasserstoff wird deshalb künftig im Netzinfrastrukturplan berücksichtigt. Leitungen, durch die heute noch Erdgas fließt, sollen künftig zu reinen Wasserstoffleitungen werden.
Internationale Partnerschaften aufbauen
Trotz des Ausbaus der Produktion von grünem Wasserstoff in Österreich wird es Importe aus Ländern mit einer höheren Produktion brauchen, um den Umstieg in der ausreichenden Zeit und Menge zu schaffen. Auch hierbei sind rasche Partnerschaften mit Staaten und Unternehmen gefragt.
Die beteiligten Ministerien werden dazu die Kontakte und den Austausch mit Unternehmen, auch auf europäischer Ebene intensivieren. Das gerade erst von der EU-Kommission präsentierte RePowerEU-Paket ist hierbei ein wichtiges Instrument. Gefragt sind unterschiedliche und vor allem verlässliche Partner, um nicht erneut in eine einseitige Abhängigkeit zu geraten.
Technologie und Entwicklung stärken
Nicht nur die Produktion von grünem Wasserstoff ist für Österreich eine große Chance. Auch in der Technologieentwicklung liegen für den Wirtschaftsstandort große Chancen. Deshalb soll die Entwicklung von Produkten und Technologien im Wasserstoff-Bereich weiter fokussiert gefördert werden. Über die IPCEI (Important Projects of Common European Interest) werden dafür insgesamt 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Die österreichische Wasserstoffstrategie gibt nun den Rahmen und die Richtung für den Umstieg auf grünen Wasserstoff in Österreich vor. An ihr können sich Förderungen und gesetzliche Maßnahmen ausrichten, damit möglichst schnell eine möglichst große Wirkung erzielet wird.
Sie ist dabei aber gleichzeitig ein Orientierungspunkt für alle Unternehmen, die schon heute auf Wasserstoff setzen oder künftig vor großen Technologieentscheidungen stehen. Mit Hilfe der Wasserstoffstrategie sollen sie sich auf stabile Rahmenbedingungen verlassen können.
„Wir brauchen einen innovativen und nachhaltigen Standort, der auf die Technologien der Zukunft setzt. Wasserstoff ist ein vielseitiger Energieträger, der Chancen für die nachhaltige Transformation der energieintensiven Industrie bietet“, so Wirtschaftminister Martin Kocher bei der Präsentation der Strategie. „Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft ermöglichen wir nachhaltiges Wachstum und stärken den Technologiestandort Österreich. Die Dekarbonisierung und Ökologisierung hat auch Effekte am Arbeitsmarkt. Die Diversifizierung der Energieversorgung eröffnet neue Beschäftigungsfelder am Arbeitsmarkt und birgt ein hohes Beschäftigungspotential für sehr gute Jobs der Zukunft.“