Kategorie Innovation & Technologie - 15. März 2024

»Klima. Wissen. Handeln!« – Technisches Museum Wien startet Dauerschau zum Klimawandel

Der menschgemachte Klimawandel ist nun auch fixer Bestandteil der Dauerausstellung des Technischen Museum Wien (TMW). Unter dem Titel „Klima. Wissen. Handeln!“ gelingt dem Haus in Wien-Penzing ein sehr eindrucksvoller Einblick in das vielleicht drängenste Thema unserer Zeit.

Neben einem diversen Überblick in die Vielschichtigkeit des Klimawandels zeigt die Schau neben verschiedensten Perspektiven auf die Thematik auch Handlungsmöglichkeiten auf. Mit dieser Ausstellung „am Puls der Zeit“ möchte das Technische Museum Wien auch seiner Verantwortung gerecht werden, durch Bewusstseinsbildung der in Österreich relativ weit verbreiteten Wissenschaftsskepsis entgegenzuwirken und den Besucherinnen das nötige Wissen zu vermitteln, um Ursachen und Folgen der Klimakrise zu erfassen.

Zur Eröffnung begrüßte Museumsdirektor Peter Aufreiter auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am Podium, wo sie neben Kurator Jochen Hennig über den ernsten Hintergrund der Dauerausstellung und die Klimakrise als gessamtgesellschaftliche Herausforderung sprach. Dass diese Ausstellung alle Menschen dazu einlade, sich bewusst zu machen, welche Ursachen und Auswirkungen der Klimawandel mit sich bringe, um „gemeinsam ins Handeln zu kommen“, sei Gewessler zu folge besonders hervorzuheben. „Unsere Generation trägt eine große Verantwortung. Nur durch unser aktives Engagement können wir eine lebenswerte Welt für unsere Kinder und Enkelkinder sichern.“

 

Greifbar wird der massive menschliche Einfluss auf den Planeten vor allem vom All aus – und hier legt das TMW im wahrsten Sinne des Wortes die Fakten auf den Hightech-Tisch. So sind in Zusammenarbeit mit der vom Tiroler Josef Aschbacher geleiteten Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Linzer Ars Electronica Solutions beispielsweise zwei Medienstationen entstanden, an denen vorrangig Besucherinnen ab zwölf bis 14 Jahren auf innovative Weise quasi hands-on begreifen können, wie man heutzutage mit Hochtechnologie in Form von zahlreichen Erdbeobachtungssatelliten den Status quo und die Veränderungen auf dem Planeten sichtbar machen kann.

So werden die mannigfaltigen Informationen optisch ansprechend auf ein aus Holz herausgefrästes 3D-Höhenmodell der Umgebung Wiens projiziert – mit einem Wischen lässt sich nachvollziehen, wie genau hier die Bodenfeuchtigkeit oder die landwirtschaftliche Nutzung gemessen und abgelesen werden kann. Einen derartigen Aufbau gibt es bisher noch keinen zweiten außerhalb von ESA-Einrichtungen, betonte TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter bei der Eröffnung.

 

Andernorts kann an einem Touchscreen-Tisch u.a. die Temperaturentwicklung in der Bundeshauptstadt in den vergangenen 40 Jahre dargestellt werden. Das lässt sich ebenso bedenklich an, wie etwa die Entwicklung von Österreichs größtem Gletscher – der Pasterze am Großglockner – oder jene der großen Eisflächen Grönlands bzw. der Amazonas-Regenwälder.

Alles in allem wissen wir also etwa durch das ESA-Erdbeobachtungsprogramm sehr gut darüber Bescheid, was klimatisch aktuell abläuft und in welche Richtung es ohne wirksame Gegenmaßnahmen gehen kann. Wie umkämpft die eigentlich entwaffnend eindeutigen Befunde aber immer noch sind, und wie das auch aus psychologischer Sicht erklärt werden kann, ist ebenso Teil der neuen Schau im Erdgeschoß des TMW. Aufreiter sah bei der Präsentation des ersten Teils der noch bis 2026 laufenden umfassenden Überarbeitung der Dauerschauen seines Hauses uns Menschen nicht nur in einem Zwiespalt sondern in einem „Trispalt“.

 

„Wir sind gleichzeitig Opfer, Zeuge und Täter“, so Aufreiter. All das sollte in „Klima. Wissen. Handeln!“ mitbehandelt werden, ohne in eine ausweglose, düstere Dystopie abzudriften. Es gehe eben auch darum, Handlungsoptionen aufzuzeigen und zum Handeln anzuregen, erklärte die Projektleiterin Gudrun Ratzinger im Gespräch mit der APA.

Bevor es aber am Ende der vielfach recht interaktiven Ausstellung dorthin geht, haben Besuchende noch ein besonderes technisches Schmankerl vor sich: den „Future Simulator“. Darin wird man von einer KI mit allerlei Fragen zum Klimawandel konfrontiert. Die Bewegungen der Gruppenmitglieder in dem Raum im Raum werden automatisch getrackt, so kann im Stile der Kinder-TV-Show „1,2 oder 3“ in Echtzeit abgestimmt werden. Das führt dann in verschiedene Zukunftsszenarien, die unterstützt durch das „Climate Change Center Austria“ (CCCA) dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen.

Apropos Wissenschaft: Sie kommt etwa in Form von zahlreichen Video-Interviews mit Aschbacher oder der Meteorologin Helga Kromp-Kolb zu Wort und zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, an deren Eingang eine Filminstallation des stilistisch unverkennbaren Wiener Dokumentarfilmers Nikolaus Geyerhalter zu sehen ist. Eine der neuen Aufgaben von Museen moderner Prägung sei nun einmal auch das Abbauen von Wissenschaftsskepsis – ein vor allem in Bezug auf den Klimawandel in Politik und Bevölkerung durchaus weit verbreitetes Phänomen.

Im Gegensatz zu vielen anderen gesellschaftlichen Akteuren sei man als Museum hier in einer besonderen Position: Als eine von wenigen Institutionen werde Museen auch heutzutage durchaus „große Glaubwürdigkeit“ attestiert. Daher wolle man eben „die Fakten auf den Tisch legen“ und am lebhaften gesellschaftlichen Diskurs aktiv mitwirken, so Aufreiter.