Kategorie Innovation & Technologie - 9. März 2021

­­­Kreislaufwirtschaft: Neues Recyclingprogramm startet mit 10 Mio. Euro Fördermitteln

Unser Wirtschaftssystem baut nach wie vor zu sehr auf eine take-make-use-waste-Philosphie, was soviel bedeutet wie, Rohstoffe der Umwelt entnehmen, billig produzieren, gebrauchen und bald wieder entsorgen. Dabei haben Materialströme für Produktion, Kosum aber auch Abfall globale Dimensionen erreicht, die Geowissenschaftler von einem neuen Erdzeitalter, dem Anthropozän sprechen lassen. Die Umwelt ist weltweit mit großen Mengen Schadstoffen belastet, selbst in den entlegensten Ecken der Erde, ob in der Antarktis, auf Gletschern oder am Meeresgrund lassen diese sich nachweisen.

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Damit mehr Produkte und Rohstoffe wiederverwertet werden, startet das Klimaschutzministeriums (BMK) ein neues Förderprogramm zur Kreislaufwirtschaft. Dafür stehen mit der Forschungs-, Technologie- und Innovationsinitiative der Kreislaufwirtschaftsstrategie ab sofort zehn Millionen Euro Fördermittel bereit.

Um von der Wegwerfgesellschaft wegzukommen, sollen die Mittel innovative Projekte fördern. Derzeit werden Produkte und Rohstoffe laut Ministerium nur zu circa 10 Prozent wiederverwertet. Die restlichen 90 Prozent werden am Ende ihres Lebenszyklus entsorgt. „Leider gehen wir viel zu verschwenderisch mit unseren wertvollen Ressourcen um“, kritisierte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Darum erarbeiten wir im Klimaschutzministerium die Kreislaufwirtschaftsstrategie für Österreich. Aber wir müssen jetzt handeln. Darum wirkt ein erster Teil unserer Kreislaufwirtschaftsstrategie schon heute. Mit der Forschungs-, Technologie-, und Innovationsinitiative stellen wir zehn Millionen Euro für Projekte zur Verfügung, die die Kreislaufwirtschaft fördern und weiterentwickeln.“

Der Wertschöpfungskreislauf. © BMK

Die Forschungs-, Technologie-, und Innovationsinitiative der Kreislaufwirtschaft beschäftigt sich mit den Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft, die sich entlang der Wertschöpfungsketten ergeben. Damit können mit Innovation und Technologie Schritte gesetzt werden, die zur Transformation unseres Wirtschaftssystems beitragen. Die 10 Millionen Euro des Klimaschutzministeriums stehen für die Förderung von innovativen Projekten, die an der Transformation des Produktionsprozesses vom linearen Wirtschaften hin zur Kreislaufwirtschaft arbeiten, bereit.

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft Werden Wiederverwendung, Reparatur und Recycling bereits im Design- und Herstellungsprozess von Produkten berücksichtigt, ist ein zentraler Schritt zur Kreislaufwirtschaft geschafft.

Sepp Eisenriegler, Leiter der Reparatur- und Servicezentrum RUSZ, dazu: „Unser Ressourcenverbrauch hat sich global seit den 80er Jahren verdreifacht. Das ressourcenvernichtende, lineare Wirtschaftssystem funktioniert nur auf der Basis doppelter Ausbeutung.“ In den Ländern des globalen Südens würden demnach Rohstoffe ausgebeutet, in den Schwellenländern Arbeitskräfte, die daraus viel zu billige Produkte herstellen, die wir im Norden kaufen, zu wenig wertschätzen und schnell wegschmeißen. Darum brauche es ganz dringend eine Kreislaufwirtschaftsstrategie unter Einbezihung aller Konsumentinnen und Konsumenten, „die weniger konsumieren und mehr reparieren. Dazu leisten wir mit dem Reparatur- und Servicezentrum einen wichtigen Beitrag.“

Die Erstellung der Kreislaufwirtschaftsstrategie soll einen branchenübergreifender Blick entlang von Wertschöpfungsketten ermöglichen und zudem neue Möglichkeiten für eine innovative Kreislaufwirtschaft bieten. Abfallprodukte können so zu wertvollen Rohstoffen für andere werden. Darüber hinaus wird auch die Wissenschaft in den Prozess eingebunden.

„Es ist klar, dass ein Wirtschaftsmodell, das auf der Extraktion von Rohstoffen basiert, aufgrund der Endlichkeit der Materialien und des hohen Energiebedarfs beim Abbau nicht nachhaltig ist, so die Ökonomin Sigrid Stagl vom Institut für Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien. „Eine Kreislaufwirtschaft sorgt dafür, dass Materialien so lange wie möglich in einem hochwertigen Zustand produktiv genutzt werden. Während und nach dem Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft können innovative Unternehmen neue Geschäftsfelder eröffnen und neue Geschäftsmodelle entwickeln.“ Die Erstellung der Kreislaufwirtschaftsstrategie sei dabei essenzieller Bestandteil für langfristig erfolgreiches Wirtschaften.

SERVICE: Link zur Auftaktveranstaltung der FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft