Kategorie Klima- & Umweltschutz - 22. Juni 2022

Europa kämpft mit den Folgen einer ungewöhnlich frühen Hitzewelle

Flächenbrände in Spanien, Dürre in Norditalien, Rekordtemperaturen in Frankreich: Fast der ganze Kontinent hatte jüngst mit den Auswirkungen einer außergewöhnlich frühen Hitzewelle zu kämpfen.

Die schlimmste Juni-Hitzewelle seit 1950 in Spanien hat Thermometer am Wochenende örtlich auf mehr als 44 Grad Celsius steigen lassen. Eine wirkliche Abkühlung gab es auch nachts nicht, in weiten Teilen des Landes sanken die Temperaturen nach dem Untergang der Sonne kaum auf unter 25 Grad ab. In Spanien wurde der Rekord dieser Hitzeperiode bereits am Freitag im andalusischen Andújar mit 44,2 bis 44,3 Grad registriert.

Auch in Frankreich wurden Rekord-Temperaturen gemessen. Der Wetterdienst sprach von „einer wirklichen Ausnahmesituation“. Nun wird die Hitzewelle für Teile Griechenlands erwartet – ebenfalls mit Temperaturen jenseits der 40 Grad im ganzen Land.

Die Hitze und Trockenheit begünstigten auch den Ausbruch zahlreicher Waldbrände, die nach amtlichen Angaben in verschiedenen Teilen Spaniens in wenigen Tagen bereits gut 25.000 Hektar zerstörten. Das entspricht einer Fläche von etwa 35.000 Fußballfeldern. Am Wochenende loderten die Flammen vielerorts noch unkontrolliert. Am schlimmsten war die Lage am Gebirgszug Sierra de la Culebra unweit der Grenze zu Portugal im Nordwesten Spaniens, wo schon 20.000 Hektar Wald vernichtet und 1.700 Menschen in Sicherheit gebracht wurden.

Mehr Hitzewellen als direkte Folge der globalen Erwärmung

Hitzeperioden nehmen in Spanien zu, sagte Aemet-Sprecher Rubén del Campo. Der absolute Rekord wurde im vorigen August in Montoro in Andalusien gemessen: 47,4 Grad. Diese Entwicklung sei auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Man werde sich nicht wundern dürfen, wenn irgendwann die 50-Grad-Marke erreicht werde, warnte del Campo im Interview der Zeitung „La Vanguardia“.

Auch zum Höhepunkt der Hitzewelle in Frankreich wurden am Wochenende Spitzentemperaturen von bis zu 43 Grad, flächendeckend 35 bis 39 Grad gemessen. Verbunden mit der schon länger anhaltenden großen Trockenheit herrschte auch dort große Waldbrandgefahr, immer wieder rückte die Feuerwehr zu Brandherden in der Natur aus. Im südfranzösischen Departement Tarn brachen alleine am Samstag drei Brände aus, wie die Präfektur mitteilte.

Die Zunahme der Hitzewellen und Dürren ist laut Wissenschaftlern eine direkte Folge der globalen Erwärmung. Dabei nehmen sowohl Intensität als auch Dauer und Häufigkeit dieser Phänomene zu.

Von einer Hitzewelle spricht man ab fünf aufeinanderfolgenden Tagen mit mehr als 30 Grad. Diese Situation lag zwar in Österreich im Juni derzeit noch nicht vor. „Aber man darf durchaus von ‚heiß‘ sprechen“, so ein Meteorologe der ZAMG.

In Österreich haben sich die Temperaturen am Sonntag an die jeweiligen Bundesländerekorde für Juni genähert. In Vorarlberg wurde der bisherige Höchstwert sogar knapp übertroffen: 36,5 Grad war es um 15.00 Uhr in Feldkirch heiß. Am 30. Juni 1950 schwitzte man dort bei 36,3 Grad. Verbreitet wurden im ganzen Land bereits zu Mittag um die 30 Grad gemessen, berichtete die ZAMG. Selbst in 2.000 Meter Höhe hatte es noch um 20 Grad.

Die Bundeslandrekorde für Juni liegen zwischen nunmehr 36,5 Grad in Vorarlberg und 38,6 Grad in Niederösterreich (Waidhofen/Ybbs 2013). In den anderen Bundesländern werde es vermutlich keine Rekorde geben.

Die Temperaturen liegen derzeit um fünf bis zehn Grad über den für Mitte Juni durchschnittlichen Werten. Auch kommende Woche bleibt es überdurchschnittlich warm, mit Nachmittagstemperaturen meist zwischen 26 und 33 Grad. Allerdings wird das Wetter unbeständiger, mit einer Mischung aus Sonnenschein, Wolken und teils kräftigen Gewittern.

Die Zahl der Tage mit mindestens 30 Grad (Hitzetage) hat sich im Juni in den vergangenen Jahrzehnten in den tiefen Lagen Österreichs verdoppelt bis vervierfacht, wie eine Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt: So gab es zum Beispiel in den Landeshauptstädten in einem durchschnittlichen Juni im Zeitraum 1961 bis 1990 ein bis zwei Hitzetage. 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Juni schon zwischen zwei (Bregenz) und fünf (Innsbruck) Hitzetage.

Die Rekorde stammen alle aus der jüngeren Vergangenheit. An der Spitze liegt Innsbruck mit 17 Hitzetagen im Juni 2019. 2021 erlebte Österreichs den drittwärmsten Juni der Messgeschichte, es gab sehr viele Tage über 30 Grad. Damit bestätigte der Juni 2021 die massive Erwärmung in den letzten Jahren. Von den zehn wärmsten Juni-Monaten der 255-jährigen Messgeschichte Österreichs waren acht seit dem Jahr 2000.

„Die Klimakrise wird in vielen Ländern dieser Welt auch immer mehr zur Gesundheitskrise. Immer früher verzeichnen wir Hitzewellen und Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius, auch in Österreich“, so Rauch. „Was für die einen mit Badespaß und Eis essen verbunden ist, ist für viele Menschen – vor allem Ältere und Menschen in Großstädten – eine große gesundheitliche Bedrohung.“ Mit steigender Temperatur werde das Herz-Kreislaufsystem stärker beansprucht, das Gesundheitsrisiko dürfe man nicht unterschätzen.