Kategorie Klima- & Umweltschutz - 29. Juli 2021

»Unsägliches menschliches Leid« – Warnung der Wissenschaft vor Klimanotfall

Rund zwei Jahre, nachdem mehr als zehntausend Wissenschaftl:innen aus rund 150 Ländern gemeinsam einen weltweiten Klima-Notfall erklärt hatten, haben sie diesen nun erneut betont und sofortige Veränderungen gefordert. Diese Veränderungen seien dringlicher denn je, um das Leben auf der Erde zu schützen, heißt es in einem am Dienstag im Fachjournal „BioScience“ veröffentlichten Artikel.

Zu den ursprünglich rund 11.000 Wissenschaftler:innen seien noch einmal mehr als 2.800 weitere Unterzeichnende hinzugekommen. Seit der ursprünglichen Erklärung des „Klima-Notfalls“ 2019 hätten zahlreiche Ereignisse wie Flut-Katastrophen, Waldbrände und Hitzewellen deutlich gemacht, welche Konsequenzen es habe, wenn auf der Erde einfach weitergemacht werde wie bisher, hieß es.

CO2-Konzentration hoch wie nie

2020 sei beispielsweise das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Im April 2021 sei die Kohlendioxid-Konzentration in der Erdatmosphäre so hoch gewesen wie noch nie seit Beginn von Messungen. Die Forschenden fordern unter anderem ein absehbares Ende der Verwendung von fossilen Brennstoffen sowie einen besseren Schutz der Artenvielfalt.

„Die extremen Klima-Ereignisse und Muster, die wir in den vergangenen Jahren – und sogar nur in den vergangenen Wochen – beobachtet haben, unterstreichen die gestiegene Dringlichkeit, mit der wir die Klimakrise angehen müssen“, erklärte Co-Autor Philip Duffy vom Woodwell Climate Research Center im US-Bundesstaat Massachusetts.

Müssen unser Handeln rasch ändern

„Es gibt wachsende Anzeichen dafür, dass wir uns Wendepunkten von verschiedenen Systemen der Erde – wie den Warmwasser-Korallenriffen, dem Amazonas-Regenwald und der Eisdecke der West-Antarktis und Grönlands – nähern oder diese sogar schon überschritten haben“, betont Co-Autor William Ripple von der Oregon State University. „Wir müssen unser Handeln rasch ändern, und Klima-Vorgaben sollten Teil der Corona-Wiederaufbaupläne sein, wo immer das möglich ist.“

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Bereits 2019 hatten die Wissenschafter gewarnt: Wenn sich das menschliche Verhalten, das zu Treibhausgasausstoß und anderen den Klimawandel begünstigenden Faktoren führt, nicht grundlegend und anhaltend verändere, sei „unsägliches menschliches Leid“ nicht mehr zu verhindern.

Auch für Co-Autor Thomas Newsome von der Universität Sydney sind die steigende Zahl der Desaster, die im Zusammenhang mit dem Klima stehen, und die Hitzerekorde klare Warnsignale. Außerdem erklärt er: „Besonders beunruhigend ist auch, dass drei der meistverbreiteten Treibhausgase – Kohlenstoffdioxid, Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas) – sowohl im Jahr 2020 als auch bereits 2021 Rekorde bei ihrer Konzentration in der Atmosphäre gebrochen haben.“

Die kurze Verschnaufpause bei der Treibhausgas-Konzentration durch die Auswirkungen der Pandemie hielt also nicht lange an. Im vergangenen Jahr sorgte die Drosselung der wirtschaftlichen Nachfrage sowie Lockdown-Maßnahmen dafür, insbesondere den CO2-Ausstoß zu senken.