Kategorie Mobilität - 31. Juli 2015

Logistik: Neue Datendrehscheibe für den Transport

Auf Österreichs Straßen ist zu viel los, wenn man die Lkw miteinrechnet, die hier im letzten Jahr 450 Millionen Tonnen an Waren transportierten. Allein die Bahn verursacht 15 Mal weniger Treibhausemissionen als der Schwerverkehr auf der Straße; der Gütertransport auf Wasserwegen ist noch umweltfreundlicher. Nach Forderung der EU im „Weißbuch Verkehr“ soll bis 2030 eine Verlagerung von 30 Prozent des Straßengüterverkehrs von Distanzen über 300 km auf Eisenbahn oder Schiff stattfinden.

„Dazu müssten derzeitige Stehzeiten bei Schleusen und Güterumschlagplätzen vermieden und die Transportkoordination von multimodalen Verkehren vereinfacht werden“, erklärt Andreas Pell vom Logistikum der FH Oberösterreich. Grund dafür ist ein Informationsmangel in der Logistik, der vielen Firmen teuer zu stehen kommt. Denn Unternehmen wissen oft nicht, wann genau ein Container geliefert wird oder wo er sich gerade befindet. Im Projekt „Triumph II“ arbeitet die FH OÖ – Logistikum Steyr gemeinsam mit den Partnern AIT, GS1 Austria, dem Ennshafen, RISC Software und der Viadonau an einer einheitlichen, EDI-Informationsschnittstelle für trimodale Umschlagplätze.

Die Datendrehscheibe vernetzt alle Partner in der Transportkette und die Verkehrsträger intelligent miteinander, wertet Daten automatisch aus und macht diese für die richtigen Stellen verfügbar. Sie ist nicht nur für große Lkw-Speditionen, Binnenschifffahrtsgesellschaften oder Eisenbahnverkehrsunternehmen interessant. „Insbesondere kleine Unternehmen profitieren von der Digitalisierung der Geschäftsprozesse, da nach wie vor alles per Telefon oder Mail abgewickelt wird“, so Pell. Oft kam es zu Medienbrüchen und Fehlinformationen. Ein weiterer Nachteil bisheriger logistischer Systeme war das Fehlen einer Vorplanung.

Wer zuerst kommt . . .

Beim derzeitigen Verkehrsmanagement werden Schiffe nach dem „First-come, first-serve“-Prinzip abgefertigt: Wer zuerst kommt, wird als Erster durchgeschleust. Für die Logistikzentrale am Umschlagplatz ist es wichtig zu wissen, wann ein bestimmter Container ankommt. Für den Kunden und den Versender, wo der Container sich befindet und wann die Ware zum Zielort gelangt. „In Containerterminals kommt es nicht selten zu Staus“, erklärt Pell. „Leere Container werden via Lkw zum Verlader gebracht und dort beladen, bevor sie wieder beim Terminal angelangt auf Bahn oder Schiff verladen, verschifft und später wieder per Lkw zum Zielort gebracht werden. Der Container muss nun noch zum Leercontainerdepot zurückgeführt werden.“

Hier sind viele Stakeholder involviert, die voneinander abhängig sind. Um lange Stehzeiten und eine unnötige Vergeudung von Zeit- und Arbeitsressourcen zu vermeiden, hat das Austrian Institute of Technology (AIT) ein neues Prognoseverfahren entwickelt, um etwa das Schlichten von Containern effizienter zu gestalten. An Knotenpunkten wie dem Verladeterminal behindern Container in Warteposition den Brückenkran, der auf die aktuell zu verladenden Container frei zugreifen können sollte. „Mithilfe komplexer Lösungsverfahren verbinden wir Ankunftsprognosen mit gezieltem Containermanagement“, erklärt der Dynamic Transportation Systems-Experte Matthias Prandtstetter vom AIT. Bleibt zu hoffen, dass sich all diese Entwicklungen positiv auf das Straßenbild auswirken werden. (Von Martin Walpot, Die Presse)