Kategorie Mobilität - 27. Januar 2021

Luftfahrt in der Corona-Krise: Impfen & Testen fürs Abheben

Ein Luftfahrtgipfel erörterte Möglichkeiten und Maßnahmen zur Unterstützung für die heimische Luftfahrtbranche

Die Luftfahrt wurde, wie kaum eine andere Branche, von der Corona-Krise getroffen. Die Zahl der Airlines, die Wien anfliegen, hat sich von 75 auf nunmehr 38 annähernd halbiert. Die Flugbewegungen in Österreich nahmen um über 64 Prozent ab, während sich die Zahl der Passagiere an den heimischen Flughäfen sogar um drei Viertel verringerte. Aufgrund dieser Zahlen wurde auf nationaler und europäischer Ebene versucht, den Luftverkehrssektor bestmöglich in dieser Krise zu unterstützen. Dennoch ging die Bruttowertschöpfung der Luftfahrt in Österreich um 2,54 Mrd. EUR zurück und hat sich somit nahezu halbiert.

Grounded. Mehr als die Hälfte aller Flugzeuge in Europa blieb 2020 auf dem Boden. © AUA

„Die Bundesregierung hat als Antwort auf die Krise zahlreiche Unterstützungsleistungen ins Leben gerufen. Maßnahmen wie Kurzarbeit und die Investitionsprämie kamen auch der Luftfahrtbranche zu Gute. Dank der Kurzarbeit konnten 95 Prozent der Jobs in der Branche erhalten bleiben, dennoch hat die Krise knapp 2.300 Arbeitsplätze gefordert“, so Staatssekretär Magnus Brunner.

Auch die europäische Koordinationsstelle für Luftverkehrskontrolle Eurocontrol, hat den Negativ-Trend in einem Bericht mit konkreten Zahlen belegt und wagt eine Prognose zur Entwicklung 2021 und darüber hinaus.

Der Flugverkehr über Europa ist demnach gegenüber 2019 um 55 Prozent geschrumpft. Während im Vorjahr 11,1 Millionen Flüge über dem Kontinent gezählt wurden, waren es 2020 nur 5 Millionen. Auf diesem Niveau war der Flugverkehr zuletzt Mitte der 1980er-Jahre.

Der Tiefststand wurde im Frühling erreicht. Während des ersten Lockdowns fanden täglich 2.099 Flüge statt, ein Rückgang um 92,8 Prozent gegenüber 2019. Im Sommer gab es wieder mehr Flüge (Rückgang um 51 Prozent), während es im Herbst und Winter erneut einen stärkeren Rückgang gab (minus 73,1 Prozent).

Vor diesem Hintergrund hat Staatssekretär Magnus Brunner Vertreterinnen und Vertreter der Luftverkehrswirtschaft zum „Luftfahrtgipfel“ eingeladen: „Die Pandemie hat die Zeit in der Luftfahrt um Jahrzehnte zurückgedreht. 75 Prozent weniger Passagiere in Österreich und europaweit die Hälfte der Flugzeuge am Boden.“ Die Lage sei existenzbedrohend und auch das nächste halbe Jahr würde den Unternehmen einiges abverlangen. Dennoch sei es wichtig, jetzt über den Neustart der Luftfahrt zu reden: „Damit sich Airlines und Flughäfen entsprechend auf ein steigendes Verkehrsaufkommen vorbereiten können und Passagiere, wenn sich die Lage bessert, sicher von A nach B kommen. Denn die Reiselust ist spürbar und der nächste Sommer kommt bestimmt.“

„Doppeltest-Strategie für Hochrisikogebiete“

Aufgrund der Mutation des SARS-CoV-2-Virus hat Österreich Landeverbote für Länder wie Großbritannien und Südafrika verhängt. Diese haben zu einem erneuten Rückgang der Flugbewegungen geführt – knapp mehr als ein Drittel der Vorjahresflüge finden sich in den ersten Jänner-Wochen am europäischen Himmel. „Die Landeverbote sind als rasche Maßnahme wichtig, um eine starke Ausbreitung der unbekannten Mutationen zu verhindern.

 

In einem weiteren Schritt ist nun jedoch wichtig, sich weg von Landeverboten und hin zu strengeren Beschränkungen für Einreisende aus Hochrisikoländern zu bewegen, wie seitens der EU-Kommission vorgeschlagen. Ziel ist es, alle Passagiere aus Hochrisikoländern, die Österreichischen Boden betreten, vor Abflug zu testen und dann gemäß der aktuellen Einreisebestimmung die Quarantäne antreten zu lassen, um eine doppelte Sicherheit zu gewährleisten“, so Brunner.

Im Rahmen des Gipfels wurden darüber hinaus mögliche Optionen für ein sicheres Reisen in den Sommermonaten diskutiert. Weitgehend setzt die Branche Hoffnungen in flächendeckende Impf- und Testmöglichkeiten, um den ersehnten Aufschwung im Sommer zu erreichen.

„Ziel ist es, dass alle Passagiere, die eine Flugreise antreten, einen negativen Test oder eine Impfung gegen Covid-19 vorweisen können. Im Rahmen der Arbeitsgruppe soll erarbeitet werden, wie die lückenlose Kontrolle in der Praxis funktionieren kann. Für die Umsetzung des Vorschlags werden europäische Partner gesucht, denn für unbürokratische Kontrolle und einfaches und sicheres Reisen braucht es einheitliche Standards“, so Brunner.

„Klar ist dabei aber auch: es geht nicht um eine Impfpflicht durch die Hintertür. Österreich setzt auf Freiwilligkeit in Bezug auf die Covid-Impfung. Für Menschen, die sich nicht impfen lassen können oder möchten, muss es ebenfalls Lösungen geben, wie eben die Tests“, hält Brunner abschließend fest.

Langsame Erholung

Eurocontrol prognostiziert, dass sich 2021 der (wirtschaftlich) negative Trend in der europäischen Luftfahrt fortsetzen wird. Vor allem in den ersten Monaten des Jahres werde der Flugverkehr auf einem Niveau 50 bis 60 Prozent unter jenem von 2019 verbleiben. Danach soll es jedoch wieder bergauf gehen.

Die IATA geht für 2021 dennoch von einem Gesamtverlust von 38,7 Milliarden Dollar für die Branche aus. Das wäre weit mehr als doppelt so viel wie sie in ihren Prognosen im Sommer des vergangenen Jahres angenommen hatten. Dem internationalen Verband zufolge würde 2021 damit zum zweitschwersten Verlustjahr in der Geschichte der Luftfahrt.

Nur wenn die Corona-Impfstoffe schnell verteilt werden und zudem deutlich mehr Passagiere mit Hilfe von negativen Schnelltests reisen dürfen, erwartet die IATA zur Jahresmitte eine Erholung der Ticketnachfrage.

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