Kategorie Innovation & Technologie - 10. Januar 2020

Luftbelastung 2019: CO2-Emissionen im Verkehr gestiegen, Feinstaubwerte dagegen niedrig

Während die Zahl der Verunfallten im Verkehr tendenziell nach unten geht, sind die CO2-Emissionen in diesem Bereich im Vorjahr nach Angaben des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zum fünften Mal in Folge gestiegen. Der Verkehrssektor habe damit das nationale Klimaziel für das Jahr 2019 deutlich verfehlt und liege bereits 8,3 Millionen Tonnen vom Klimaziel für das Jahr 2030 entfernt. Insgesamt wurden im Verkehr im Vorjahr rund 24 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt.

Knapp 24 Millionen Tonnen CO2 wurden 2019 im Verkehr freigesetzt. © apa

2018 waren es noch 23,9 Millionen Tonnen, rechnete der VCÖ in einer Aussendung am Mittwoch vor. Der Abstand zum Klimaziel 2030 hat sich demnach in den vergangenen fünf Jahren um ein Drittel vergrößert und liegt nun bereits bei 8,3 Millionen Tonnen. Das Ziel sieht vor, dass im Verkehrsbereich im Jahr 2030 nur mehr 15,7 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen werden dürfen.

Für eine echte Verkehrswende ist es nun unablässig, die im Regierungsprogramm festgelegten Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots und zum Ausbau der Rad-Infrastruktur rasch umzusetzen. Die Infrastrukturpolitik sei endlich in Einklang mit den Klimazielen zu bringen, fordert auch der Verkehrsclub. Gelingen soll das beispielsweise im Verkehrsbereich über ein österreichweites Öffi-Ticket als klimaschonende Alternative zum Auto – es soll drei Euro pro Tag, also 1.095 Euro im Jahr, kosten. Für ein Bundesland soll es einen Euro pro Tag und für zwei Bundesländer zwei Euro pro Tag kosten. Für junge Menschen soll es eine noch günstigere Variante geben.

Auch durch eine Senkung der Energieabgabe auf Bahnstrom auf das europäische Durchschnittsniveau sollen Zug-Fahrscheine günstiger werden. Mit einer einheitlichen multimodalen Buchungsplattform soll zudem mehr Tarif-Transparenz erreicht werden und den Verkehr zur einer Mobilitätsdienstleistung (Mobility as a Service) machen.

Öffi-Ausbau

Verbessert werden soll das Angebot des Öffentlichen Verkehrs. Konkret soll ein weitgehend stündliches, ganztägiges ÖV-Angebot in ganz Österreich erreicht werden. Eine Öffi-Milliarde soll sowohl den Nahverkehr in und um Ballungsräume sowie den Regionalverkehr im ländlichen Raum stärken. Dazu gehört auch der Ausbau der pendler-relevanten Anlagen für Park&Ride sowie Bike&Ride an den Bahnhöfen.

© apa

Der Auto- und Busverkehr soll in den nächsten Jahren zunehmend elektrisch werden. Wenn möglich schon ab 2022, spätestens bis 2027 soll die Beschaffung des Fuhrparks der öffentlichen Hand auf emissionsfreie Fahrzeuge umgestellt werden, Autos mit Diesel- oder Benzinmotor müssen dann begründet werden. Ausnahmen gibt es für Sonderfahrzeuge wie besipielsweise Panzer und andere Fahrzeuge des Heeres.

Im Flugverkehr wird die Ticketabgabe künftig mit einheitlich 12 Euro pro Flug festgelegt. Auf der Kurzstrecke ist das eine deutliche Erhöhung um über 240 Prozent (bisher 3,50 Euro), auf der Mittelstrecke beträgt die Erhöhung 60 Prozent (bisher 7,50 Euro) und auf der Langstrecke (derzeit 17,50 Euro) sinkt sie um etwas mehr als 30 Prozent. Damit trifft die Änderung vor allem Billigflieger, die im Gegensatz zur AUA keine Langstreckenverbindungen anbieten.

Auch Dienstwägen in Firmen sollen durch stärkere steuerliche Anreize CO₂-frei werden. Die Normverbrauchsabgabe (NoVA) beim Kauf eines Neuwagens soll noch stärker ökologisiert werden. Nicht angetastet werden dürfte hingegen das sogenannte Dieselprivileg, also die steuerliche Förderung von Diesel gegenüber Benzin.

Beim Radverkehr setzt sich die neue Regierung altbekannte Ziele: Der Anteil soll bis 2025 auf 13 Prozent verdoppelt werden, kombiniert mit einem Radpaket sowie einem Aktionsprogramm für Kinder. Vorgesehen ist unter anderem der Ausbau von Radwegen, auch am Land. Fußgänger sollen in der Straßenverkehrsordnung (StVO) und im Straßenraum ebenfalls stärker berücksichtigt werden. Vor Schulen, im Ort sowie an Unfallhäufungsstellen soll die Verkehrssicherheit durch Temporeduktionen erhöht werden.

Auch wegen des Schadstoffausstoßes sollen die Geschwindigkeiten auf Österreichs Straßen sinken. Das umstrittene Pilotprojekt 140 km/h auf Autobahnen soll umgehend beendigt, die teils hohen Toleranzgrenzen bei Geschwindigkeitskontrollen sollen der Vergangenheit angehören.

Feinstaubbelastung ging nach unten

Die vorläufige Feinstaubbilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2019 weist die bisher niedrigste Belastung seit Beginn der Messungen im Jahr 2000 auf. Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter wurden im Jahr 2019 an maximal 16 Tagen an zwei Messstellen (Graz Don Bosco und Graz Süd) registriert, hieß es jüngst in einer Aussendung des Umweltbundesamtes. Als Gründe für die niedrige Belastung des Jahres 201 ließe sich demnach die sehr warme Witterung identifizieren.

2019 war nach 2018 und 2014 das drittwärmste Jahr seit Beginn der Temperaturmessungen in Österreich. Im gesamten außeralpinen Raum sowie im Klagenfurter Becken lag die Jahresmitteltemperatur um mehr als 2,5 °C über dem langjährigen Mittelwert (Klimaperiode 1981-2010); im Gebirge war die Temperaturabweichung etwas geringer. Alle Monate – außer dem sehr kühlen und sehr regenreichen Mai – wiesen überdurchschnittliche Temperaturen auf.

Die deutlich überdurchschnittlichen Wintertemperaturen hatten einerseits einen geringeren Heizenergiebedarf zur Folge und damit niedrigere Emissionen aus Raumheizung, andererseits waren auch die Bedingungen für die Ausbreitung der Schadstoffe günstiger. Grund dafür war vor allem das zu warme Wetter.

In den Wintermonaten 2019 traten zudem nahezu keine Hochdruckwetterlagen mit Zufluss kontinentaler Kaltluft auf. Diese Wetterlagen sind in Österreich für tiefe Temperaturen und ungünstige Ausbreitungsbedingungen von Luftschadstoffen verantwortlich.

Luftgütemessstelle in Enzenkirchen, Oberösterreich. © Umweltbundesamt

In den zehn Jahren davor lag die Anzahl der Tage mit Mittelwerten über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter an der höchst belasteten Messstelle zwischen 37 und 71 Tagen. Damit wurde 2019 erstmals weder das Grenzwertkriterium nach IG-L (Immissionsschutzgesetz-Luft; mehr als 25 Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter pro Kalenderjahr) noch das Grenzwertkriterium der EU-Luftqualitätsrichtlinie (mehr als 35 Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter pro Jahr) für PM10 überschritten.

Auch die Jahresmittelwerte für Feinstaub (PM10 und PM2,5) lagen deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre. An den meisten Messstellen wurde der niedrigste Jahresmittelwert seit Beginn der Messreihe registriert. „Als wesentlicher Faktor für die niedrige PM10-Belastung des Jahres 2019 lässt sich die sehr warme Witterung identifizieren“, schrieb das Umweltbundesamt.

Abgesehen von den meteorologischen Bedingungen war die PM10-Belastung im Jahr 2019 kaum von grenzüberschreitendem Schadstofftransport beeinflusst. 2019 gab es keine Tage mit Ferntransport hoch belasteter Luftmassen von Nordosten (Polen) und nur wenige Tage mit Ferntransport von Osten und Südosten. Die Hintergrundmessstelle Illmitz am Neusiedler See registrierte fünf Tage über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, an der Hintergrundmessstelle Klöch in der Südoststeiermark trat kein einziger PM10-Tagesmittelwert über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter auf.

Zuletzt wurden in den Jahren 2010 und 2011 großflächig Überschreitungen des IG-L-Grenzwertkriteriums an 74 bzw. 80 (von insgesamt ca. 130) PM10-Messstellen registriert. Bis 2013 nahm die Anzahl der von Grenzwertüberschreitungen betroffenen Messstellen auf 16 ab, in den Jahren 2014 bis 2018 registrierten jeweils zwei bis sechs Messstellen Grenzwertüberschreitungen gemäß IG-L.